Freudenberg. Der Burghof der Freudenburg wird im Sommer zu Paris im ausgehenden Mittelalter inklusive der weltberühmten Kathedrale Notre-Dame. Der Burgschauspielverein Freudenberg (BSV) bringt das Stück „Der Glöckner von Notre-Dame“ auf die Bühne Premiere ist am Samstag, 17. Juni. Dieses Datum im Blick, sind die Akteure eifrig da am Proben. Die Vorbereitungen der zahlreichen Ehrenamtlichen in allen Ressorts laufen schon seit Monaten.
Die Zuschauerinnen und Zuschauer dürfen sich bei den Aufführungen auf 15 spannende, emotionale sowie lustige Szenen freuen. Der Theatergenuss dauert inklusive gut zwei Stunden.
Burgschauspiel in Freudenberg: „Der Glöckner von Notre-Dame“
Der Burgschauspielverein Freudenberg (BSV) führt ab 17. Juni das Stück „Der Glöckner von Notre-Dame“ auf der Freudenburg auf. Das Stück basiert auf einem Roman von Victor Hugo. Geschrieben wurde es von Matthias Hahn und von Regisseur Jan-Markus Dieckmann für die Freudenburg adaptiert.
Laut BSV führt der Autor Victor Hugo im Stück selbst durch diese große Geschichte um Liebe, Macht, Ausgrenzung und Verrat. Sie erzählt von Claude Frollo, im Jahr 1482 Erzdiakon der Kathedrale Notre-Dame in Paris. Er ist besessen von der schönen Tänzerin Esmeralda. Diese interessiert sich allerdings nur für den attraktiven Hauptmann Phöbus. Als Frollo die beiden in einer intimen Situation überrascht, sticht er den Hauptmann nieder. Danach rächt er sich an Esmeralda, indem er sie als Mörderin verhaften lässt. Quasimodo, der missgestaltete Glöckner von Notre-Dame, einst von Frollo als Findelkind aufgezogen, befreit sie und versteckt sie in der Kathedrale. Kann sie ihrem Schicksal entrinnen?
Vorstellungen auf der Freudenburg sind jeweils um 20.30 Uhr am Samstag, 17. Juni, Freitag und Samstag, 23. und 24. Juni, Freitag und Samstag, 30. Juni und 1. Juli, sowie am Freitag und Samstag, 7. und 8. Juli.
Für alle Aufführungen gibt es noch Eintrittskarten. Diese sind nach Angaben der Verantwortlichen bei den Vorverkaufsstellen von Reservix und Adticket, im Tourismus- und Kulturbüro Freudenberg sowie unter www.burgschauspielverein-freudenberg.de erhältlich. bdg
„Das Stück ist absolut für die ganze Familie geeignet“, betont Profiregisseur Jan-Markus Dieckmann. Als Schauspieler wirken begeistere Laien zwischen acht und 81 Jahren mit. Einige von ihnen haben schon jahrzehntelange Schauspielerfahrung auf der Freudenburg. Einer von ihnen ist Volker Mai aus Freudenberg. Er spielt seit 1989 mit und war bis auf eine Saison bisher auch immer auf der Bühne zu sehen.
Beim Glöckner spielt Mai ein Mitglied der Gerichtsbarkeit. „Das Stück passt hervorragend auf die Freudenburg, es ist ein verständliches Stück und alle können mitspielen“, lobt er. „Es sind viele schöne Szenen dabei, traurige, aber auch amüsante.“ Ein besonderes Lob spricht er Regie-Assistentin Jasmin Lotzow und Regisseur Dieckmann aus. „Die Stimmung bei den Proben war gut“. Dieckmann sei sympathisch und man müsse ihnen einfach mögen.
Zu den Neuen im Team gehört der 13-jährige Philipp Krez aus Klingenberg. Er spielt ein Kind aus dem Volk. Die Proben machen ihm Spaß. Man brauche aber mehr Zeit, als er gedacht hätte, gibt er zu. Zudem sei er etwas aufgeregt.
Mit zum Ensemble gehören auch tierische Mitwirkende. So ist die Ziege Matilda dabei.
