Glasfaserausbau

Neckar-Odenwald-Kreis: So steht es um den Glasfaserausbau

Der Neckar-Odenwald-Kreis feiert Halbzeit beim Glasfaserausbau. Bei einem Fest in der Stadthalle Buchen für geladene Gäste wurde facettenreich deutlich, wie wichtig diese Technologie für die Zukunft des Landkreises ist.

Von 
Michael Fürst
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Bei der Podiumsdiskussion am Freitagmittag in der Buchener Stadthalle wurde auch kritische Worte gen Bundes- und Landesregierung gerichtet. © Michael Fürst

Buchen. Neugierig streckte Thomas Strobl seinen Hals. Er wollte sich an dem eigens aufgebauten Schaltschrank von einem Facharbeiter ganz genau erklären lassen, worin die Herausforderungen beim Glasfaserausbau im Neckar-Odenwald-Kreis bestehen. Der stellvertretende Ministerpräsident und Innenminister Baden-Württembergs war der prominenteste Gast beim 50/50-Fest, das am Freitagmittag in der Buchener Stadthalle über die Bühne ging. 50 Jahre Neckar-Odenwald-Kreis, 50 Prozent der Ausbauarbeiten für die Digitalisierung sind geschafft. Das waren für Landrat Dr. Achim Brötel und den Breitband-Partner BBV Gründe genug, einmal kurz inne zu halten, um sich über das bisher Geleistete zu freuen.

Der stellvertretende Landesvater Strobl war aber nicht alleine am Schaltschrank der neuen Technik. Nur wenig hinter ihm stand Landrat Brötel. Er lächelte zufrieden. Der 60-Jährige war und ist es nämlich, der dieses „Vorzeigeprojekt“, wie es fast von sämtlichen Rednern genannt wurde, vorangetrieben hat und weiter vorantreibt. Freudig hatte er gesagt: „Der Neckar-Odenwald-Kreis ist dann der erste Landkreis in ganz Deutschland, der im eigenwirtschaftlichen Ausbau komplett mit Glasfaser versorgt ist – bis in jedes Gebäude hinein.“ Sein Stolz, der in diesen Worten mitschwang, war nicht zu überhören. Auch gestern wurde der Landkreis-Chef nicht müde zu betonen, dass dieser Anschluss ans schnelle Internet gänzlich ohne Gelder der öffentlichen Hand vonstattengeht.

Thomas Strobl, stellvertretender Ministerpräsident Baden-Württembergs, trägt sich ins Gästebuch „50 Jahre Neckar-Odenwald-Kreis“ ein. Landrat Dr. Achim Brötel und Buchens Bürgermeister Roland Burger freuen sich über den prominenten Gast. © Fürst

Achim Brötel weiß, dass das schnelle Internet jedem Unternehmen, jeder Schule, jeder Behörde, ja allen Bürgern, die die Glasfaser wollen, den Weg in die digitale Zukunft ebnet: „Wir stehen 50 Jahre nach der Kreisreform vor einem Quantensprung in die Zukunft. Das Gigabit-Zeitalter hat bei uns bereits begonnen.“ Die 50/50-Veranstaltung zeigte also deutlich: Der NOK macht keine halben Sachen. Beim Blick aufs große Ganze stellte Brötel aber auch fest: „In Sachen Digitalisierung sind wir in Deutschland im internationalen Vergleich inzwischen so schlecht wie im Fußball.“

Vorteil gegenüber Ballungszentren

Das war ein Kritikpunkt, den weitere Redner auch ausdrückten. „Der Verwaltungsaufwand ist enorm. Wir brauchen schnellere Genehmigungsverfahren“, sagte beispielsweise Niek Jan van Damme, Aufsichtsratsvorsitzender von Infrafibre Germany, dessen Tochter die BBV ist. Auch bei der Podiumsdiskussion kritisierten Ralf Rohmann (geschäftsführender Gesellschafter der Maschinenfabrik Gustav Eirich aus Hardheim) und Klaus Hofmann (Präsident der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald) die Geschwindigkeit der Digitalisierung in Deutschland. „Ich glaube, dass wir den Anspruch, oben mitzumischen, schon längst vergeigt haben. Deshalb ist es gut, dass der Landkreis hier gegen den Trend agiert“, sagte Rohmann. Das sieht auch IHK-Präsident Hofmann so: „Dieses Projekt ist die Möglichkeit für den Neckar-Odenwald-Kreis, einen Vorteil gegenüber den Ballungszentren zu schaffen.“ Thomas Ludwig, Bürgermeister Seckachs und Kreisvorsitzender des Gemeindetags, arbeitete heraus, wie sehr der Datenschutz die notwendige Entwicklung hemmt. „Da haben wir noch viel Weg vor uns.“

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Thomas Strobl hatte da genau hingehört, wohlwissend, dass auch die baden-württembergische Landesregierung mit diesen Worten gemeint war. „50 Prozent, das ist doppelt so viel wie der Landesdurchschnitt“, hatte der Innenminister, in dessen Ressort die Digitalisierung fällt, zuvor gesagt. Er habe großes Zutrauen in den Neckar-Odenwald-Kreis. Ansonsten befasste sich Strobl vor allem mit dem Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg, dem Ehrenamt und dem Breitbandausbau im Schwarzwald. Der schönste Satz, den der stellvertretende Ministerpräsident an die Zuhörer richtete, war: „Ich war diese Woche viel in Stuttgart, und da ist es schön, am Wochenende wieder einmal normale Menschen zu sehen.“

Sabine Schweiger, Landeskoordinatorin Baden-Württemberg von BBV Deutschland, stellte noch einmal heraus, dass dieser Tag gestern nicht bedeute, dass 50 Prozent aller Haushalte bereits angeschlossen seien, sondern dass „etwas mehr als 50 Prozent“ der Arbeiten verrichtet seien. Sie freute sich auch, dass neben dem Kreis sämtliche 27 Bürgermeister (die oder deren Stellvertreter allesamt in Buchen anwesend waren) hervorragend mitzögen und versprach: „Wenn wir ganz fertig sind, gibt es eine Riesenparty.“ Läuft alles nach Plan, dann kann die Sause in gut einem Jahr steigen…

Ressortleitung Reporterchef und Leiter der Sportredaktion

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