Kommunalwahl

Buchen: Otto Kern verlässt die Freien Wähler

Otto Kern, Stadtrat und Ortsvorsteher von Hettingen, ist nicht mehr Mitglied der Fraktion und des Stadtverbands der Freien Wähler. Bei einem Pressegespräch erläuterten die Parteien ihre Gründe.

Von 
Martin Bernhard
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Idylle in Hettingen, aber nicht bei den Freien Wählern. Mit seinem Austritt aus Fraktion und Stadtverband ist Ortsvorsteher Otto Kern einem möglichen Ausschluss zuvorgekommen. © Stadt Buchen

Buchen.  „Otto Kern hat vergangene Woche auf Antrag der Freien Wähler seinen Austritt aus der Fraktion und dem Stadtverband erklärt“, eröffnete Freie-Wähler-Fraktionsvorsitzender Manfred Röckel das Pressegespräch am Montagvormittag. Damit scheint ein Thema in Hettingen beendet zu sein, das seit 23. August, dem Tag der Wahl von Otto Kern (kleines Bild) zum Ortsvorsteher, die Gemüter in Hettingen erhitzt und auch Spuren im Stadtverband der Freien Wähler hinterlassen hatte (wir berichteten). Nach den Worten von Stadtverbandsvorsitzendem Peter Bauer trat als Folge der Auseinandersetzung eine Person aus dem als Verein organisierten Stadtverband aus, drei weitere – darunter auch Stadträte – hätten ihren Austritt angekündigt, sollte die Angelegenheit nicht geklärt werden.

Kritik an der Art und Weise von Otto Kern

„Wir akzeptieren immer, wenn Ortschaftsräte Kandidaten als Ortsvorsteher vorschlagen“, erläuterte Röckel. „Aber wir haben Kritik daran geübt, wie die Wahl zustande gekommen ist.“ Kern habe vor der entscheidenden Sitzung seine Listenkollegen nicht über seine beabsichtigte Kandidatur informiert. So trat er gegen den Freie-Wähler-Kandidaten Rainer Mackert an, ohne dass dieser vorher davon wusste. Peter Bauer ergänzte, dass die Teilnehmer der Freien-Wähler-Liste in Hettingen intern abgesprochen hätten, die Person mit den meisten Stimmen für das Amt des Ortsvorstehers vorzuschlagen, unabhängig davon, welcher Liste diese angehöre. Gegen diese Vereinbarung habe Kern verstoßen.

„Meiner Meinung nach ist das korrekt abgelaufen“, sagte Kern. Die Vereinbarung hätte die Kandidatur weiterer Personen nicht ausgeschlossen. Demokratie bedeute, dass man sich auch dann zur Wahl stellen könne, wenn man nicht die meisten Stimmen bei der Wahl zum Ortschaftsrat erhalten habe.

© Martin Hahn

Die Meinungen gingen auch darüber auseinander, ob beziehungsweise wann Kern seine Listenkollegen über seine geplante Kandidatur hätte informieren können. „Am 21. August um 21 Uhr fragte mich Timo Steichler, ob ich das Amt übernehme wollte. Am 23. August war die Ortschaftsratsitzung – das waren weniger als 48 Stunden Zeit zum Überlegen.“ Er gab zu, dass er am Freitagabend, als die Ortschaftsräte eine Stunde vor der öffentlichen Sitzung in nichtöffentlicher Runde tagten, hätte seine Kandidatur ankündigen können. „Das hätte aber nichts am Ergebnis geändert“, sagte Kern.

„Das Vertrauen ist nicht mehr da – nicht im Stadtverband und nicht in der Fraktion“, stellte Röckel fest. Er lobte Kern dafür, dass dieser vergangene Woche seine Austrittserklärung unterschrieben habe. „Wir finden das gut jetzt“, sagte Röckel. „Du hast viele Jahre sehr viel geleistet für die Fraktion.“ Er bat den Stadtrat um Verständnis dafür, dass man ihn nicht mehr als Mitglied haben wolle. „Wir wünschen dir eine gute Hand als Ortsvorsteher in Hettingen und alles Gute“, ergänzte Röckel.

Otto Kern: "Außer Timo Steichler ist keiner an mich herangetreten"

Kern sagte, dass außer ihm und seinem Amtsvorgänger Timo Steichler niemand in seine Kandidatur involviert gewesen sei. „Außer Timo ist keiner an mich herangetreten. Er hat nach Rücksprache mit seinen Leuten mich angesprochen. Es gab keine Absprache mit einer anderen Partei.“ Das sei ein demokratischer Vorgang gewesen. „Die Mitglieder der Bürgerliste waren der Meinung, dass ich der bessere Kandidat bin“, sagte Kern. Er bedauerte, dass ein Gespräch mit seinem Gegenkandidaten Rainer Mackert nicht möglich gewesen sei.

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Kern könne nachvollziehen, dass man die Vorgehensweise, die zu seiner Wahl geführt habe, kritisiere. Doch manche Reaktionen auf seine Wahl hätten ihm nicht gefallen. „Ich hoffe, dass sich die Stimmung im Ortschaftsrat wieder beruhigen wird.“ Nach über 25 Jahren Mitgliedschaft verlasse er die Freien Wähler, weil ihm angedroht worden sei, ihn aus Verein und Fraktion zu werfen, wenn er nicht freiwillig gehe. „Ich will das jetzt abschließen und nach vorne blicken“, sagte er.

„Es ist lobenswert, dass wir einen vernünftigen Abschluss gefunden haben“, sagte Stadtrat Christian Ferenc. Stadtrat Christian Philipp sieht eine Mitschuld für „den Schlamassel, den die Freien Wähler jetzt ausbaden müssen“ beim Amtsvorgänger von Kern: „Er hätte einfach nicht mehr antreten können, ohne einen Nachfolger vorzuschlagen.“

So geht es jetzt weiter

Wie geht es jetzt weiter? Otto Kern wird fraktionsloses Mitglied im Buchener Gemeinderat bleiben. Er scheidet aus dem „Ausschuss für Technik und Umwelt“ aus, aber nicht aus dem Aufsichtsrat der Stadtwerke Buchen. Außerdem erhält er einen neuen Sitzplatz im Gremium. Bild: Martin Hahn

Redaktion

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