Gremium fühlt sich zu Unrecht am Pranger

Creglinger Stadträte wehren sich gegen das Image der „böse Buben“

Bevölkerung reagiert mit scharfer Kritik auf die neuen Bescheide für die Wasser- und Abwassergebühren

Von 
Arno Boas
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Frauental. Nein, die „bösen Buben“ wollen sie nicht sein – das hat Stadtrat Karl Haag in der jüngsten Sitzung des Creglinger Gemeinderates in aller Deutlichkeit bekräftigt – nachdem es aus der Bevölkerung harsche Kritik an der massiven Erhöhung der Wasser- und vor allem Abwassergebühren gegeben hatte.

Die Erhöhung hatte das Gremium im Februar 2024 beschlossen (wir berichteten). Die Verwaltung hatte daraufhin die erst kurz zuvor an die Einwohner verschickten Gebührenbescheide durch neue Bescheide ersetzt – hätte sie dies nicht getan, so der Tenor in der Februar-Sitzung, hätten den Gebührenzahlern am Jahresende noch happigere Nachzahlungen gedroht.

Gemeinderat in Kürze

Der Solarverein Creglingen wird auf dem Dach des Gemeindehauses Sechselbach eine 18,7-kwp-PV-Anlage montieren. Der Gemeinderat stimmte dem Vorhaben zu. Kommune und Solarverein werden nun einen Pachtvertrag abschließen, der eine Mindestlaufzeit von 20 Jahren haben soll.

Ab 1. September verlangt die Stadt Creglingen einen Pauschalbetrag bei privaten Einzelbauvorhaben von den Bauherren, wenn der Bauplatz außerhalb städtischer Baugebiete liegt. Der Betrag wird grundsätzlich zwischen 1000 und 5000 Euro liegen. abo

In Teilen der Bevölkerung stießen die Bescheide auf starke Kritik. Karl Haag wies, auch im Namen seiner Kolleginnen und Kollegen, diese Kritik zurück. Das Gremium könne gar nicht anders, als die Gebührenerhöhung zu beschließen, so Karl Haag.

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Bürgermeister Uwe Hehn gab ihm Recht: „Ihr seid die Letzten, die daran eine Schuld trifft“, sagte das Stadtoberhaupt und begründete – wie schon im Februar – die üppige Gebührenerhöhung mit gestiegenen Kosten. Allein die Stromkosten hätten sich fast verdreifacht, dazu kämen allgemeine Preissteigerungen und gestiegene Personalkosten. Man habe allein rund 35 Bauwerke im Abwasserbereich, „die fressen alle Strom“, so der Verwaltungschef. „Das sind unsere realen Kosten, die eins zu eins umgelegt werden müssen“, betonte der Bürgermeister. Würde die Stadt dies nicht tun, wären aus ihrer Sicht die Folgen fatal: dann nämlich würde das Land die Mittel aus dem Ausgleichsstock kürzen. Was wiederum dazu führen würde, dass der finanzielle Spielraum der Kommune noch stärker schrumpfen würde.

Die „spezielle Gebührenlage“, so Uwe Hehn, sei der Infrastruktur der Stadt Creglingen geschuldet: „Da kann niemand etwas dafür“. Das Stadtoberhaupt unterstrich, dass die Kommune keine Gewinne mache. Generell sei festzustellen, dass viele Anlagen veraltet seien. Dazu kämen Investitionen der Wasserversorger HWG und NOW. Das alles summiere sich zu enormen Summen. Die aktuell laufende Sanierung des Craintaler Wegs in Creglingen auf einer Länge von rund 900 Meter etwa koste im Abwasserbereich rund 800 000 Euro.

„Sind doch selber auch betroffen“

Im kommenden Jahr stehe dann die Sanierung der Rothenburger Straße an, da sei mit ähnlichen Summen zu rechnen, betonte Uwe Hehn. „Irgendeine Generation erwischt es, wenn lange nichts gemacht wurde“, meinte der Bürgermeister.

Stadtrat Siegfried Schambortzki verstand die Aufregung und die Kritik am Gemeinderat nicht. „Wir sind doch von der Erhöhung selber auch betroffen“, sagte der Stadtrat. Karl Haag regte an, den Menschen nochmals die Gründe für die drastische Gebührenerhöhung zu erläutern.

In seiner Sitzung im Februar hatte der Gemeinderat die Gebühren rückwirkend zum 1. Januar 2024 erhöht. Die Wassergebühren stiegen um rund 19 Prozent, die Abwassergebühren um satte 50 Prozent.

Kämmerin Lara Jungwirth hatte im Februar die Kalkulationen für Wasser (für den Zeitraum 2024 und 2025) sowie Abwasser (2024) vorgestellt. Beim Wasser erhöhte sich gemäß dieser Kalkulation die Verbrauchsgebühr von 2,64 Euro/Kubikmeter auf 3,14 Euro/Kubikmeter, was einer Erhöhung von rund 19 Prozent entspricht. Großabnehmer – die mehr als 500 Kubikmeter im Jahr verbrauchen, erhalten ab dem 500. Kubikmeter einen zehnprozentigen Rabatt und zahlen damit dann 2,83 Euro/Kubikmeter. Dazu kommt noch die monatliche Grundgebühr, die unverändert blieb und zwischen 6,56 und 39,37 Euro liegt.

Noch gravierender ist der Gebührenanstieg beim Abwasser. Hier brachte die Kalkulation folgende Zahlen: Schmutzwasser 4,85 Euro/Kubikmeter (bisher 3,20 Euro), was einer Steigerung um rund 50 Prozent entspricht. Niederschlagswasser: 0,37 Euro/Kubikmeter (bisher 0,24 Euro). Je mehr Wasser die Verbraucher übrigens einsparen, desto teurer wird das kostbare Nass – denn die Anlagen müssen trotzdem unterhalten werden.

Redaktion Redakteur bei den FN

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