Gitarrenmusik

Als Praktikantin mit „Café del Mundo“ in die „Abbey Road Studios“

Sarah Flohr ist mit dem Gitarrenduo „Café del Mundo“ zu Aufnahmen in die weltbekannten „Abbey Road Studios“ in London gefahren. Dort musizierte das Ensemble mit dem „Royal Philharmonic Orchestra“.

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Martin Bernhard
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Vom Odenwald in die legendären „Abbey Road Studios“ in London: die beiden Gitarristen Alexander Kilian (links) und Jan Pascal sowie Praktikantin Sarah Flohr aus Walldürn. © René van der Voorden

Buchen. So schnell kann es gehen: Ende Dezember schickte die 19-jährige Sarah Flohr, die Musik-Business studieren will, eine Anfrage an Jan Pascal, ob sie ein Praktikum bei dem überregional bekannten Gitarrenduo „Café del Mundo“ absolvieren könne. Knapp drei Monate später fuhr sie mit dem Ensemble zu den legendären „Abbey Road Studios“, in denen in den 1960-er Jahren die „Beatles“ ihre Songs aufgenommen hatten. Das Gitarrenduo spielte dort mit dem weltberühmten „Royal Philharmonic Orchestra“ Musikstücke ein, die der Dresdner Christian David Rheber extra arrangiert hatte.

„Es war für mich eine große Ehre, dass Jan und Alex mich nach London mitnahmen“, zeigte sich Sarah Flohr im FN-Gespräch dankbar. Als sie ihre Eindrücke von der fünftägigen Reise schilderte, fiel immer wieder das Wort „magisch“: Die Atmosphäre war magisch, das Klangererlebnis der Gitarren mit dem Orchester, der Flur mit Bildern von Musikgrößen. Und natürlich war auch der Ort selbst für Sarah etwas ganz Besonderes. „Allein in den ,Abbey Road Studios’ zu sein, ist wie ein Sechser im Lotto!“, schwärmte sie.

Erst 19 Jahre alt und schon dort gelandet, wo viele niemals hinkommen: Sarah Flohr vor den „Abbey Road Studios“. © René van der Voorden

Die Reise begann am Freitag, 3. März, gegen Mittag nach einem Dreh mit dem Südwestrundfunk. In Frankfurt stieg Arrangeur Rheber zu. Dann ging es weiter zur Fähre ins französische Calais. Das Hotel in London erreichte die Gruppe am Samstag nach Mitternacht.

Den freien Tag nutzten die Deutschen nicht allein, um Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Für eine Dokumentation filmte ein eigens mitgereistes Kamerateam Ansichten der britschen Hauptstadt. Außerdem gaben Jan und Alexander Interviews. Sarah genoss die Eindrücke und die Gruppendynamik, die sich an diesem Tag entwickelte.

Am Sonntag, dem ersten Aufnahmetag, machte man zunächst Bilder auf dem durch die „Beatles“ bekannten Zebrastreifen sowie auf der Außentreppe des Studios. Im Gebäude selbst waren Foto- und Filmaufnahmen erst im eigentlichen Studio erlaubt. Das Vorbeilaufen im Flur an den vielen Bildern bekannter Musiker, die hier ihre Songs hatten aufnehmen lassen, ließ Sarah in Ehrfurcht erschauern. Bald traf der Lkw des Orchesters mit den Instrumenten der insgesamt 60 Ensemblemitglieder ein. Der Aufbau von rund 80 Mikrofonen und anderer Geräte dauerte bis zum Mittag. Um 14 Uhr begann die erste Aufnahme, und zwar des Titels „Spread your Wings“.

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Sarah hatte auf dem Balkon des Studios Platz genommen. „Das war magisch, erst die Stille zu hören. Dann geht die rote Aufnahmelampe an und die Musik erklingt“, erinnerte sich die Praktikantin. „Das sorgte für eine Gänsehaut.“

Bis 21 Uhr nahmen Orchester und Gitarristen sieben Titel auf. Danach gaben Jan und Alex Interviews für die Dokumentation. Gegen 23 Uhr traf man sich zum Abendessen.

Am nächsten Tag ging es um 10 Uhr weiter. „Man hatte das Gefühl, dass die Musiker mit der Musik verbunden sind“, stellte Sarah eine Entwicklung zum Vortag fest. „,Jueves’ war für mich das emotionalste Lied. Da habe ich meine Taschentücher ausgepackt.“

Paul McCartney im Studio

Einen Höhepunkt ihres Aufenthalts konnte Sarah Flohr nur akustisch wahrnehmen. „Sir Paul McCartney is in the room“, schallte es plötzlich aus den Lautsprechern. Der inzwischen 80-jährige ehemalige „Beatle“ war mit seinem Sohn vorbeigekommen und sagte im Regieraum kurz „Hallo“.

Der zweite und letzte Aufnahmetag endete gegen 16.30 Uhr und damit eine halbe Stunde früher als geplant. Die beiden Gitarristen aus dem Odenwald gaben anschließend Vertretern der britschen Presse Interviews. Außerdem unterhielten sie sich mit Orchester-Dirigenten Richard Balcombe. Dieser äußerte sich begeistert: „Ihre Kompositionen fühlen sich so natürlich an. Es war ein großes Vergnügen, bei diesem Projekt dabei zu sein.“ Das sah Sarah ähnlich: „Wir waren in einem Musikrausch.“

Die „Abbey Road Studios“

Die „Abbey Road Studios“ wurden durch die „Beatles“ weltberühmt. Sie liegen in London in der gleichnamigen Straße und gehören dem britischen Plattenkonzern EMI. Das Studio wurde 1931 eröffnet. Dort entstanden in den 1930-er Jahre die Aufnahmen von klassischen symphonischen Werken. Hier ließ 1944 Glenn Miller Aufnahmen produzieren. Berühmt ist auch der Zebrastreifen in der Abbey Road. Ein Bilddavon mit den Beatles, die diesen überqueren, ziert deren Plattenalbum „Abbey Road“. Neben den „Beatles“ sang auch „Pink Floyd“ Songs in dem legendären Studio ein. mb

Die Aufnahmen werden derzeit geschnitten und gemischt sowie anschließend auf CD gebrannt. Nach den Plänen von Alex und Jan soll diese am 15. Mai auf den Markt kommen. Außerdem wird die Musik über die Mundo-App verfügbar sein. „Differenzierter kann man Musik nicht ausgestalten“, schwärmte Jan Pascal von dem Projekt mit dem britischen Klangkörper. „Das Orchester hat eine jahrhundertealte Tradition“.

Übrigens: Das Projekt stand kurz vor seiner Realisierung auf der Kippe. Um die Kosten im unteren sechsstelligen Bereich zu finanzieren, benötigte „Café del Mundo“ eine Bankfinanzierung. Diese wurde dem Ensemble unerwartet um 30 000 Euro reduziert beziehungsweise die Zinsen dafür erhöht. Da holten die beiden Musiker ihre Fans ins Boot. Diese spendeten oder gewährten kostenlos beziehungsweise zu einem Zinssatz von drei Prozent Darlehen. Innerhalb weniger Tage kam der fehlende Betrag zusammen.

„Musik wird aus Mut gemacht“, sagte Jan Pascal. Das trifft auch auf die geplante Welturaufführung zu: Diese könnte in London oder in Buchen am Wartturm beim „Heimatsound Open-Air“ im August stattfinden.

Redaktion

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