FN-Serie

„Schüpfer Weintage“ machen den Ort überregional bekannt

Die Serie „Boxberger Stadtteile im Fokus“ führt heute nach Unterschüpf. Dort steht der Umbau der Umpferbrücke bevor.

Von 
Werner Palmert
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Alljährlich finden rund um das Wasserschloss die „Schüpfer Weintage“ statt. Eine Veranstaltung mit langer Tradition, die den Ort weit über die Grenzen des Main-Tauber-Kreis hinaus bekannt machte. In unmittelbarer Nachbarschaft wurde 1956 die Katholische Kirche erbaut. © Werner Palmert

Unterschüpf. Der beschauliche Weinort Unterschüpf, rangiert gemessen an der Einwohnerzahl mit 835 Bürgern, an dritter Stelle aller Boxberger Stadtteile. Die Ortschaft kam bereits im Juli 1971 gemeinsam mit Kupprichhausen im Zuge der Kommunalreform zur neuen Stadt Boxberg, die zum Jahreswechsel 1972/73 entstand. Der Zusammenschluss der 13 Gemeinden, immer mit Fokus auf die Zukunftsfähigkeit der Kommunen, war kein leichter Prozess und erst nach zum Teil heftigen Diskussionen und langen Verhandlungen in den einzelnen Gremien unter Dach und Fach.

Die ehemals selbständige Gemeinde Unterschüpf lebte früher vorwiegend von Weinbau und Weinhandel. In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ging es mit dem Rebenanbau steil bergab. Erst nach der großen Rebflurbereinigung zu Beginn der 70er Jahre, dem anschließenden Bau einer Frostschutzberegnungsanlage und dem Privileg des Bocksbeutelrechts, kam der Weinbau im Ort zu neuer Blüte. Den Höhepunkt im jährlichen Veranstaltungskalender erleben die Einwohner des Stadtteils und die amtierende Weinkönigin Annalena Graf, während der traditionellen „Schüpfer Weintage“. Das mehrtägige Fest am letzten August-Wochenende findet sehr großen Zuspruch im ganzen Taubertal und in den Städten und Gemeinden der angrenzenden Regionen. Organisatorisch gestemmt wird diese Großveranstaltung von den Winzern aus Unter- und Oberschüpf, den freiwilligen Helfern des Fanfarenzuges „Fränkische Herolde“, dem Turn- und Sportverein, der Musikkapelle und der Freiwilligen Feuerwehr.

Daran und an vielen andren Beispielen zeigt sich für Ortsvorsteher Stefan Graf, der mit seiner Familie einen großen Ackerbaubetrieb im Vollerwerb bewirtschaftet, der große Zusammenhalt aller örtlichen Vereine und der beispielhafte Gemeinschaftssinn der Einwohner. So wurde unter anderem in einer Spendenaktion vor Jahren ein großer Geldbetrag für die Anschaffung der Schlossbeleuchtung gesammelt.

Stefan Graf gehört dem Ortschaftsrat seit 2004 an. 2014 wurde der Landwirtschaftsmeister zum Ortvorsteher gewählt. Er sieht, wie sein Stellvertreter Lars Apfel und die weiteren Mitglieder des Ortschaftsrates, Carolin Spaag, Achim Riegler und Holger Seubert auch, den Stadtteil Unterschüpf gut in der Gesamtstadt integriert. Das Gremium schätzt vor allem die reibungslose Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung.

Umbau der Brücke wird wohl zur großen Belastung

Eine große Belastung sieht Stefan Graf vor allem im bevorstehenden Umbau der Umpferbrücke auf die Ortsbevölkerung zukommen. Die entstehende Großbaustelle erfordert eine Vollsperrung von voraussichtlich acht Monaten und damit unvermeidliche Umwege für den Straßenverkehr. In diesem Punkt, so Graf, könnte er sich eine bessere Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium vorstellen. „Die Planungen ändern sich ständig. Man kann sich auf nichts verlassen“, so die Kritik des Ortschaftsrates. In einer Bürgerversammlung im Februar will das Regierungspräsidium die endgültigen Informationen zur Durchführung der Großbaumaßnahme liefern.

Zu den weiteren Zukunftsplanungen gehören der Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses, wie im Feuerwehrbedarfsplan ausgewiesen, die Fusion der beiden Feuerwehrabteilungen Ober- und Unterschüpf, die Umgestaltung des Friedhofes mit neuer Pflasterfläche und schattigen Sitzgelegenheiten. Dabei verliert der Ortschaftsrat seine permanente Forderung an die Verantwortlichen der Bahn, in Unterschüpf wieder einen Bahnhalt einzurichten, nicht aus den Augen. „Damit könnte man viel Positives bewegen, aber in dieser Angelegenheit tut sich nichts und es wird viel Geduld brauchen, um eine Reaktivierung des Bahnhofes zu erreichen“, ist sich der Ortsvorsteher sicher.

Im ehemaligen Unterschüpfer Wasserschloss ist nach umfangreicher Sanierung seit 1988 das Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum untergebracht. Eine Einrichtung die Ortsvorsteher Stefan Graf und die Bewohner des Stadtteiles sehr gerne im Ort haben. © Werner Palmert

Auflagen des Denkmalschutzes bei Altbauten ein Problem

Im ehemaligen Wasserschloss, das in den 80er Jahren aufwendig saniert und baulich ertüchtigt wurde, befindet sich seit 1988 das Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum, Förderschwerpunkt Sprache, (Sprachheilschule) des Main-Tauber-Kreises. „Ohne diese von der Denkmalbehörde positiv begleitete Sanierung würde das ortsbildprägende historische Gebäude heute vermutlich so nicht mehr vorhanden sein“, glaubt der Ortvorsteher. Gerne würde er zusammen mit dem Ortschaftsrat die Verschönerung des Innerortes weiter voranbringen. „Hier scheitern wir allerdings bei einigen Altbauten an den Auflagen des Denkmalschutzes“.

Mit der vorhandenen Infrastruktur des Stadtteiles Unterschüpf zeigt sich der Ortschaftsrat zufrieden. Es gibt einen sehr gut frequentierten und nagelneuen Kindergarten mit drei Gruppen, die Zukunft der ortsansässigen Zahnarztpraxis ist gesichert und im attraktiven Baugebiet „Leimengrube“ werden derzeit weitere 19 Baugrundstücke erschlossen. Auch mit einem großen Angebot an Arbeitsplätzen am Ort kann Unterschüpf aufwarten. Neben der Firma Hofmann Menü-Manufaktur gibt es den Fensterbaubetrieb der Hilzinger-Gruppe (ehemals Firma Schenk), und zahlreiche kleinere Handwerksbetriebe wie Metzgerei, Bäcker, Sanitär, Fliesenleger, Maler, Friseur und eine Automobilwerkstatt.

Die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe im Vollerwerb ging auf zwei zurück. Ein Hof wird aktuell noch im Nebenerwerb geführt. Neben den großen Weingütern werden auch noch einige private Weinberge unterhalten. Einen schmerzlichen Einschnitt musste die Ortsbevölkerung allerdings mit der Schließung der beiden Zweigstellen von Sparkasse Tauberfranken und Volksbank hinnehmen.

Das mit kunstvoller Holzschnitzerei verzierte Weinfass am Ortseingang zeigt das von Weintrauben umrahmte Wasserschloss und dahinter die Rebenanlagen des „Unterschüpfer Mühlberg“. © Werner Palmert

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