Creglingen. Erst Bau, dann Stau: An der Rothenburger Straße 23/25 ruhten für mehrere Monate die Arbeiten am fertigen Rohbau. Bürgermeister Uwe Hehn zeigte sich aber früh überzeugt, dass es mit der Immobilie trotz der Bauträger-Pleite weitergehen würde, denn „es geht immer weiter“, so Hehn pragmatisch. Der Verwaltungschef sollte Recht behalten. Aktuell wird weitergebaut. In zehn bis zwölf Monaten könnte das Objekt bezugsfertig sein.
Der Hintergrund zum „Stau“: Die Insolvenz der „Paulus Wohnbau GmbH“ im Sommer 2023 hatte den Immobiliensektor im Großraum Stuttgart/Heilbronn förmlich erschüttert. Zahlreiche Bauprojekte mit rund 250 Wohnungen waren betroffen. Die Pleidelsheimer Gesellschaft von Unternehmensgründer Erwin Paulus – er stammt aus Creglingen-Waldmannshofen – hatte wegen Liquiditätsproblemen im August einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt.
Im November Schluss für GmbH
Paulus hoffte zunächst, das angeschlagene Schiff selbst wieder flottzubekommen. Er führte Gespräche mit Banken in der Überzeugung, eine Abwicklung abwenden zu können (die FN berichteten). Aussage Paulus im damaligen FN-Gespräch: Die GmbH sei nicht pleite, sondern aufgrund von gebundenen Eigenmitteln vorübergehend nicht liquide.
Warum? Der Wohnungsverkauf im Operationsgebiet des Unternehmens habe in den vergangenen Monaten (2023) aufgrund allgemeiner Entwicklungen fast stagniert. Paulus blieb aber optimistisch.
Am 18. September 2023 wurden ihm aber doch die Zügel aus der Hand genommen und das sogenannte Regelverfahren angeordnet. Am 1. November dann wurde das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Paulus Wohnbau GmbH eröffnet.
Das Creglinger Bauprojekt war da schon im fortgeschrittenen Rohbau gestoppt worden. Geplant sind zwei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt knapp über 20 Einheiten.
Situation jetzt: Insolvenzverwalter Dr. Holger Leichtle hatte im Januar rund 100 Gläubiger der insolventen Paulus GmbH über den Stand des Verfahrens informiert. Bereits am 8. Januar 2024 hatte der Gläubigerausschuss Fortführungsvereinbarungen über fünf Projekte zugestimmt. Das betraf Bauprojekte im Bereich Stuttgart und Heilbronn. Die Bautätigkeit könne wieder aufgenommen werden. Bei drei Projekten liefen „aussichtsreiche Verhandlungen mit Banken und Erwerbern“ über eine Fertigstellungslösung. Sieben weitere Projekte sollen unter der Regie einer Bank, durch deren Beauftragte oder durch Dritte fertiggestellt werden.
Erwin Paulus ist „raus“
Größere Insolvenz-Analysen dauern ihre Zeit: Deshalb wurde der Geschäftsbetrieb seit 1. November über einen Massekredit finanziert. Mitarbeitenden der Paulus Wohnbau GmbH war im November 2023 gekündigt worden, weitere haben von sich aus gekündigt. Aktuell wird der operative Geschäftsbetrieb mit einigen Mitarbeitenden aufrechterhalten. Zur Kosteneinsparung erfolgte zudem der Umzug in ein kleineres Büro.
„Ich bin froh, dass wir mit den Banken eine Fortführungsvereinbarung erarbeiten konnten und dass der Gläubigerausschuss dieser zugestimmt hat. Nun kann eine ganze Reihe von Bauprojekten fertiggestellt werden, was Planungssicherheit für die Bauherren und für die beteiligten Handwerker und Lieferanten bringt“, stellte der Insolvenzverwalter der Kanzlei Görg im Infoportal „Indat“ fest.
Für das Objekt in Creglingen wurden Verträge bereits vorverhandelt, die in den nächsten Tagen unterschriftsreif werden sollen. Nach FN-Informationen liegt die Federführung bei einem Unternehmen, das zu 80 Prozent bei der Familie Paulus liegt – doch Erwin Paulus ist in der neuen Firma nicht selbst Gesellschafter, wie er der FN telefonisch auf Anfrage mitteilte. Es sei ohnehin sein Plan gewesen, die Geschäfte in jüngere Hände zu übergeben, so der 70-Jährige. Er werde künftig vor allem beratende Funktionen wahrnehmen.
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