Buchen. Wer am Sonntagabend am Museumshof vorbeigekommen ist, der konnte möglicherweise ein Stimmengewirr vernehmen. Sonderbar bekleidete Leute, die einem bei näheren Hinschauen sehr bekannt vorkamen, redeten miteinander in altertümlicher Sprache. Mancher von ihnen führte eine Sichel, ein Schwert oder einen Dreschflegel mit sich. Andere hielten Reisigbesen, Gebetsbücher oder Rosenkränze in den Händen. Eine Musikkapelle spielte immer wieder, und manches Gesangssolo wurde zum Besten gegeben. Es fand die erste Probe mit Musik zur Freilichtaufführung des Theaterstücks „Der Stadtvogt“ statt. Im Rahmen des Stadtjubiläums wird dieses am Donnerstag, 27., und Freitag, 28. Juni, im Museumshof aufgeführt.
Auch wenn die Proben gut verlaufen, kommt auf die Regisseure Christoph Kieser und Daniela Allin sowie die rund 40 Mitwirkenden noch sehr viel Arbeit zu. Denn bei der Probe am Sonntag zeigte sich, dass noch an der Feinabstimmung zwischen Kapelle und Darstellern gearbeitet werden muss. Mit Ton- und Lichttechnik kann man erst nach dem Vorsommerfest proben, das am kommenden Wochenende stattfinden wird.
Laiendarsteller sind Talent und Engagement bei der Sache
Doch bereits bei der Probe am Sonntag zeigte sich, mit welch großem Talent und welchem Engagement die Laiendarsteller bei der Sache sind. Nur Hauptdarsteller Stefan Müller-Ruppert verfügt über professionelle Bühnenerfahrung. Er hat als Stadtvogt auch den mit Abstand meisten Text zu bewältigen. Die anderen Schauspieler sind Mitglieder örtlicher Vereine, zum Beispiel der Kolpingsfamilie, der Handballabteilung des TSV Buchen, des MGV „Liederkranz“ oder vom „Zwibbelclub 2.0“. Oder sie sind Stadträte und stellen bei dem Stück die Ratsherren von Buchen von vor fast 650 Jahren dar.
Denn das von Karl Tschamber um 1930 verfasste Stück spielt an zwei bis drei Tagen während der Belagerung von Buchen durch kurpfälzische Truppen. Tschamber datierte dieses Ereignis auf das Jahr 1381, andere Quellen nennen 1380. Die Kurpfälzer hatten schon Osterburken niedergebrannt. An der Hartnäckigkeit der Buchener Verteidiger bissen sie sich die Zähne aus. Der Blecker, der ebenfalls in dem Theaterstück eine Rolle spielt, ist zu dieser Zeit allerdings nicht historisch verbürgt.
Wie Stadtarchivar Tobias Kohler erläuterte, schrieb Karl Tschamber im Winter 1930/31 das Stück. Es wurde jedoch erst 1980, als man „700 Jahre Stadterhebung von Buchen“ feierte, aufgeführt. Zwar war eine Aufführung Anfang der 1950-er Jahre geplant. Diese musste jedoch aus wirtschaftlichen Gründen abgesagt werden.
Damals hätte Valentin Gramlich den Stadtknecht spielen sollen. Bei der aktuellen Aufführung übernimmt sein Enkel Klemens Gramlich diese Rolle. „Das ist für mich eine zusätzliche Motivation“, sagte Gramlich. „So kann ich fortführen, was mein Großvater in den 1950-er Jahren begonnen hatte.“
Musikpassagen wurden in das Theaterstück ,,Der Stadtvogt" eingefügt
Christof Kieser hat das Stück überarbeitet, die Sprache „entschärft“ und etwas gekürzt. „Wir wollen trotz der Änderungen authentisch bleiben“, versprach er.
Neu ist auch, dass das Stück Musikpassagen enthalten wird. Christian Roos schrieb zum Beispiel eine Ouvertüre, mehrere Lieder, Zwischenmusik und ein Rezitativ. Eine Band und Solisten werden zum Einsatz kommen. „Dadurch bekommt das Stück einen anderen Charakter“, stellte Kieser fest.
Info: „Der Stadtvogt“ wird am 27. und 28. Juni jeweils um 20.30 Uhr im Museumshof aufgeführt, bei schlechtem Wetter in der Mehrzweckhalle in Hainstadt. Karten erhält man im Verkehrsamt.
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