„Odenwälder First Responder Tag“

Starker Zusammenhalt in der Blaulichtfamilie

Rund 360 Einsatzkräfte aus mehreren Bundesländern nahmen an der Fortbildungsveranstaltung teil

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Vor Ort oder im Livestream: Der 12. „Ofirta“ bot den Einsatzkräften ein breites Spektrum interessanter Vorträge. © Ofirta

Neckar-Odenwald-Kreis. Der Odenwälder First Responder Tag („Ofirta“) fand auch in diesem Jahr als Hybridveranstaltung statt. Etwa 360 Einsatzkräfte aus mehreren Bundesländern waren für die Fortbildungsveranstaltung angemeldet, davon fast 100 vor Ort.

Rund um die Uhr sind First Responder, also qualifizierte Ersthelfer oder „Helfer vor Ort“ (HvO), in ihren Gemeinden einsatzbereit, um die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu überbrücken. Für diese unentbehrlichen Ersthelfer organisieren die leitenden Notärzte in Kooperation mit dem Förderverein psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) im Neckar-Odenwald-Kreis die jährliche Fortbildung.

Vorrangige Zielsetzung der Veranstaltung ist es, durch gemeinsames Lernen und den Austausch zwischen verschiedenen Fachdiensten die Zusammenarbeit bei der Notfallversorgung immer weiter zu optimieren. Dank der Unterstützung von Sponsoren kann diese Veranstaltung seit der ersten Auflage im Jahr 2011 kostenlos angeboten werden.

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Nicola Beier
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Landrat Dr. Achim Brötel dankte als Schirmherr der Veranstaltung den engagierten Helfern für ihren ehrenamtlichen Einsatz bei zahlreichen Notfällen, aber auch im Rahmen der Pandemiebewältigung. „Auf die Blaulichtfamilie ist Verlass“, würdigte er die Einsatzbereitschaft der verschiedenen Organisationen rund um die Uhr. Auch Bürgermeister Roland Burger freute sich über das ehrenamtliche Engagement. Als Präsident des DRK-Kreisverbandes Buchen ging er auf aktuell beschlossene Investitionen der Landesregierung in den Bevölkerungsschutz ein.

Genau um diese Thematik ging es beim ersten Vortrag von Nabila Munz, stellvertretende Abteilungsleiterin Rotkreuzdienste beim DRK Landesverband Baden-Württemberg. Unter dem Titel „Gewappnet für Katastrophen?“ stellte sie die Planungen für kritische Infrastrukturen („Kritis“) am Beispiel ihres Verbandes dar.

Das Leistungsspektrum der Helfer des Technischen Hilfswerks stellte Christian Kranz als Ortsbeauftragter des THW Haßmersheim vor. „Die fürs Grobe“, so der augenzwinkernde Titel des Beitrags, treten seit der Gründung im Jahre 1950 in erster Linie bei Großschadenslagen im In- und Ausland in Erscheinung. Bahnunglücke, Erdbeben oder Überschwemmungen sind typische Einsatzfelder der Einsatzkräfte der Bundesanstalt, die an das Innenministerium angegliedert ist und über bundeseinheitliche Strukturen verfügt.

Der zweite Themenblock widmete sich Themen aus dem Bereich der Rettungsdienste und Helfer vor Ort-Gruppen. Henning Waschitschek, Notfallsanitäter und Organisatorischer Leiter Rettungsdienst beim DRK-Kreisverband Mosbach, gab wichtige Tipps für ersteintreffende Einsatzkräfte beim Ereignis mit mehreren Verletzten.

Über die Umsetzung eines Beschlusses aus dem Landesausschuss Rettungsdienst im Jahre 2014 berichtete Matthias Klein, Notfallsanitäter und Praxisanleiter im DRK-Kreisverband Mosbach. Die Beschaffung eines speziell für Schwerlasttransporte ausgestatteten Rettungswagens war eigentlich für jeden Rettungsdienstbereich vorgesehen, doch deckt das im Neckar-Odenwald-Kreis stationierte Fahrzeug auch Nachbarbereiche mit ab. Eine elektrische Fahrtrage mit breiterer Liegefläche erlaubt den sicheren Transport von Patienten, die in regulären Einsatzfahrzeugen überhaupt nicht oder nur unsicher transportiert werden können. Zusätzlich wurde das Fahrzeug mit einer medizinischen Zusatzausstattung für Intensivtransporte ertüchtigt, um auch hier rasch und unter Beachtung der notwendigen Standards Hilfe leisten zu können, wenn beispielsweise beatmete Patienten verlegt werden müssen.

Der dritte Vortragsblock geriet dann zur „Familienangelegenheit“ mit Vorträgen von Privat-Dozent Dr. Harald Genzwürker, Sprecher der Leitenden Notärzte im Neckar-Odenwald-Kreis, und Michael Genzwürker, Vorsitzender des Fördervereins der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) im Landkreis und seit Kurzem auch Kreisfeuerwehrverbandsvorsitzender.

Notarzt Genzwürker griff ein „Herzensthema“ auf und berichtete über die zahlreichen Aktivitäten zur Verbesserung der Überlebenschancen beim Herzkreislaufstillstand. Ein ganzes Bündel von Maßnahmen brauche es auf dem Weg zum herzsicheren Landkreis, wobei viele im Einklang mit internationalen Empfehlungen bereits umgesetzt seien.

Wichtigster Ansatzpunkt für die weitere Verbesserung der schnellen Hilfe im Notfall sei die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen durch Integration von Schulungen in den Unterricht ab Klasse 7, die bisher nur in zwei Bundesländern erfolgt sei.

Die Psychosoziale Notfallversorgung im Landkreis ist ein Beispiel für die organisationsübergreifende Zusammenarbeit und wird getragen von den beiden DRK-Kreisverbänden, dem Kreisfeuerwehrverband, den evangelischen und katholischen Dekanaten und dem Landratsamt sowie dem Förderverein. Ausgehend von einem Tag, der den ehrenamtlichen Einsatzkräften der PSNV überdurchschnittlich viel abverlangte, schilderte Michael Genzwürker das Leistungsspektrum der engagierten Gruppe. Ein schwerer Verkehrsunfall mit mehreren Todesopfern, mit verletzten Ersthelfern und zahlreichen betroffenen Einsatzkräften sowie der Unterstützung der Polizei bei der Überbringung von Todesnachrichten brachte die PSNV-Kräfte an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit.

Die Aufnahme in die Ausbildung der Führungskräfte der verschiedenen Blaulichtorganisationen wertete er als wichtigen Schritt, um Einsatzkräfte über das Hilfsangebot nach belastenden Einsätzen zu informieren.

Dr. Harald Genzwürker, Organisator des „Ofirta“, dankte allen, die zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben und ermunterte die ehren- und hauptamtlichen Rettungskräfte, ihr wichtiges Engagement für die Allgemeinheit fortzusetzen.

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