Kulturkirche

Plädoyer für vitale, verletzliche Kirche

Beherzter Auftritt der Badischen Landesbischöfin Heike Springhart

Von 
kuki
Lesedauer: 
Die evangelische Landesbischöfin Heike Springhart las in der Unterschüpfer Kulturkirche aus ihrem Buch. © Kulturkirche

Unterschüpf. Mit Spannung war die Buchlesung der Landesbischöfin Heike Springhart in der Kulturkirche erwartet worden. Das war dem trotz sommerlicher Temperaturen zahlreichen Publikum anzumerken. Andreas Berge (Violine) und Christiane Stribel-Berge (Oboe) haben den Nachmittag in der Kulturkirche mit lateinamerikanischen Rhythmen eröffnet.

Pfarrer Dr. Kücherer begrüßte die Landesbischöfin: Heike Springhart fasziniere als Theologin, die von Karl Barth, Jürgen Moltmann und Michael Welker inspiriert, beides verbinde: Ein immenses Zutrauen zur Kraft biblischer Texte und eine hellwache, kritische Zeitgenossenschaft in den Herausforderungen der Gegenwart.

Hoffnungsstur und glaubensheiter

Was dann folgte, war ein bodenständiger, beherzter Auftritt der prominenten Theologin. Sie wechselte virtuos zwischen freier Rede und Lesung aus ihrem Buch „Hoffnungsstur und glaubensheiter“. Wie ein roter Faden durchzog der „Mut zur Verletzlichkeit“ ihr Plädoyer für eine zuversichtliche, der Welt leidsensibel zugewandte Kirche.

Mehr zum Thema

Kulturkirche Unterschüpf

„Hoffnungsstur und glaubensheiter“

Veröffentlicht
Von
pm
Mehr erfahren
Veranstaltung

Das Vertrauen wiederherstellen

Veröffentlicht
Mehr erfahren

Die Landesbischöfin agierte im von Kunst und Musik gesättigten Raum der Kulturkirche sehr dynamisch. Ob sie saß, aus ihrem Buch las oder am Stehtisch stand und auf Fragen des Publikums einging, immer waren ihre herzliche Zuwendung und ihr offener Geist zu erleben. Im Nachdenken über die Kraft der Verletzlichkeit drehte sich Heike Springhart plötzlich zum Unterschüpfer Barockaltar und lenkte den Blick auf den Gekreuzigten: „Das ist kein schönes Bild. Da hängt ein Folteropfer.“ Aber das Kreuz in Kirchen sei eben der Hinweis, dass Leid und Gewalt durch die transformative Kraft Gottes gewendet werden und nicht das letzte Wort haben.

So strahlte Heike Springhart auch bei den andrängenden Fragen des Publikums zur Strukturreform der Kirche, zur Klimakrise und zur Zukunft der diakonischen Tafelarbeit Zutrauen aus. Und auch ihre Lust zur Provokation wurde deutlich: In der Ökumene erfahre sie bisweilen eine überraschend lebensfrohe Gestaltungskraft von Christen und Christinnen – in weit widrigeren Bedingungen als sie in Deutschland vorzufinden seien.

Die Ohren nicht hängen lassen

Sinnenfällig beendete die in Basel geborene badische Theologin ihre Buchlesung mit einem Zitat von Karl Barth. Der große Theologe und unvermindert aktuelle „Kirchenvater des 20. Jahrhunderts“ sagte am Vorabend seines Todes einem Freund am Telefon: „Ja, die Welt ist dunkel. Nur ja die Ohren nicht hängen lassen! Nie!“ Heike Springharts dynamischer Auftritt, der Klangraum von Violine und Oboe und ein gutes Gespräch bei Kulturkirchenwein oder Traubensaft waren Grund genug, „hoffnungsstur und glaubensheiter“ aus der Kulturkirche aufzubrechen und vitales, verletzliches Leben zu gestalten. kuki

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten