Eberstadt. Die Verabschiedung von Nico Hofmann als Ortsvorsteher glich einem Dorffest: Weit über hundert Eberstadter hatten sich in der Sporthalle am Freitagabend eingefunden, um nach 20 Jahren Amtszeit den 51-Jährigen zu verabschieden. Darunter befanden sich auch 13 Besucher aus dem zur Stadt Lich im hessischen Landkreis Gießen gehörenden Eberstadt. Diese waren mit dem Pkw und einem Einsatzfahrzeug der örtlichen Feuerwehr angereist. Zu diesem Ort unterhält der Buchener Stadtteil seit mehr als 30 Jahren eine Partnerschaft.
„Du warst mit Leib und Seele Ortsvorsteher“, sagte seine Nachfolgerin Esther Vasko. „Wir sind dir ewig dankbar für deinen unermüdlichen Einsatz.“ Sie bescheinigte ihrem Vorgänger im Amt „sehr großen Ehrgeiz“. Er habe sich „nie unterkriegen lassen“ und bei Arbeitseinsätzen auch selbst mit angepackt. Der Anlass der Veranstaltung sei einerseits zwar ein trauriger, andererseits freue man sich, dass Hofmann sich als Stadtrat weiterhin für sein Ort einsetzen werde. Anschließend blickte Vasko auf Projekte der vergangenen 20 Jahre zurück. So nannte sie unter anderem die Sanierung der Sporthalle, die Errichtung des Besucherzentrums der Höhlenwelten, den Erhalt des Kindergartens, den Bau der Kläranlage, die Erschließung eines neuen Baugebiets, Aktionen während der Coronapandemie, die Einrichtung des Streicheltierparks mit Café und die Verlegung von Glasfaser im Ort.
Rathaus wurde zu „Kinderhaus“
„Ich bin froh, dass du Stadtrat bleibst“, stellte Bürgermeister Roland Burger fest. Er verwies auf Hofmanns „starke Wahlergebnisse“ bei der Kommunalwahl. „Du genießt das Vertrauen der Ortschaft“, sagte Burger. Das „ungewöhnlichste Projekt“ des langjährigen Ortsvorstehers sei die Idee gewesen, aus dem Rathaus ein „Kinderhaus“ zu machen und den Kindergarten dort unterzubringen. Burger lobte auch die sozialen Kompetenzen von Nico Hofmann: „Du kannst schwierige Situationen entschärfen und meistern.“ Er sei eine Person, die nahezu alles, was sie angegangen sei, zum Erfolg gebracht habe, und das mit einer äußerst lässigen Art.„Du bist die eierlegende Wollmilchsau“, sagte Burger.
Regina Schüßler, Ortsvorsteherin von Hainstadt, sprach für die Ortsvorsteher der Stadt. Hofmann habe Eberstadt immer als „schönsten Stadtteil Buchens“ bezeichnet. Er sei ein „Teamplayer“, der „große Spuren“ hinterlasse.
Klaus Biermann ist Ortsvorsteher des Stadtteils Eberstadt der nordhessischen Stadt Lich. Auch er stellte fest, dass Hofmann Bleibendes hinterlassen habe. „Ein voller Terminkalender ist noch lange kein erfülltes Lebens“, sagte Biermann und zeigte deshalb Verständnis dafür, dass Hofmann nach 20 Jahren im Amt als 51-Jähriger aufhöre. Er wünschte ihm gute Gesundheit und seiner Nachfolgerin alles Gute.
Statt mit Ansprachen meldeten sich Vertreter der Eberstadter Vereine in einem Video zu Wort – und das auf äußerst originelle und humorvolle Art. Zum Beispiel ließ sich bei der Feuerwehr ein Darsteller mit Nico-Gesichtsmaske von einem Einsatzwagen abholen. Denn der ehemalige Ortsvorsteher könnte seine gewonnene Freizeit bei der Feuerwehr verbringen. Ähnlich sehen das die Musikkapelle und der Gesangsverein, bei denen jeweils ein Stuhl für Hofmann reserviert wurde. Auch die AH–Fußballer würden sich über Verstärkung des ehemaligen Ortsvorstehers freuen. Sogar die Damenabteilung des VfL Eberstadt hätte nichts gegen eine männliches Mitglied einzuwenden.
„Wunderbare Dorfgemeinschaft“
„Ich bin überwältigt“, gestand ein sichtlich gerührter Nico Hofmann. Ortsvorsteher zu sein, sei für ihn wie ein Hobby gewesen. „Es hat extrem viel Spaß gemacht“, sagte er. Denn er habe Ideen und Visionen verwirklichen können. Die Rettung des Kindergartens sei ein „Lieblingsprojekt“ für ihn gewesen. „Das war ein Meilenstein für die Zukunft unseres Dorfes“, sagte er. Dass er beruhigt sein Amt abgeben könne, liegt nach den Worten von Hofmann vor allem an zwei Dingen: „Weil Eberstadt eine wunderbare Dorfgemeinschaft hat und mit Esther eine Nachfolgerin gefunden wurde, die das sicher mindestens genauso gut machen wird wie ich.“
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