Die Dicke Eiche, ein Wahrzeichen von Hainstadt, ist unheilbar krank. Derzeit wird geprüft, welche Maßnahmen man ergreifen kann, um ihr Leben zu verlängern.
Hainstadt. „Ich habe eine schlechte Nachricht für alle heimatverbundenen Bürger“, sagte Bürgermeister Roland Burger bei der Übergabe eines Bewilligungsbescheids zur Flurneuordnung auf dem Wartberg am Freitagnachmittag (Bericht darüber folgt). „Die Dicke Eiche ist todkrank.“ Gegen den Schädling gebe es kein Mittel.
Die Dicke Eiche steht im Walddistrikt Arnberg, links von der Straße, die von Hainstadt nach Hornbach führt. Das Waldstück gehört dem Fürstenhaus zu Leiningen. Ein Spaziergänger hatte Ewald Gramlich, dem Vorsitzenden des Heimatvereins Hainstadt, ein Bild der Eiche zugeschickt, auf dem ein großer, gelber und blättriger Pilz am Stamm zu sehen ist. Gramlich erkundigte sich bei dem zuständigen Förster und bei Roland Burger danach, wie man das Naturdenkmal erhalten könne.
Kein Mittel gegen Schädling
Die Einschätzungen der Fachleute verheißen nichts Gutes. So bestätigten Experten vom Landratsamt, dass es sich bei dem Schädling um den Pilz „Schwefelporling“ handele. Wie unter baumpflegeportal.de zu lesen ist, dringe dieser Pilz über Wunden an Stamm und Ästen in den Baum ein. Im Stamm löse er eine intensive Braunfäule aus. Dadurch könne seine Bruch- und Standsicherheit gefährdet werden. Das harte Kernholz werde durch den Pilzbefall zu einer braunroten, trockenen Masse, die würfelig zerfalle. Das lebende Splintholz und die Rinde seien bei vitalen Bäumen nicht oder erst sehr spät betroffen.
Nach Informationen des Baumpflegeportals sind vitale Bäume in der Lage, selbst starke Fäule über viele Jahre hinweg zu kompensieren und verkehrssicher zu bleiben. Denn der Pilz beeinträchtige die wasser- und nährstoffführenden Leitungsbahnen, die sich im Splintholz befinden, nicht. Er höhle den Baum lediglich nach und nach von innen aus. Aus diesem Grund sei es gut möglich, dass der Baum lange Zeit keine Anzeichen abnehmender Vitalität aufweise.
Regelmäßig überprüfen
Trotzdem sollten befallene Bäume immer wieder auf ihre Standsicherheit hin kontrolliert werden. Außerdem sollte man beachten, dass sich die Fäule bis in Hauptkronenäste ausbreiten könne. Besonders bei Eichen mit ausladenden Starkästen sei das Risiko von Astbrüchen deshalb sehr hoch.
Wie der Bürgermeister dem Heimatvereinsvorsitzenden mitteilte, würde das Landratsamt Maßnahmen zum Erhalt des Baumes zustimmen. Allerdings kenne man keine Bekämpfungsmethoden. Aufgrund der enormen Dicke des Baumes könne es, so mutmaße man, sehr lange dauern, bis dieser in statische Probleme gerate. Das Landratsamt empfiehlt, den Baum zunächst von einer Fachfirma untersuchen zu lassen, um den aktuellen Zersetzungszustand im Stamm mittels Schalltomographie festzustellen. Eine solche Untersuchung sollte man vermutlich alle drei bis fünf Jahre wiederholen, mit zunehmender Zersetzung dann jährlich. Irgendwann wäre der Punkt erreicht, an dem die Standfestigkeit nicht mehr gegeben sei. Das Landratsamt empfiehlt, dann den Weg zur Dicken Eiche zu sperren und alle Hinweisschilder sowie die Ruhebänke abzubauen.
Drastische Einschätzung
Wie Burger schreibt, schätzten seine Revierförster die Lage drastischer ein. Der Pilz sei hochriskant in Bezug auf die Standsicherheit des Baumes. Denn der Baum könne spröde werden und akut abbrechen. Auch die Revierleiter kennen kein Mittel, den Pilz zu bekämpfen. Auch sie raten dazu, einen sachkundigen Baumpfleger mit der Überprüfung der Dicken Eiche zu beauftragen. Eine solche Untersuchung würde mindestens 3000 Euro kosten.
Wie auf einer Informationstafel zu lesen ist, begann die Dicke Eiche , um das Jahr 1630 zu wachsen. Sie ist 29 Meter hoch und verfügt in 1,50 Meter Höhe über einen Stammumfang von 5,40 Meter. Ihre Krone bedeckt eine Bodenfläche von 440 Quadratmetern. Seit 1984 ist sie als Naturdenkmal ausgewiesen.
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