Gemeinderat verabschiedet Haushalt 2024

Griff in die Rücklagen ermöglicht Creglingen hohes Investitionstempo

Gesamtverschuldung steigt an. Geplantes Ärztezentrum wird die Stadt einige Jahre lang beschäftigen

Von 
Arno Boas
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Baugebiete – wie hier in Finsterlohr – sollen dabei helfen, den Bevölkerungsrückgang zu stoppen. © Arno Boas

Waldmannshofen. Die Stadt Creglingen steht finanziell auf einer soliden Basis. Der Haushalt 2024 weist zwar deutlich gestiegene Umlagen aus, doch unter dem Strich „haben wir einen ganz guten Haushalt aufgestellt“, meinte Bürgermeister Uwe Hehn bei der Verabschiedung des Plans. Der Gemeinderat segnete das Zahlenwerk am Dienstag in Waldmannshofen einstimmig ab, lediglich beim Stellenplan gab es eine Enthaltung.

„Wir haben in den Corona-Jahren investiert, und wir investieren auch 2024“, betonte der Creglinger Bürgermeister. Er sei grundsätzlich Optimist, und deshalb glaube er, dass die Stadt auch Ende 2024 trotz höherer Umlagen solide dastehen werde. Grund für die höheren Umlagen ist vor allem die Gewerbesteuer-Rekordsumme von 3,8 Millionen Euro im Jahr 2023. Der Haushalt 2024 sei eine „gute Mischung“ aus Projekten in der Kernstadt und in den Stadtteilen.

Kämmerin Lara Jungwirth, die ihren ersten Haushalt präsentierte und dafür viel Lob bekam, wies auf die permanent sinkende Einwohnerzahl der Stadt hin. Inzwischen ist man bei 4565 angelangt – 2018 waren es noch 4721. Es gelte, die Einwohnerzahl zu halten oder sogar zu steigern, weshalb Investitionen in Baugebiete nötig seien, so Lara Jungwirth.

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Michael Weber-Schwarz
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Während die Verschuldung im Kernhaushalt leicht sinkt, steigt sie in den Eigenbetrieben Wasser und Abwasser teils deutlich an. Unter dem Strich erhöht sich die Gesamt-Pro-Kopf-Verschuldung von 2041 Euro auf 2165 Euro. Gleichzeitig sinken die liquiden Mittel der Kommune drastisch – von 5,65 Millionen Euro auf 991 000 Euro. Denn 4,66 Millionen Euro müssen aus der Rücklage entnommen werden, um den Finanzhaushalt auszugleichen. Die Mindestrücklage wird damit aber noch deutlich übertroffen. Ob überhaupt alle Maßnahmen umgesetzt werden, die jetzt im Plan stehen, diese Frage ließ man offen.

Wichtige Projekte 2024 sind unter anderem die Heizungsanlage im Schulzentrum, der neue Container-Kindergarten, die Erhaltung der städtischen Infrastruktur und der Ausbau des ehemaligen Kreiskrankenhauses zu einem modernen Ärztezentrum. Dieses Projekt wird die Stadt nach Aussage des Bürgermeisters mehrere Jahre beschäftigen. Das Vorhaben sei zugleich der Einstieg in die Stadtsanierung. „2024 werden wir es angehen“, so Uwe Hehn.

Mitte 2024 wird sich die Kommune mit den Grundsteuerhebesätzen befassen müssen, wie das Stadtoberhaupt weiter ausführte. Notwendig wird dies durch die umstrittene Grundsteuerreform. Bisher nimmt die Stadt rund 680 000 Euro ein, durch die Reform werde man davon über 300 000 Euro verlieren, hat Uwe Hehn nachgerechnet. Deshalb wird eine Anhebung der Hebesätze unumgänglich. „Häuslebesitzer werden davon nicht nennenswert betroffen sein, aber die Besitzer von unbebauten Grundstücken, die bebaubar sind, die wird es treffen“, blickte Hehn in die Zukunft.

Stadtrat Karl Haag bereitete die Einwohnerentwicklung Sorgen. Es sei wichtig, jungen Menschen Baumöglichkeiten zu bieten. Die gestiegene Kreisumlage treffe die Stadt hart. Trotzdem stehe man unter dem Strich noch gut da. Das geplante Ärztezentrum sei ein „absoluter Pluspunkt“ für Creglingen, so der dienstälteste Creglinger Stadtrat.

Stadtrat Rudi Müller meinte, durch die um 1,1 Millionen Euro gestiegenen Umlagen würden die nächsten Jahre nicht einfacher. Auch die um 250 000 Euro gestiegenen Stromkosten würden weh tun, hob Müller hervor. Trotz allem sei der Haushalt solide, „da habe ich schon ganz andere erlebt“. Stadtrat Ulrich Schönberger zeigte sich „rundum zufrieden“ mit dem Haushalt, da auch die Belange der Kernstadt berücksichtigt seien. Die Stadtsanierung schiebe man allerdings schon lange vor sich her.

Thomas Dörfler plädierte dafür, die Einnahmeseite der Stadt nicht aus den Augen zu verlieren, etwa durch die Installierung von PV-Anlagen. Daniela Pfeuffer erinnerte an die Stadtteile Waldmannshofen und Freudenbach, die seit Jahren auf die Wohnumfeldmaßnahme warten müssten. „Diese Ortschaften dürfen wir nicht vergessen“.

Redaktion Redakteur bei den FN

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