29. Taubertal-Open-air

Rothenburg: Taubertal-Festival lässt Eiswiese beben

Das Taubertal-Festival begeistert wieder die Fans. Seit Donnerstag gibt es ein abwechslungsreiches Musikprogramm. Knapp 16.000 feiern friedlich auf der Eiswiese.

Von 
Daniela Pfeuffer und Bastian Luksch
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Die Fans feiern. © Bastian Luksch

Rothenburg ob der Tauber. Herrliches Wetter machte das Taubertal-Festival in den vergangenen Tagen erneut zu einer Partylocation für rund 16.000 Gäste aus Nah und Fern. „Nicht ganz ausverkauft“, lautet die Bilanz deshalb. Etwa 200 Tickets hätten noch Käufer gesucht, aber diese Zahl ist beim Erfolg des 29. Taubertal-Open-air wirklich nur ein Nebenaspekt.

Los ging es am vergangenen Mittwoch mit den Anreisen – und es hätte auch keinen Moment früher sein dürfen, denn der starke Dauerregen der letzten Wochen musste erst noch abtrocknen. Aber so hatte das Wetter perfekte äußere Bedingungen geschaffen: Die Campingflächen waren abgetrocknet und nur die viel befahrenen und belaufenen Stellen staubig, die Aufenthaltsflächen hingegen genau richtig, Waldbrandgefahr herrschte auch keine und sogar die riesige Festivalfläche im Tal hielt dem Besucheransturm stand: Kein Matsch, sondern nur platt getretenes grünes Gras.

Camping: Baden-Württemberger Landwirte sind eine feste Bank

Zwei wesentliche Neuerungen fallen in diesem Jahr auf: Auf der Landesstraße zwischen Reutsachsen und Rothenburg ist in diesem Jahr auf der rechten, bayerischen Seite überhaupt gar kein Campingbereich mehr. Dafür geht es auf der baden-württembergischen Seite umso mehr rund: Die Fahrzeuge stehen auf separaten Bereichen bis nach Reutsachsen und der kleine Betonplattenweg, der früher das Campinggelände mehr oder weniger abgrenzte, ist in diesem Jahr die „Hauptstraße“, da sich die Camps links und rechts davon ausbreiten. Und mittendrin von Anfang an: Friedrich Branz aus Reutsachsen – der als „Bauer Fritz“ mit einem alten Traktor-Anhänger-Gespann als Shuttlefahrer das Gepäck vom Pkw-Parkplatz zum jeweiligen Zeltplatz bringt und dabei schlitzohrig für jeden Spaß zu haben ist. Den Kindergarten im Oberrimbach freut´s schon jetzt: Denn die Einnahmen spendet „Bauer Fritz“ für den guten Zweck. Damit steht „Bauer Fritz“ symbolisch für die vielen, vielen helfenden Hände rund um´s Festival – und das wird auch von den Gästen angemerkt: „Jeder macht seinen Job, egal ob Security, die Crew und sogar die Polizei – alles läuft hier total entspannt“.

Doppelter Spaß. © Bastian Luksch
Voll konzentriert. © Bastian Luksch
Das Publikum ist eingebunden. © Bastian Luksch

Neuerungen in 2025

In diesem Jahr finden sich auf dem „Campingplatz Berg“ im Festivaldorf zwei Bühnen – einmal für das Nachmittagsprogramm, beispielsweise mit dem „Würzburger Kneipenchor“ und für die After-Show-Party nach Ende des Programms auf dem Hauptgelände im Tal. Diesen Bereich sponsert ein Tabakwarenhersteller, was auch ein Fingerzeig dafür ist, welche Budgets hinter dem Taubertal-Festival hängen.

„After-Show-Party auf dem Campingplatz Berg?“, fragten sich viele Festivalbesucher in diesem Jahr – und so war diese Neuerung auch mit einigen enttäuschten Kommentaren der Festivalbesucher belegt, denn der beliebte Steinbruch ist weggefallen. Zwar gab es im Steinbruch immer wieder gefährliche Situationen und es konnte auch nur eine begrenzte Anzahl an Gästen eingelassen werden – aber dennoch fand diese Eventlocation großen Anklang aufgrund der tollen Stimmung und der idealen Lage auf halber Höhe zwischen Camping und Festivalgelände. Vielleicht ergibt sich im nächsten Jahr eine bessere Lösung.

Aus diesem Wegfall resultierte dann auch noch die dritte Neuerung in diesem Jahr, denn im Steinbruch startete immer schon am Donnerstag das Programm – und so wurde in diesem Jahr am Donnerstag eine „Silent Disco“ veranstaltet – Gäste liehen sich Kopfhörer und konnten so ihrer Musik lauschen. „Total irre war es dann, die Kopfhörer abzunehmen, es war sehr skurril, rings herum war alles still und jeder sang schief vor sich hin und tanzte dazu“, so der Kommentar eines Festival-Besuchers zum „Warm Up“ am Donnerstag. Für die Nachbarschaft und ein gutes Miteinander ist dieses Konzept am Donnerstagabend aber sicherlich förderlich.

Volle Eiswiese. © Daniela Pfeuffer
Bauer Fritz im Einsatz. © Daniela Pfeuffer
Mal abkühlen zwischendurch. © Daniela Pfeuffer

Sehenswertes Programm auf der Taubertal-Stage

Auf der Taubertal-Stage startete das Festival am Donnerstag mit dem Warm-Up und der Band „Dubioza Kolektiv“. Weiter ging es mit den Crossover-Legenden „H-Blockx“, die mit Hits wie „Risin‘ High“ der Menge einheizten. Anschließend folgte das Hip-Hop-Duo „Mehnersmoos“ mit sarkastischem Rap wie in „Bir“. Neuerdings zeigen sich die beiden Südhessener aber auch von ihrer rockigeren Seite.

