Buchen. Wenn Hubert Kieser über „sei Buche“ spricht, könnte man seine Gefühlswelten mit einer Zeile aus Jacob Mayers „Buchemer Faschembouzlied“ recht gut beschreiben: „Do juckt’s ihn, do druckt’s ihn, do lupft’s ihn ebor.“ Er weckt Begeisterung für die Bleckerstadt, artikuliert Lebensgefühl – und erzählt köstliche Anekdoten. Hubert Kieser, 63 Jahre alt, ist ein Ur-Buchener; mit fünf Brüdern aufgewachsen, hier zur Schule gegangen. Sein Lieblingsort ist der Warttum. Von dort schaut er immer wieder gerne auf seine Heimatstadt. Die Leute kennen ihn als Aktiven in vielen Vereinen, als einstiges Mitglied des Gemeinderats, als Schlagzeuger der Stadtkapelle und nicht zuletzt als Wagenrad-Sänger. „Hier bin ich daheim“, sagt er, und es schwingt ein wenig Stolz in seiner Stimme mit.
„Hier bin ich daheim“, hat er natürlich nicht wörtlich so gesagt. Eher: „Hier bin ich deheem.“ Hubert Kieser ist nämlich keiner, der sich verstellt und gestelzt spricht. Er trägt seine Heimat nicht nur im Herzen, sondern auch auf den Lippen, er zelebriert regelrecht die Mundart. Erst kürzlich hat er Texte im Dialekt für die Landesbildungsanstalt in Stuttgart eingesprochen; vor Jahren tat er das auch für die „Heimatserie“ der Fränkischen Nachrichten. „Ich musste mich nie und werde mich nicht verstellen“, sagt Kieser. Es ist aber auch dieser Zungenschlag, der seine hohen Sympathiewerte erklärt. Er klingt einfach authentisch, wenn er beispielsweise in seiner Funktion als Baumamtsleiter im Buchener Gemeinderat spricht.
In richtige Plauderlaune kommt er, wenn es ums Thema Fastnacht geht. Schon mit 16 Jahren zog er an den närrischen Tagen mit den Wagenrad-Sängern durch die Gaststätten der Stadt. „Die wollten einen Jungen haben“, erinnert er sich. Sie kamen auf den Hubert vom „Hansch Bauer“; das ist der Hausname der Kiesers in Buchen. Nach all den Jahrzehnten als Wagenrad-Sänger ist er mittlerweile eine echte Institution. Mit einem lauten „natürlich“ beantwortet er die Frage, ob er denn die Corona-bedingt ausgefallene Fastnacht der jüngsten zwei Kampagnen vermisst hat. „Fastnacht in Buchen, das ist Lebensfreude, die man nicht lernen kann“, sagt er.
Bei der „Faschenacht“ lässt Hubert Kieser sein zweites großes Hobby mit einfließen - die Musik. Mit Unterbrechungen war er Sänger des Kirchenchores und ist heute noch aktiver Schlagzeuger der Stadtkapelle. Als er einst in Karlsruhe arbeitete, sagte er zu den Musikern, dass er nicht zu jeder Probe und zu jedem Auftritt herfahren könne. „Ich bin dann aber doch immer hergefahren“, sagt er und muss ein bisschen über sich selbst lachen. Fastnacht und Musik, da blüht Hubert Kieser richtig auf: „Wenn der Huddelbätz ohne Musik rumhüpfen würde, wäre es doch auch nichts.“
Er freut sich, dass sich Buchen so toll entwickelt hat. „Wir haben viele Schulen, ein großes Freizeitangebot, das Krankenhaus und viele Arbeitsplätze. Das war vor 50 Jahren noch nicht so.“ Er findet, dass sich Zugezogene, die sich auf die Menschen hier und die Gegend einlassen, schnell Anschluss finden. Und Leute, die weggezogen sind, kommen auch gerne wieder her – mindestens zur Fastnacht.
Und wo hat sich Buchen negativ entwickelt? Bei dieser Frage hält er sich mit seiner Antwort ein bisschen zurück: „Wenn man da etwas sagt, klingt man schnell kleinkariert“, glaubt er. Nach kurzem Nachdenken äußert sich Kieser so, und das meint er nicht nur speziell auf Buchen bezogen: „Es vieles so theoretisch und formal geworden. Oft haben die Menschen die Fähigkeit verloren, pragmatisch zu handeln.“
Beispiel Lohplatz
Bei diesen Worten fließen natürlich auch seine Erfahrungen ein, die er in seinem Beruf als Bauamtsleiter, oder: Technischer Dezernent und Fachbereichsleiter „Technische Dienste“, wie es offiziell heißt, gemacht hat. In dieser Funktion stößt er immer wieder auf Unverständnis bei Bürgern, die für einen gewissen Zeitraum Einschränkungen für eine Baumaßnahme in Kauf nehmen müssen. In seiner ureigensten Art sagt Hubert Kieser dazu: „Wir machen zwar Staub und Dreck, doch es entsteht auch immer etwas.“ Und mit süffisantem Grinsen fügt er hinzu: „Solche Projekte kann man halt nicht bei ebay bestellen.“ Seinen Job findet der gelernte „Wasserwirtschaftler“ auch deshalb „hoch attraktiv“, weil er aktiv die Buchener Zukunft mitgestalten kann. Als Beispiel nennt er die Baumaßnahmen am Lohplatz und an der Morre.
Gestaltet hat er aber schon weitaus früher, nämlich in der Zeit, in der er sich als Kandidat bei der Gemeinderatswahl aufstellen ließ und prompt die Gunst der Buchener Bürger fand. Schon sein Vater gehörte diesem Gremium an. Er verrät, was die Leute damals gesagt haben: „Du hast nur die Stimmen von deinem Vater gekriegt“. Diesen kleinen Seitenhieb konnte er allerdings gut verkraften. Der Auftakt im Gemeinderat war dann nicht gerade leicht. Es ging um den Anschluss Buchens an die Bodenseewasser-Versorgung, und als Freier Wähler gehörte Hubert Kieser der Fraktion an, die eben nicht der Meinung des damaligen Bürgermeisters Josef Frank war. „Da war was los“, erinnert er sich.
Heute hofft er, dass bald schon wieder etwas los sein wird im Odenwaldstädtle Buchen. Lange ist es nicht mehr hin zum 11.11. Und ab dann „juckt’s ihn, druckt’s ihn, do lupft’s ihn ebor“…
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