Gesundheitsvorsorge

„Hände weg von den Neckar-Odenwald-Kliniken“

Krankenhaus-Mitarbeiter in Buchen beteiligten sich am bundesweiten Aktionstag und forderten ein besseres Finanzierungssystem für ihre Arbeit

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mb
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Klinikgeschäftsführer Frank Hehn forderte von der Politik eine verlässliche Finanzierung der Kliniken im Land. Zu der Kundgebung vor dem Krankenhaus in Buchen waren mehrere Dutzend Mitarbeiter gekommen. © Martin Bernhard

Buchen. Mehrere Dutzend Mitarbeiter der Neckar-Odenwald-Kliniken in Buchen haben am Dienstag bei einer „aktiven Mittagspause“ vor dem Haupteingang für den Erhalt kleinerer Krankenhäuser protestiert. Eine ähnliche Veranstaltungen fand auch vor dem Krankenhaus in Mosbach statt. Die Neckar-Odenwald-Kliniken beteiligten sich damit am bundesweiten Aktionstag „Alarmstufe Rot – Krankenhäuser in Not!“

„Wir schließen uns dem Protest an, weil wir endlich wieder Verlässlichkeit bei der Finanzierung der Kliniken brauchen“, sagte Klinikgeschäftsführer Frank Hehn bei der Kundgebung in Buchen. Er erinnerte an die Belastungen des Klinikpersonals während der Coronakrise. So hätte man zeitweise in den Neckar-Odenwald-Kliniken mehr Coronapatienten versorgt als im Heidelberger Universtitätsklinikum. Die Anhebung der Gebührensätze für Krankenhausbehandlungen um 4,2 Prozent hält er für eine Unverschämtheit. Denn damit würden die höheren Kosten durch Inflation, Energiepreise und Tarifsteigerungen nicht abgedeckt. „Wir können unsere Arbeit nur leisten, wenn unsere Finanzierung gesichert ist“, stellte er fest. Leidtragende der unzureichenden Krankenhausfinanzierung seien nicht nur die Mitarbeiter, sondern vor allem die Patienten. Rund 45 000 Menschen behandele man jährlich wohnortnah.

Rainer Houck, Bürgermeister von Schefflenz und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Neckar-Odenwald-Kliniken, sprach sich ebenfalls für eine wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung im ländlichen Raum aus. „Die Mitarbeiter leisten hier eine hervorragende Arbeit“, sagte er. Diese hätten während der Pandemie rund 2000 Covid-Patienten stationär behandelt. „Das System der Krankenhausfinanzierung ist kränker als unsere Patienten“, stellte er fest. „Wir müssen die Politik wachrütteln!“

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ghtf
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Die Pläne des Gesundheitsministers Karl Lauterbach, die Anzahl der Kliniken in Deutschland um ein Drittel auf 1200 zu reduzieren, hält er für „zynisch“. Die Neckar-Odenwald-Kliniken hätten 2019 mit Umstrukturierungen begonnen, die zu erheblichen Einsparungen geführt hätten. „Hände weg von den Neckar-Odenwald-Kliniken“, forderte er von Landes- und Bundespolitikern.

Am Standort Mosbach der Kliniken sprach sich Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Achim Brötel für eine wohnortnahe Krankenhausversorgung aus. Dieses System stehe in Deutschland auf der Kippe. „Die chronische Unterfinanzierung der Krankenhäuser hat ein Ausmaß erreicht, das nicht mehr tragbar ist“, sagte der Landrat. Er wies auf die anhaltenden wirtschaftlichen Folgen durch die Pandemie, die hohe Inflation und die Kostensteigerungen in nahezu allen Bereichen hin. Das Defizit aller Kliniken in Deutschland werde bis zum Jahresende auf zehn Milliarden Euro anwachsen. Auch der Neckar-Odenwald-Kreis stoße an seine finanziellen Grenzen.

Der Landrat forderte, dass der Bund die versprochene Soforthilfe für Kliniken sofort und nicht in drei Tranchen auszahlen solle. Außerdem sollte man die größten Nachwirkungen der Pandemie und die Kostensteigerungen sofort ausgleichen. „Wenn wir jetzt nicht handeln, gehen die Krankenhäuser in die Knie – mit allen Folgen für die Versorgung der Menschen“, sagte Brötel. mb

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