Wirtschaft

Freudenberg: Rauch Möbel verkauft Spanplattenwerk

Die Rauch Möbelwerke Freudenberg trennen sich von ihrem Spanplattenwerk in Markt Bibat (Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim). Neuer Eigentümer ist die österreichische Egger Gruppe (St. Johann in Tirol).

Von 
Gerd Weimer
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Das Spanplattenwerk von Rauch in Markt Bibart. © Rauch Möbel

Freudenberg/Markt Bibart. Wie die Unternehmen am Montag in einer gemeinsamen Presseerklärung mitteilten, ist der Kaufvertrag am 8. September unterzeichnet worden. Über den Kaufpreis und weitere Details des Geschäfts sei Stillschweigen vereinbart worden, hieß es.

Konzentration auf die Möbelwerke von Rauch

Die Rauch Gruppe fokussiere sich nach dem Verkauf voll auf die Weiterentwicklung ihrer Möbelwerke, um damit ihre starke Marktposition weiter auszubauen, heißt es in der Mitteilung. Das Werk in Mittelfranken gehörte seit 1958 zu Rauch. Dort werden die Spanplatten hergestellt, aus denen in den Rauch-Werken Freudenberg, Bürgstadt und Mastershausen Möbel produziert werden.

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Mittlerweile, so heißt es in der Mitteilung, beliefere das Spanplattenwerk nicht mehr nur die Rauch Möbelwerke, sondern auch weitere nationale und internationale Möbel- und Türenkunden. „Da in den vergangenen Jahren der Lieferanteil an Drittkunden und damit das Produktspektrum kontinuierlich zugenommen haben, haben wir uns von der ursprünglichen Geschäftsidee nach und nach gelöst“, wird Rauch-Chef Rainer Hribar zitiert.

Um langfristig im Spanplattenmarkt wettbewerbsfähig zu bleiben, bedürfe es hoher Erweiterungsinvestitionen. Die Egger Gruppe habe die Kraft, das Potential des Standorts Markt Bibart zu heben, und „Rauch kann sich nun voll auf die Weiterentwicklung der Möbelwerke fokussieren“, so Hribar.

Hohe Verluste der Rauch Möbelwerke

Kraft, die den Rauch Möbelwerken offenbar fehlt. Das traditionsreiche Unternehmen, das 2022 sein 125-jähriges Bestehen feierte, rutschte vor etwa zwei Jahren in die Krise. Hatten sich die Geschäfte zunächst dank einer Sonderkonjunktur in der Corona-Pandemie gut entwickelt, gab es anschließend einen dramatischen Einbruch, in deren Folge es zu einem Stellenabbau kam.

Im Geschäftsbericht für das Geschäftsjahr 2021/22 verzeichnete Rauch einen Fehlbetrag von 12,5 Millionen Euro. Im Jahr zuvor hatte es noch einen Überschuss von rund sechs Millionen Euro gegeben. Die Umsatzerlöse sind allerdings von 294 Millionen Euro auf 308 Millionen Euro gestiegen. Der große Verlust muss also mit stark gestiegenen Kosten zusammenhängen.

Mit dem Kauf des Rauch Spanplattenwerks in Deutschland verfolge die Egger Gruppe konsequent ihre Strategie des Wachstums aus eigener Kraft und könne ihre Stellung auf dem europäischen Markt weiter stärken, heißt es in der Pressemitteilung. Vorbehaltlich der Erteilung der kartellrechtlichen Genehmigung werde das Werk in Markt Bibart der 22. Produktionsstandort der weltweit tätigen Gruppe.

Rasche Integration

„Die langjährige Expertise der Belegschaft in Markt Bibart gemeinsam mit den Synergieeffekten, die sich aus unserer Gruppenpräsenz ergeben, ermöglicht großes Wachstumspotenzial für den Standort“, wird Thomas Leissing, Sprecher der Eggert-Geschäftsführung zitiert. Das Werk in Markt Bibart verfüge über Anlagen zur Produktion von Rohspanplatten mit einer Kapazität von bis zu 650 000 Kubikmetern jährlich.

Die Belieferung der Rauch Möbelwerke werde auch nach der Übernahme langfristig fortgeführt. Darüber hinaus sehe Egger große Chancen, das Geschäftsmodell in Deutschland um Kunden, die Spanplatten in einer bestimmten Größe benötigen, zu erweitern.

Egger strebe in Hinblick auf Prozesse und Systeme eine rasche Integration des Standorts in die Gruppe an. Zudem prüfe der Holzwerkstoffhersteller bereits erste Investitionsvorhaben am Standort. Egger werde alle 195 Mitarbeitenden des Rauch Spanplattenwerks übernehmen.

Das seit 1961 bestehende Familienunternehmen ist nach eigenen Angaben ein international führender Holzwerkstoffhersteller mit über 11 000 Mitarbeitenden und Produktionsstandorten in Europa und Amerika. Auch zwei Werke in Russland gehören dazu. Dort produziert Egger lediglich für den russischen und benachbarten Markt, wie eine Unternehmenssprecherin auf FN-Anfrage erläuterte.

Es gebe keine Verbindung zwischen den EU-Sanktionen infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und dem Kauf des deutschen Werks. Egger, ein Komplettanbieter für den Möbel- und Innenausbau, erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2022/2023 einen Umsatz von 4,45 Milliarden Euro. Der operative Gewinn lag bei 602,5 Millionen Euro.

Redaktion Reporter Wertheim

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