Milchwirtschaft

Hohenloher Molkerei steht vor der größten Investition ihrer Geschichte

Von 
Jürgen Stegmaier
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Ilshofen. Die Hohenloher Molkerei in Schwäbisch Hall legte bei ihrer Generalversammlung in Ilshofen aktuelle Zahlen vor. Die verarbeitete Milchmenge geht demnach zurück. Der Preis steigt weiter. Die bisher größte Investition steht an.

Das Vieh der Milchbauern, die ihre Betriebe aufgegeben haben, wurde oft von Kollegen übernommen. So blieb die Milchmenge, die an die Molkerei geliefert wurde, zumindest gleich. Das hat sich im Lauf der Jahre geändert. Inzwischen halten weniger Landwirte weniger Kühe. Für die Hohenloher Molkerei hat das zur Folge, dass weniger Milch angeliefert wird. Weil die Preise erheblich angezogen haben, steigt der Ertrag des genossenschaftlichen Betriebs dennoch.

Damit die Milchmenge künftig wieder steigt, die Hohenloher Molkerei ihre Kapazität auslasten kann, soll das Einzugsgebiet erweitert werden. Anfragen von Milchbauern aus der erweiterten Region würden vorliegen. Der Geschäftsführende Vorstand Martin Boschet spricht von einem Effizienz-Kartenhaus, das zusammenbrechen könnte. Steigerungen der Effizienz konnten die niedrigeren Preise für Milch, Fleisch und Getreide in den zurückliegenden Jahren zwar ausgleichen. Diese Entwicklung habe möglicherweise ihr Ende erreicht. „Im Jahresdurchschnitt 2021 haben uns 887 Milchbauern mit Rohmilch versorgt, das waren 46 weniger als im Vorjahr. Von unseren Milcherzeugern haben wir 400 Millionen Kilogramm Milch erfasst, das sind rund sechs Millionen Kilogramm weniger als im Vorjahr“, sagte Martin Boschet bei der Generalversammlung in der Arena Hohenlohe in Ilshofen.

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Die Hohenloher Molkerei liegt nach eigenen Angaben über den durchschnittlichen Milchauszahlungspreisen in Baden-Württemberg. Im Durchschnitt aller Milchqualitäten zahlte sie 42,23 Cent je Kilogramm aus. Bei Bio-Milch waren es 55,70 Cent. Insgesamt wurden 153,1 Millionen Euro netto an die Milchbauern ausbezahlt. Das waren 8,9 Millionen Euro mehr als im Vorjahr.

Der Vorstand der Genossenschaftsmolkerei hat unlängst einstimmig beschlossen, den Milchpreis für Juni um weitere zwei Cent auf 51 Cent/kg netto zu erhöhen, nachdem in diesem Jahr schon erhöht worden war. Die höheren Preise, die die Landwirte für ihre Milch erlösen, werden größtenteils wieder aufgefressen, denn die Kosten für Energie, Dünger, Kraftfutter und die allgemeinen Betriebskosten schießen in die Höhe, erklärte Martin Boschet. Nachdem die Hohenloher Molkerei 2020 419,4 Millionen Kilogramm Milch verarbeitet hat, waren es im zurückliegenden Jahr noch 408,8 Millionen Kilogramm. Jeden Tag werden aus 1,12 Millionen Kilogramm angelieferter Milch Produkte wie Joghurt, Butter, Käse und anderes hergestellt.

Die Hohenloher Molkerei erwirtschaftete im zurückliegenden Jahr einen Umsatz von 230,3 Millionen Euro. Das entspricht gegenüber dem Vorjahr einem Plus von 2,3 Prozent oder 5,2 Millionen Euro. Nie waren es mehr. Martin Boschet berichtete von einem Umsatzrekord. Der Jahresüberschuss in Höhe von 2,9 Millionen Euro soll komplett in die Rücklagen gebucht werden.

Die Hohenloher Molkerei hat von einem großen deutschen Lebensmitteleinzelhändler den Auftrag für einen Haferdrink für dessen Handelsmarke erhalten. Der Haferdrink soll von Herbst 2022 an hergestellt werden.

Die politische Entscheidung, Kappen und Schraubdeckel von Juli 2024 an fest an Tetrapacks anzubringen, löst bei der Hohenloher Molkerei die bislang größte Investition in der Unternehmensgeschichte aus. Wie hoch wird diese ausfallen? Im Bereich von 15 Millionen Euro, vermutet Martin Boschet.

Ein Plus von 26,6 Prozent erlöste die Molkerei bei der Vermarktung eines neuen Produkts, dem Magermilchkonzentrat. „Dieses Beispiel zeigt, dass man auch mit Produkten abseits der Ladenregale gut Geld verdienen kann“, macht Martin Boschet deutlich.

3,59 Millionen Euro betrugen die Energiekosten der Hohenloher Molkerei 2021. Das sind 83 000 Euro weniger als im Vorjahr. Der Verbrauch von Gas stieg leicht, der von Strom verringerte sich. Wenn der Gasliefervertrag am 31. Dezember 2023 ausgelaufen ist, könnten durch die tagesaktuellen Preise weitere drei Millionen Euro oder mehr an Kosten entstehen, warnt Molkerei-Chef Martin Boschet.

Er geht davon aus, dass die Gesamtenergiekosten in diesem Jahr um mindestens 2,2 Millionen Euro steigen werden.

170 Frauen und Männer beschäftigt die Hohenloher Molkerei, die ihren Sitz in Schwäbisch Hall-Hessental hat. „Die Arbeitsplätze sind krisensicher“, sagte der Geschäftsführende Vorstand Boschet.

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