Konzertevent in St. Magnus

„Entscheidend ist immer eine gute Idee“

Klaus Roos hat Mittel beim Amateurmusikfonds des Deutschen Bundestages erworben. Seine Motivation, sein Engagement, seine Erfahrungen

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Klaus Roos. © Berger

Hainstadt. Das komplette Oratorium „Adam“ von Gregor Linßen wird am Samstag, 16. März, um 19 Uhr in St. Magnus in Hainstadt aufgeführt. Der vordere Kirchenraum wird wie im Kuppelkino zur Projektionsfläche von Videosequenzen und Lichtinstallationen. Klaus Roos konnte dafür Mittel beim Amateurmusikfonds des Deutschen Bundestages einwerben. Im Interview berichtet er von seiner Motivation, seinem Engagement und seinen Erfahrungen.

Herr Roos, Sie engagieren sich im Förderverein Kirchenmusik St. Oswald. Warum?

Klaus Roos: 1996 wurde in der damaligen Pfarrei St. Oswald in Buchen eine hauptamtliche Stelle für einen Kirchenmusiker durch die Erzdiözese Freiburg geschaffen. Carola Holl war die erste Stelleninhaberin und hat sofort nach ihrem Dienstantritt neben dem Orgeldienst in der Stadtkirche und der Leitung des Kirchenchores einen Kinder- und Jugendchor gegründet. Ebenso wurde damals begonnen, mit kirchenmusikalischen Projekten auf die Vielfalt der Kirchenmusik aufmerksam zu machen, was nach dem Wegzug von Carola Holl 1999 durch Kirchenmusiker Horst Berger erfolgreich fortgeführt wurde.

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Diese neuen Wege in der Kirchenmusik erfordern allerdings auch zusätzliche finanzielle Mittel wie zum Beispiel für mehrtägige Chorfahrten des Jugendchores zu nationalen und internationalen Pueri-Cantores- Treffen, Honorare für Solisten, Orchester und Bandmitglieder sowie für Tontechnik für die Projekte, Zuschüsse zu Probewochenenden und vieles mehr.

Für diese Aktivitäten, welche zur Gewinnung von neuen Mitgliedern die Attraktivität der Kirchenmusik erhöhen, standen im Haushalt der Pfarrgemeinde nicht genügend Finanzmittel bereit. Daher hat der Vorstand des Kirchenchores 2006 die Gründung eines Fördervereines beschlossen, in dem ich mich seit 2017 als zweiter Vorsitzender für die Kirchenmusik in St. Oswald engagiere. Hauptamtliche Kirchenmusiker erfordern auch den verstärkten Einsatz von Ehrenamtlichen, damit sich die Berufsmusiker in ihrem Tätigkeitsfeld zum Wohle der Musica Sacra entfalten können.

Sie haben für „Adam“ erfolgreich einen Zuschuss beim Amateurmusikfonds des Deutschen Bundestages, verteilt durch eine Fachjury beim Bundesmusikverband für Chor und Orchester (BMCO), beantragt. Nur 23 Prozent der Projektanträge erhielten einen Zuschlag. Was konnte Ihrer Meinung nach die Jury überzeugen?

Roos: Nach den Ausschreibungsunterlagen für den Förderantrag sollten „Musikschaffende im Amateurbereich dabei unterstützt werden, sich neuen künstlerischen Projekten und Ausdrucksformen zu widmen“. Auch sollte das Projekt zur Zukunftssicherung der Vereine (Gewinnung neuer Mitglieder) beitragen.

Diese Anforderungen habe ich in der Projektbeschreibung dargestellt: „Das Besondere an diesem Projekt ist, dass Musik durch die Elemente Bewegung (Tanz) und Optik (Videoclips, Bildprojektionen und Lichteffekte) sehr emotional und beeindruckend dargeboten wird. Dadurch wird Musik mit mehreren Sinnesorganen erlebbar und soll dadurch zu einem nachhaltigen Konzerterlebnis führen.“

Dass hierbei Jugend-, Erwachsenen- und Projektchor generationsübergreifend im Chor von St. Magnus zusammen singen, entspricht ebenfalls den Anforderungen für die Förderfähigkeit dieses Projektes und wird die Jury sicherlich positiv beeinflusst haben.

Rock- und Popsongs am letzten Ostersonntag und 25+1 Jahre Kinder- und Jugendchor St. Oswald im Jahr 2021 auf dem Musterplatz wurden ebenfalls aus Fördermitteln des BMCO gefördert. Wie gelingt es Ihnen immer wieder, diese Gelder nach Buchen zu lenken?

Roos: Entscheidend ist immer eine „gute Idee“ und daraus folgend ein umsetzungsfähiges Konzept für die Durchführung. Für die „Ideen“ ist im Kirchenchor und im Förderverein unser Kirchenmusiker Horst Berger zuständig. Er entwickelt ein musikalisches Konzept, sucht die Akteure zusammen und erstellt eine erste Kostenschätzung. In gemeinsamen Vorstandssitzungen von Kirchenchor und Förderverein wird über die Umsetzung und die Finanzierung beraten. Aus diesen Vorüberlegungen erstelle ich dann einen Förderantrag einschließlich Kosten- und Finanzierungsplan und reiche diese Unterlagen zur Bewilligung bei der Förderstelle ein.

War das erarbeitete Konzept gut durchdacht und für die Jury überzeugend, dann erhalten wir eine Förderzusage. Nach diesem „Lieblingsbescheid“ beginnt die arbeitsteilige Umsetzung des Projektes. Hier wird Eigenaktivität durch finanzielle Unterstützung von Steuergeldern belohnt, eine große Chance für aktive Vereine im Amateurmusikbereich.

Schon seit Jahrzehnten unterstützen Sie die Organisation großer kirchenmusikalischer Projekte maßgeblich. Was bedeuten solche Events für die Chorgruppierungen?

Roos: Solche Chorprojekte sind „Ausrufezeichen“ und „Sympathieträger“ für die Kirchenmusik in St. Oswald. „Ausrufezeichen“ deshalb, die Chöre sind nach der Corona-Pandemie wieder da. Die ganze Vielfalt der Kirchenmusik von der Messe in Es von Anton Diabelli (1817) mit Soli und Orchester an Weihnachten, über Spirituals und mehrstimmigen Lieder aus dem Gotteslob bis hin zu einem modernen Oratorium wie „Adam“ von Gregor Linßen (NGL) am 16. März in St. Magnus, Hainstadt, können der Öffentlichkeit wieder dargeboten werden. Ebenso die Gottesdienstgestaltungen von Jugendchor in der Christmette und die Liedbeiträge der Kinderchöre am 2. Weihnachtsfeiertag sind wieder möglich.

Durch „Sympathieträger“ schafft man sich „Sympathisanten für die Kirchenmusik“. Bei abnehmenden Gottesdienstbesuchern ist es nicht einfach für Kirchenchöre einen singfähigen Mitgliederstand zu halten. Umso erfreulicher vernahm ich bei der letzten Hauptversammlung des Kirchenchores St. Oswald im November 2023 die Nachricht über sieben Neuzugänge im Kirchenchor.

Karten für das Konzertevent am 16. März in Hainstadt sind sowohl online als auch im Verkehrsamt Buchen erhältlich. Jugend-, Kirchen- und Projektchor St. Oswald, Buchen singen mit Band und Solisten unter der Leitung von Kirchenmusiker Horst Berger; veranstaltet vom Förderverein Kirchenmusik St. Oswald.

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