In die Rolle des Glöckners Quasimodo schlüpft auf der Freudenburg Jürgen Roll aus Freudenberg. Wie er sagt, sei es eine Herausforderung, den Außenseiter zu spielen. Zudem spüre er den gebeugten seitlichen Gang und das Stehen am Pranger deutlich in den Oberarmen.
Sein Kostüm samt aufgepolstertem „Buckel“ wurde Kostüm-Team des Burgschauspielvereins angefertigt. Zwölf Näherinnen kümmern sich dieses Jahr um die diesmal rund 50 Outfits der Schauspielenden. Einige Kostüme wurden neu geschaffen, andere kommen aus dem Fundus des BSV und wurden angepasst, wie Kostüm-Ressort-Leiterin Susanne Gallas berichtet. Weitere hat man sich in Ötigheim ausgeliehen, wo der „Glöckner“ vor einigen Jahren aufgeführt wurde.
Auch die Maskenbildner haben nicht nur bei Quasimodo einiges zu tun. Das Schminkteam besteht aus fünf Ehrenamtlichen unter Leitung von Sylvia Worlicek. Einige der Schauspieler richten sich auch gegenseitig die Frisuren. „Wegen der vielen Figuren ist die Maske aufwendig“, sagt Worlicek. Es gebe diesmal keine Perücken, aber aufwendige Frisuren. Bei Quasimodo sei wichtig, dass er unglaublich markant und hässlich aussieht. Laut Christine Biber benötige man für den Glöckner rund 45 Minuten. Insgesamt sind für alle Schauspieler 2,5 Stunden Maskenzeit eingeplant.
Viel Aufwand steckt auch im Bühnenbild. Seit über drei Monaten läuft der Aufbau der Elemente auf der Bühne mit vier Ebenen im Burghof. BSV-Vorsitzender Matthias Gallas: „Zu den aufwendigsten Teilen gehört die Rosette der Kathedrale von Notre-Dame.“ Sie sei bei der Firma Rauch aus massivem Holz mit der CNC-Fräse gefertigt worden. Eine Herausforderung sei auch ihre Bemalung. Denn sie wirke wie echter verwitterte Kalkstein.
Im „Glöckner von Notre-Dame“ geht es auch um viele gesellschaftliche Radgruppen und Vorurteile. Die Geschichte von Schriftsteller Victor Hugo zeichne, so Dieckmann, ein gesellschaftliches Bild des 15. Jahrhunderts. Dazu gehörten auch die im damaligen Sprachgebrauch als „Zigeuner“ Bezeichneten. Diese seien Projektionsfläche und Sündenbock für alles gewesen, was in der damaligen Gesellschaft nicht rund lief. So habe es sehr viele Vorurteile ihnen gegenüber gegeben. Indem man das herausstelle, „werden diese in unserem Stück demaskiert und zur Schau gestellt“, betont der Regisseur. Eine überspitze Darstellung sei eine Kritik an der Mehrheitsgesellschaft, die diese Vorurteile pflege. Man habe sich nach Diskussion dazu entschieden, den Begriff „Zigeuner“ im Stück zu belassen, „obwohl man ihn als stigmatisierenden Begriff heute nicht mehr verwenden soll“. Doch man wolle damit die damals und teilweise noch heute herrschenden Vorurteile demaskieren. Zudem sei das Wort im historischen Sprachgebrauch üblich gewesen. Im Vergleich zum Roman nehme man im aufgeführten Stück von Matthias Hahn die „Zigeuner“-Thematik aber etwas aus dem Mittelpunkt.
Bei den Aufführungen werden rund um die Burg Informationstafeln aufgestellt. Einige von ihnen informieren über die Freudenberger Sinti-Familie Eckstein, für die auf dem Friedhof ein Ehrenmahl errichtet wurde. Ihre Mitglieder wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Über sie schrieb Professor Dr. Joachim Maier aus Schriesheim ein Buch. Er verfasste auch den Text der drei Infotafeln über die Familie. Hinzu kommt eine weitere zum Stück und eine zu „35 Jahre Burgschauspielverein“ Wie Gallas betont, bleiben die wetterfesten Tafeln längerfristig auf der Burg“.
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