Buchen. Die drei Kandidaten für das Bürgermeisteramt der Stadt Buchen haben sich vorgestellt. Als sie danach die wenigen Fragen der Bürger beantworteten, wurden Gleichheiten, aber auch Unterschiede deutlich.
Gelost werden musste erst einmal nicht. Im Vorfeld hatten schlichtweg zu wenige Buchener ihr Interesse für Zuschauerplätze zur Bewerbervorstellung für die Bürgermeisterwahl 2021 am Montagabend in der Stadthalle (wir berichteten) bekundet, als dass Fortunas Fügung über den Eintritt entscheiden musste. Etwa 80 der maximal 130 Stühle waren besetzt, die meisten davon von Mitgliedern des Gemeinderats. Die geringe Zahl des Publikums war allerdings nicht auf pures Desinteresse zurückzuführen. Corona-bedingt blieben einige Leute daheim – doch die konnten den Ausführungen von Roland Burger, Felix Pflüger und Peter Bühler auch via Livestream im Internet folgen (siehe Extra-Text).
Immer informiert sein
Eine Verlosung vor einer Wahl wäre dann aber auch eine besondere Absurdität der Wortbedeutungen gewesen. Als abstrus stuften allerdings einige Zuhörer die Ausführungen von Peter Bühler ein; er forderte die Rückkehr zum Postkutschenverkehr, will eine Brauerei für Buchen gründen und Palmen statt Laub- und Tannenbäume anpflanzen. Ob er den Abend als eine „Spaßveranstaltung“ betrachte, wollte Peter Wahlandt wissen. „Nein, ich bin bestimmt nicht hier, um Spaß zu machen. So eine Kandidatur ist harte Arbeit“, entgegnete Bühler dem Zuhörer. Mit etwas „Goodwill“ erkenne man den tieferen Grund seiner Rede. Hierzu muss man wissen, dass Bühler einer „Satire-Partei“ angehört. Nichtsdestotrotz: Benjamin Laber, Vorsitzender des Gemeindewahlausschusses, lobte den fairen Umgang unter den Kandidaten, aber auch den der Zuhörer gegenüber den Bewerbern.
Natürlich wurden auch „ernste“ Themen angesprochen, zu denen vor allem Roland Burger und Felix Pflüger Stellung bezogen. Hier wurden gleiche Haltungen, aber auch inhaltliche Unterschiede deutlich. Rein äußerlich waren die eindeutig: Burger – im Anzug mit Krawatte, Pflüger – mit Jeans und Hemd. Amelie Pfeiffer wollte wissen, was die Kandidaten von „Tempo 30“ in der Ortsdurchfahrt Bödigheim hielten. Pflüger sagte jung und forsch: „Die Bürger haben sich dafür ausgesprochen. Das muss man ernstnehmen. Ein klares Ja.“ Aus der Antwort von Amtsinhaber Roland Burger hörte man all seine Berufserfahrung. Man müsse hier das Straßengesamtkonzept in den Blick nehmen, weshalb er sich nicht klar dafür positionieren könne: „Hettingen, Hainstadt, Buchen – ich muss auch diese Ortsdurchfahrten sehen.“
Für mehr Sozialwohnungen
Den größten Unterschied zwischen Burger und Pflüger erkannte man beim Thema „Flächenversiegelung“. Während der Amtsinhaber mit stetigen Ausweisungen von neuen Baugebieten junge Familien anlocken und damit die Zukunft Buchens sichern möchte, geißelte Pflüger das Baugebiet „Marienhöhe“ als Fehler. Gleichauf waren beide wieder, als es darum ging, mehr Sozialwohnungen bauen zu lassen. „Wenn es Interessenten für den Bau solcher Wohnungen gäbe, würden wir versuchen, Flächen dafür zur Verfügung zu stellen“, so Roland Burger. Felix Pflüger wollte erkannt haben: „Das ist ein Thema, das in Buchen brennt.“ Es sei Aufgabe der Stadt, hier etwas zu tun, doch erst müsse man den genauen Bedarf erfassen.
Geht es nach dem Amtsinhaber und seinem Herausforderer wird der Rad-Mobilität künftig in Buchen eine hohe Bedeutung beigemessen. Mit der Zustimmung des Gemeinderats hat Roland Burger bereits ein 3,1 Millionen Euro „schweres“ Radwegekonzept auf den Weg gebracht. Darin ist vorgesehen, dass das Rad „partiell“ Vorfahrt vor dem Auto erhält. Felix Pflüger möchte hier weiter gehen. Er hat ganze Fahrradstraßen im Sinn – allerdings erst nach dem Zwischenschritt mit „Tempo 30“.
Beide, Burger und Pflüger, sind für mehr Mitbestimmung der Jugend. Während der Bürgermeister mit den Schlagworten „Schulrat“ und „Jugendforum“ darauf verwies, dass hier schon einige Projekte auf die Schienen gestellt seien, möchte der Herausforderer „die Leute abholen“, und das erst einmal, indem man einen geeigneten Raum für die Jugend zur Verfügung stelle.
Letztlich waren es nur etwa zehn Fragen, die gestellt wurden. Dass man mit deutlich mehr gerechnet hatte, erkennt man daran, dass die Veranstaltung schon eine Stunde und 17 Minuten vor ihrem anvisierten Schluss beendet war. Und deshalb verließen die Besucher schon früher als gedacht die grün beleuchtete Stadthalle. Das Grün stand für Buchen. Für die drei Kandidaten stand es aber auch für die Hoffnung auf eine Wahl durch Buchens Bevölkerung am 28. November…
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/buchen_artikel,-buchen-buchener-buergermeisterwahl-ein-erfahrener-ein-forscher-ein-satiriker-_arid,1879709.html
Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kommentar Bürgermeisterwahl in Buchen: Das wird kein Spaziergang