Hettigenbeuern. Es ist erfreulich: Dieses Jahr gibt es im Morretal wieder eine Lichterprozession an „Maria Himmelfahrt“. Zwei Jahre lang fiel der Feiertag „Maria Himmelfahrt“, so wie er normalerweise im Morretal gefeiert wurde, der Corona-Pandemie zum Opfer. Auch im vergangenen Jahr konnte der Marienfeiertag nur in abgespeckter Form ohne die beliebte Lichterprozession stattfinden. Derzeit sind die Vorgaben hinsichtlich Corona zwar gelockert, aber der Ukraine-Krieg und seine Auswirkungen mit vielen Preissteigerungen und Ängsten prägen unser Leben.
Gerade in Notzeiten haben früher die Menschen besonders zu Gott und Maria gebetet. Sie haben sich in schwierigen und schlechten Zeiten der Hilfe der Gottesmutter anvertraut. Da wäre es eigentlich denkbar, an so einem Tag insbesondere um Frieden und Hilfe zu beten und vielleicht finden sich deshalb in diesem Jahr besonders viele Gläubige ein, um sich unter den Schutz der Gottesmutter zu stellen. Aber irgendwie fühlt es sich in der heutigen Zeit manchmal an, als stehe die ganze Welt Kopf und alles ändert sich gegenüber früher. Auch hier auf dem Lande, im sogenannten „Madonnenländchen“ hat die katholische Kirche oftmals nur noch wenige treue Kirchenbesucher. Viele wenden sich ab, bleibt zu hoffen, dass die kirchlichen Traditionen, die über Jahrhunderte den Menschen Kraft und Halt im Jahreslauf gegeben haben, nicht ganz aussterben. Wenn gleich klar ist, alles ist einem Wandel unterworfen und Veränderungen tun manchmal sehr gut.
Der Marienfeiertag hat in Hettigenbeuern eine jahrzehntelange oder gar jahrhundertelange Tradition, es gehören quasi schon immer neben dem Festgottesdienst mit Kräuterweihe eine Lichterprozession und zahlreiche Marienaltäre dazu. Maria Himmelfahrt wurde Corona-bedingt jetzt einige Male anders als gewohnt gefeiert, anders wie sich viele daran aus den Vorjahren erinnern. Es war anders, aber es war schön. So wird auch Positives von der geänderten Form beibehalten und auch in diesem Jahr wird der Gottesdienst in der freien Natur, im Kurpark stattfinden. Der Kurpark soll wieder „leuchten“, und ein festlicher Marienaltar zu Ehren der Gottesmutter aufgebaut werden.
Dieses Jahr soll im Anschluss an den Gottesdienst, wie vor der „Corona-Zeit“ wieder eine Prozession zum Bildstock der Schmerzhaften Muttergottes stattfinden. Das gemeinsame Beten um die Fürsprache der Gottesmutter kann gerade in diesen schwierigen Zeiten, Corona ist noch nicht vorbei und der Ukraine-Krieg bereitet den Menschen Sorgen, vereinen und Hoffnung und Trost spenden. Der Musikverein und der Gesangverein umrahmen den Gottesdienst bzw. die Prozession musikalisch.
Marienverehrung hat im Morretal eine lange Geschichte, seit vielen Jahren zeugten zahlreiche Marienaltäre entlang des Prozessionsweges vom Vertrauen in die Muttergottes. Aber wie erwähnt wandelt sich die Zeit, ältere Einwohner, die sich dieser Tradition verschrieben hatten und ihren Glauben so zum Ausdruck brachten, sind teilweise verstorben, oder können den Aufwand nicht mehr bewältigen. Werden dennoch wieder einige Altäre zur Ehre der Muttergottes aufgebaut?
Hier entzündet man ein Lichtlein
Von der Verehrung der Muttergottes in der Region zeugen auch zahlreiche der Muttergottes geweihte Bildstöcke in den Fluren des Madonnenländchens. Die Marienkapelle an der Straße nach Buchen ist ebenfalls ein Ort, an dem viele im Jahreslauf ihre Bitten zu Maria bringen. Hier entzünden viele Gläubige ein Lichtlein und es gibt ein Fürbittbuch.
Früher war der 15. August als staatlicher Feiertag anerkannt, heute ist das nur noch in wenigen Bundesländern wie beispielsweise Bayern der Fall, weshalb der Festgottesdienst in Hettigenbeuern von Pfarrer Markert auf den Abend verlegt wurde. Pfarreirechnungen belegen, dass schon im Jahr 1643 am Marienfeiertag ein Gottesdienst in Hettigenbeuern stattfand.
An Maria Himmelfahrt steht auch die Kräuterweihe im Mittelpunkt, die im Rahmen des Festgottesdienstes erfolgt. Da in der Zeit des Festes das Getreide seine Reife erlangte und die Natur in höchster Blüte stand, lag der Brauch am Marienfeiertag wahrscheinlich nah, zumal Maria schon immer als „Blume des Feldes“ verehrt wurde. Die Weihe und Segnung soll verdeutlichen, dass alle Heilkräfte eine von Gott verliehene Gabe sind. Die Heilkräuter sollen Hoffnung und Trost spenden und spiegeln das Bild der Gottesmutter wider. So gehören in einen „Würzbüschel“, wie er in unserem Raum genannt wird, beispielsweise Wermut, Johanniskraut, Beifuß, Rainfarn, Schafgarbe, eine Königskerze, Tausendgüldenkraut und Eisenkraut. Fertige Kräuterbüschel werden vor dem Gottesdienst in Hettigenbeuern von der Frauengemeinschaft verkauft, zugunsten des Dorotheagartens der Heddebörmer Ministranten.
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