Buch zum Jubiläum

Wie die Buchener Altstadt vor der Flächensanierung gerettet wurde

Alt-Bürgermeister Josef Frank hat ein Buch über 50 Jahre Stadtsanierung geschrieben. Das Buch wird für den guten Zweck verkauft.

Von 
Martin Bernhard
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Der Erlös aus dem Verkauf des Buches soll der Gruppe „Integrationsprojekt Hiphop Breakdance“ zugutekommen. Autor und Alt-Bürgermeister Josef Frank (Zweiter von links) übergab sein Werk an Manfred Röckel (von links), Bürgermeister Roland Burger und Volker Schwender. © Stefanie Čabraja

Buchen. Ehrenbürger und Alt-Bürgermeister Josef Frank hat ein Buch über die Stadtsanierung Buchen geschrieben. Darin lobt er viele Maßnahmen der vergangenen 50 Jahre, äußert aber auch Kritik.

Während Franks Amtszeit von 1974 bis 1998 sind nach seinen Angaben in der Buchener Innenstadt 158 Objekte neu gestaltet und saniert worden. „Fachwerksepp“ nennen die Buchener ihn deshalb liebevoll. Mit vielen Bildern von früher und heute zeigt der Autor, was aus einst maroden Gebäuden geworden ist.

Flächensanierung drohte

Dabei war der Bestand der alten, aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit stammenden Bausubstanz nach dem Krieg infrage gestellt worden. Der in Buchen geborene Architekt Egon Eiermann verfolgte das Konzept der Flächensanierung. Er wollte bis auf wenige historische Bauwerke die gesamte Altstadt abreißen lassen. Frank weist auf Pläne aus den 1960-er Jahren hin, die vorsahen, das Quartier zwischen Haagstraße, Am Haag und Kellereistraße plattzumachen. Auch die beiden Wohnhäuser Lemp und Häfner, in denen heute die Volkshochschule untergebracht ist, sollten abgerissen werden. An der Stelle des Altenwohnstifts wollte die Volksbank ein neues Bankgebäude errichten. Wie Frank schreibt, sei eine Mehrheit des Buchener Gemeinderats und der Bevölkerung zunächst für den Abriss der alten Häuser gewesen. Erst nach „heftigen Auseinandersetzungen“ entschied man sich anders.

Frank geht auf den städtebaulichen Wettbewerb für die Bebauung der Gasse „Lohplatz“ ein, wo Wohnräume „nach heutigen Erfordernissen“ geschaffen werden sollten. Ziel war es, nach einer Neubebauung den Lohplatz wieder als Gerberviertel zu erkennen. Der Sieger hatte Häuser geplant, in denen jeweils nur eine Wohnung, verteilt auf drei Stockwerken, Platz hatte – und das ohne Aufzug.

Dort gibt es das Buch zu kaufen

Das Buch „Stadtsanierung Buchen. Ein Rückblick von Bürgermeister a.D. Josef Frank“ hat 128 Seiten und kostet 25 Euro.

Man erhält es am Samstag, 5. Oktober, bei der Veranstaltung zum 25-jährigen Bestehen der Gruppe „Integrationsprojekt Hiphop Breakdance“ und in der Geschäftsstelle des TSV Buchen.

Der Verkaufserlös kommt den Hip-Hoppern zugute.

Für die Pläne, das „Alte Spital“ wegen Baufälligkeit abzureißen, fehlt Frank jedes Verständnis. „Jeder, der etwas von Baustatik versteht, weiß, dass ein Fachwerkhaus erst dann nicht mehr sanierungsfähig ist, wenn es am Boden liegt“, schreibt er. Er ist deshalb Bürgermeister Roland Burger dafür dankbar, ein neues Baugutachten eingeholt und das Gebäude erhalten zu haben.

Frank geht auch auf den Erhalt des Beginenklösterles ein und bedauert, dass die drei aneinandergebauten Häuser in der Obergasse abgerissen wurden. „Damit hat man die in Buchen gepflegte Sanierung von Fachwerkhäusern aufgegeben“ urteilt der Alt-Bürgermeister. Wenn man besser auf deren Erhalt geachtet hätte, hätte man den Abriss vermeiden können. Frank fordert, die Scheunen im Bereich des Klösterles nicht abzubrechen.

Bau des neuen Rathauses

Außerdem geht der Ehrenbürger auf den Bau des neuen Rathauses Ende der 1970-er Jahre ein, bei dem Widerstände der Denkmalschutzbehörde zu überwinden waren. Auch die Überlegungen, die zur Marktplatzbebauung führten, erläutert Frank. Nach einem städtebaulichen Wettbewerb entschied sich der Gemeinderat für den Entwurf eines Stuttgarter Architekten.

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Intensiv widmet sich der Autor dem Konzept der Objektsanierung. Dabei geht es darum, die historische Fassade eines Gebäudes zu erhalten und es innen modernen Ansprüchen anzupassen. Um dieses umzusetzen, sei es häufiger zu Konflikten mit der Denkmalschutzbehörde gekommen. „Mir ist die Akzeptanz der Bevölkerung wichtiger als die Verbeugung vor der Denkmalpflege“, formuliert Frank den Grundsatz, nach dem er verfahren sei. „Wären wir der Empfehlung der Denkmalpflege gefolgt, gäbe es keine Altstadtwinkel wie die Metzgerei Herkert, das Schuhhaus Haag und das Sanitärhaus Beyer.“ Viele der sanierten Häuser wären in keinem besseren Zustand gewesen als die abgerissenen Häuser in der Obergasse.

Als gelungene Baumaßnahmen führt Frank außerdem die Stadthalle, die Bebauung des Kino-Areals, das Aufstellen neuer Brunnen und Figuren, das Gesundheitszentrum am Musterplatz und die Sanierung des Götzinger Rathauses an.

Redaktion

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