Creglingen. Wasser und Abwasser werden in Creglingen massiv teurer, bis zu 50 Prozent steigen die Gebühren – rückwirkend zum 1. Januar 2024. Die Wassergebühren erhöhen sich um rund 19 Prozent, die Abwassergebühren um satte 50 Prozent. Der Gemeinderat stimmte dem Verwaltungsvorschlag in seiner Sitzung am Dienstag im Romschloss zu – mit Bauchgrummeln zwar, aber wissend, dass ihm die Hände gebunden sind, weil die Gebühren kostendeckend sein müssen. Und die Kosten sind zuletzt stark gestiegen, etwa für Strom, der gerade bei der Abwasserbeseitigung stark zu Buche schlägt.
Kämmerin Lara Jungwirth stellte zunächst die Kalkulationen für Wasser (für den Zeitraum 2024 und 2025) sowie Abwasser (2024) vor. Beim Wasser erhöht sich gemäß dieser Kalkulation die Verbrauchsgebühr von 2,64 Euro/Kubikmeter auf 3,14 Euro/Kubikmeter, was einer Erhöhung von rund 19 Prozent entspricht. Großabnehmer – die mehr als 500 Kubikmeter im Jahr verbrauchen, erhalten ab dem 500. Kubikmeter einen zehnprozentigen Rabatt und zahlen damit dann 2,83 Euro/Kubikmeter. Dazu kommt noch die monatliche Grundgebühr, die unverändert blieb und zwischen 6,56 und 39,37 Euro liegt. Noch gravierender ist der Gebührenanstieg beim Abwasser. Hier brachte die Kalkulation folgende Zahlen: Schmutzwasser 4,85 Euro/Kubikmeter (bisher 3,20 Euro), was einer Steigerung um rund 50 Prozent entspricht. Niederschlagswasser: 0,37 Euro/Kubikmeter (bisher 0,24 Euro).
Der starke Anstieg ergibt sich unter anderem auch dadurch, dass es im Jahr 2019 eine Überdeckung gegeben hatte – das heißt, die Stadt hatte mehr Einnahmen als Ausgaben und musste dies im Jahr 2020 entsprechend berücksichtigen. Ohne diesen Effekt hätte die Abwassergebühr bisher nicht bei 3,20 Euro sondern bereits bei rund 3,67 Euro gelegen und der Sprung auf 4,85 Euro wäre nicht ganz so gravierend gewesen. Ungeachtet dessen ist der Anstieg der vermutlich stärkste, den es bisher gegeben hat. Entsprechend lange Gesichter gab es in den Reihen des Gemeinderates. „Das ist brutal“, meinte Rosi Kuhn. Da mochte niemand widersprechen. Bürgermeister Uwe Hehn erklärte die starke Steigerung unter anderem mit der Verdreifachung der Stromkosten für die Stadt und den zahlreichen Sanierungsmaßnahmen. Die Wasserverbände NOW und HWG planen zudem zahlreiche Maßnahmen im Leitungsnetz, „da steigen logischerweise die Gebühren, das kann keiner verhindern“, so der Verwaltungschef. Besonders paradox: Je mehr die Verbraucher Wasser sparen, desto teurer wird das kostbare Nass, da die Infrastruktur trotzdem unterhalten werden muss.
Kämmerin Lara Jungwirth kündigte an, dass die Stadt den Bürgern neue Gebührenbescheide zustellen wird. Die erst kürzlich zugestellten Bescheide sind damit Makulatur. Sie enthalten die jetzt beschlossene Gebührenerhöhung noch nicht – so dass den Verbrauchern am Ende des Jahres massive Nachzahlungen drohen würden. Um das zu verhindern, werden die Abschlagszahlungen nun nochmals aktualisiert.
Zuhörer Walter Wörrlein kritisierte den Rabatt für die Großabnehmer wie Landwirte, Gaststätten oder Betriebe. In einem Brief an alle Mitglieder des Gemeinderats hatte er seine Argumente zusammen gefasst. „Ich wollte den Gemeinderat darauf aufmerksam machen, dass die Sache ungerecht ist“, betonte Walter Wörrlein in der Sitzung. Er kritisierte, dass durch den gewährten Rabatt für Großabnehmer die Gebühr für Normalverbraucher höher als nötig ausfalle, um rund acht Cent. Auch eine durchaus mögliche Senkung der Grundgebühr, wie vom Büro Häuser bereits im Juli 2022 vorgeschlagen, sei nicht erfolgt. Walter Wörrlein forderte, dass Verwaltung und Gemeinderat „die Gesamtgemeinde betrachten“ müssten – so aber würden 96 Prozent der Verbraucher den Rabatt für vier Prozent der Abnehmer mit bezahlen. Bürgermeister Uwe Hehn verwies darauf, dass das Landratsamt „die Satzung seit Urzeiten genehmigt“. Jedem stehe es frei, gegen den Bescheid vorzugehen und Widerspruch einzulegen.
Bei einem Zwei-Personen-Haushalt, der zirka 80 Kubikmeter Wasser im Jahr verbraucht, betragen die Mehrkosten beim Wasser rund 40 Euro und beim Abwasser zirka 132 Euro.
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