Der Freitag begann auf dem Festival Village mit Yoga, ersten Bands und dem Flunkyball-Turnier, bei dem die letztjährige Siegermannschaft „PSG Mayence“ nach Elmshorn zur Flunkyball-Weltmeisterschaft reisen durfte. Um 14.15 Uhr begann auf der Sounds for Nature Stage das traditionell auf dem Taubertal-Festival stattfindende Emergenza Bandcontest Finale. Doch auch andere Bands wie „From Fall To Spring“ traten auf, bekannt aus dem deutschen ESC-Vorentscheid 2023 und der diesjährigen „Chefsache ESC 2025“. „Stefan Raab hat uns ehrenlos rausgekickt“, frotzelten die Zwillinge und Sänger der Band Philip und Lukas Wilhelm. Dennoch zeigten sie sich dankbar: „Aber er hat uns die Möglichkeit gegeben, uns vor einem extrem großen Publikum zu präsentieren.“

Mit Hop-Hop eröffneten „Hilltop Hoods“ die Taubertal Stage. Anschließend stand diese voll im Zeichen der Rockmusik: Mit „Enter Shikari“, „I Prevail“ und „Papa Roach“ spielten drei Bands aus der Szene, die jedoch teilweise auch weit darüber hinaus bekannt sind. „I Prevail“, schon mehrfach für den Grammy nominiert gewesen, präsentierte ihre alten und auch neuen Songs mit neuem Sänger, der es schaffte, das Publikum mitzureisen. Der Aufforderung nach „Moshpits“ zu Hits wie „Hurricane“, „Gasoline“ oder dem neuen „Violent Nature“ kam das Publikum in den vorderen Reihen gerne nach. Bei „Papa Roach“ warteten natürlich alle auf den Überhit „Last Resort“. Doch die Band nutzte den Headliner-Auftritt, um zu zeigen, dass man sie nicht auf das eine Lied reduzieren sollte – mit „Kill The Noise“ haben sie erst vor wenigen Jahren wieder einen Hit gelandet. Nebenan spielte „Kasi“, der mit „meinen die uns“ gleichzeitig für Stimmung sorgte und seine ablehnende Meinung zur AfD kund tat. Anschließend konnte man den Tag auf dem Festival Village zu später Stunde mit „Lagerfeuerrotz“ ausklingen lassen.

Zusammen macht es am meisten Spaß. © Daniela Pfeuffer
Stillleben. © Daniela Pfeuffer
Party pur. © Daniela Pfeuffer

Tolle Bands am Samstag

Madsen traten bereits zum achten Mal im Taubertal auf – und sie sorgten am frühen Samstagabend für die nötige Stimmung. Die Hauptbühne wurde in diesem Jahr mit einem Podest versehen, auf dem die Künstler noch näher zum Publikum gehen und mit den Feiernden in Interaktion treten konnten. Diese Nähe zwischen Künstlern und Publikum ist sowieso etwas, das das Taubertal auszeichnet und von den Gästen immer wieder positiv erwähnt wird. Die Madsenbrüder gründeten die Band Mitte der 90er Jahre und treten seit 2004 unter dem Bandnamen „Madsen“ auf. Sie verbinden Elemente aus Rock, Punk und Pop zu einer gut tanzbaren Musik, die viele Fans findet.

„01099“ – so lautet der kreative Bandname einer Rapcrew aus Dresden, dies ist nämlich die Postleitzahl ihres Herkunftsortes. Gustav, Zacki, Dani und Paul hatten sich bereits im Sandkasten kennengelernt und im Jahr 2018 formiert. Bandmitglied Dani pausiert im Moment, um sein Studium voranzutreiben. Mehrfach wurde die Gruppe für ihre Hip-Hop-Titel ausgezeichnet – und auch auf dem Taubertal-Festival fanden ihre gefälligen Songs zahlreiche Fans.

Den Abschluss auf der Hauptbühne am Samstag bildete der Berliner Deutschrapper „Kontra K“, der in seinen frühen Jahren durchaus ein „Brutalo-Image“ pflegte, in Drogengeschäfte verwickelt war und durch schwulenfeindliche Äußerungen auffiel, inzwischen aber deutlich gemäßigter auftritt. „Kontra K“ ist bekannt durch etliche Chartplatzierungen, wie beispielsweise „Die Hoffnung klaut mir niemand“, das im November 2023 auf Platz eins der deutschen Albumcharts eingestiegen ist.

Auffällig ist, dass die Bands auf der kleineren „Sounds for Nature“-Bühne in jeden Jahr mehr Zuhörer anziehen. So stehen „Revnoir“, „Heisskalt“, „Team Scheisse“ oder „Thormesis“ für echte Alternativen und bilden zeitversetzt Genres ab, die auf der Hauptbühne nicht zum Zug kommen. Die Besucher bemerken also deutlich, dass die Veranstalter sich alle Mühe geben, jedem gerecht zu werden. Das beginnt bei der Musikauswahl, dem Umweltschutz, dem Umgang mit dem Helferpersonal und Kompromissen für gutnachbarschaftliche Beziehungen – das alles mit dem Ziel, auch im nächsten Jahr – bei der dann 30. Jubiläumsausgabe des Taubertal-Festivals – ein erfolgreiches Großevent auf die Beine zu stellen und wieder zigtausende junge Leute zu begeistern.

Madsen gibt Vollgas. © Daniela Pfeuffer
Kontra K markiert am Samstag den Abschluss. © Daniela Pfeuffer
Das Taubertal-Festival begeisterte mit vielen tollen Auftritten. © Daniela Pfeuffer

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