Evangelische Kirchengemeinde

Klang ihrer wertinstandgesetzten Orgel begeistert die Uiffinger

Fest unter dem Motto „Ein Herz für unsere Orgel“ war mit klangvollen Höhepunkten ein voller Erfolg

Von 
Susanne Sohns
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Uiffingen. Die Wertinstandsetzung der Uiffinger Orgel in der evangelischen Weinbrennerkirche wurde am Sonntag mit einem großen Orgelfest gefeiert. Mit dem Festakt, Orgelführungen, Unterhaltungsprogramm und einem besonders klangvollen Abschlussgottesdienst bot es viele Glanzpunkte.

Das Orgelfest startete mit einem musikalischen Festakt. Bezirkskantor Hyun Soo Park spielte Werke von Händel, Bach und Mendelsohn Bartholdy - ein Hörgenuss für alle Anwesenden nach so langer „orgelmusikloser“ Zeit.

Wie Pfarrer Hocher feststellte, brauchte es viel Geduld und Herzblut, bis dieser Festtag gefeiert werden konnte. Bereits 2020 gab es die ersten Planungen und Anträge. Neben der Orgel ging es auch um eine neue Lautsprecheranlage, die ebenfalls zum langfristigen Erhalt der Kirche beitragen soll. Hocher würdigte das besondere Engagement und die Kreativität des Kirchengemeinderats, dem er einen langen Atem bescheinigte. Das Projekt hätte nicht ohne Förderungen und Spenden realisiert werden können, betonte der Pfarrer weiter. Der größter „Batzen“ kam mit über 39 000 Euro aus dem Leader-Programm. Hochers Dank ging in erster Linie an den Kirchengemeinderat sowie an alle zahlreichen am Projekt Beteiligten.

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Dekan Rüdiger Krauth lobte das treffende Motto des Fests „Ein Herz für unsere Orgel“. In Zeiten des Sparens könne eine Orgel nicht überall erhalten werden. Das sei nur mit Leidenschaft im Herzen möglich – und das sehe er bei den Uiffinger Gemeindemitgliedern. Da die Kirche an sich in der Gesellschaft gerade nicht besonders „in“ sei, ja geradezu in einer Krise steckte, spornte er die Gäste dazu an, mit derselben Inbrunst wie für die Orgel auch die Kirche an sich zu pflegen. Damit meinte er das Pflegen des Glaubens und reges Engagement in der Gemeinde.

Großen Einsatz für das Projekt zeigte Bundestagsmitglied Nina Warken, die mit der Denkmalstiftung des Bundes eine Förderung ihn Höhe von 16 000 Euro ermöglichte. „Ich bin froh, auch einen Teil hier beigetragen zu haben“, sagte sie. Die Gemeinde brauche diese Orgel und alle bräuchten die Musik. Schließlich sei dies kulturelles Erbe, das man für die kommenden Generationen bewahren müsse.

Bürgermeisterin Heidrun Beck beglückwünschte die Kirchengemeinde zur wiederhergestellten Orgel und überbrachte Grüße der Stadt. Nicht ohne Grund sei das Instrument Orgel ein Kulturerbe der Menschheit. „Als Ortsvorsteher einer Gemeinde mit gerade einmal 380 Einwohnern bin ich stolz auf unsere Uiffinger Dorfgemeinschaft, die immer wieder so tolle Projekte umsetzt“, lobte Stefan Bier.

Zwischen den Grußworten setzte Hyun Soo Park Akzente von der Orgel aus. Mit „Jesus bleibet meine Freude“ vertonte er mit der Flötistin Susanne Sohns ein weiteres bekanntes Werk von Johann Sebastian Bach.

Der Orgelsachverständige der evangelischen Landeskirche Baden, Professor Dr. Michael Kaufmann, würdigte alle Beteiligten: „Vielen Dank, dass Sie hier Kultur erhalten.“ Er rief die Gemeinde dazu auf, sich von den Orgelklängen tragen zu lassen, in guten wie in schweren Zeiten. Kaufmann: „Die Orgel trägt immer.“

Für den Orgelbaumeister Karl Göckel von der ausführenden Firma Steinmeyer ist das Instrument Orgel ein Wunderwerk. Die „Königin der Instrumente“ habe sich im Laufe der letzten Jahrhunderte erfolgreich immer wieder den gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen angepasst. Die Uiffinger Orgel verfüge über 15 Register mit 894 Pfeifen und tollen Kombinationsmöglichkeiten. Bei den Instandsetzungsarbeiten habe er den „Atem der Ewigkeit“– in Anlehnung an das Gebläse in der Orgel als „Lunge“ des Instruments und die damit verbundenen Töne – auch in Uiffingen gehört und gespürt.

Kirchengemeinderätin Ulrike Blesch beleuchtete die Arbeit des Gremiums rund um die Orgelinstandsetzung. Vom Leader-Antrag, der persönlich in letzter Minute überbracht wurde, bis hin zu diesem Festtag beschrieb sie den Weg als lange Reise mit hohen Bergen, tiefen Tälern und scharfen Kurven. „Es hat sich gelohnt“, stellte Blesch fest. Neben dem Hauptfinanzierer Leader wurden mehrere Fördertöpfe angezapft. Zudem gab es viele Spenden aus der Gemeinde sowie ehrenamtliche Eigenleistung, wodurch die Wertinstandsetzung der Orgel umsetzbar wurde. Die Passacaglia und Fuge von Bach krönte den Festakt abschließend, und der Kantor erhielt dafür langen Applaus.

Nach dem Festakt wurden Orgelführungen angeboten. Dr. Kaufmann zeigte gekonnt, wie der Orgelspieler mithilfe der Register nach und nach ein ganzes Orchester zusammenstellen kann. „Sie haben hier ein enormes historisches Zeugnis“, betonte er. Immerhin ist ein Teil des Gehäuses über 400 Jahre alt.

Weiter gab es eine Orgelführung für Kinder. Ein Plüschtier, die Kirchenmaus, unterstützte dabei den Orgelsachverständigen gekonnt. Gebannt hörte der Nachwuchs zu, als Kaufmann die Orgel einem Malkasten gleichsetzte, mit dem man aus verschiedenen Farben, also Registern, unterschiedliche Farbtöne, also Klangtöne, herstellen kann. Mit Kinderliedern lud er die jungen Zuhörer ein, die Ohren zu spitzen.

Für die Bewirtung sorgte beim Fest die Chorgemeinschaft des Orts. Dazu offerierten Uiffinger Direktvermarkter ihre Produkte. Für Kinder gab es ein Kreativangebot.

Zum Abschluss des Orgelfests hielt Pfarrer Philipp Hocher einen Festgottesdienst. An der Orgel spielte Professor Dr. Michael Kaufmann. Das Kirchenschiff war voll besetzt und alle zeigten sich begeistert über den vollen Klang des Gesangs mit wundervoller Orgelbegleitung durch den Fachmann. Eine Besonderheit war, dass die Konfirmanden wie früher die Blasebälge der Orgel traten. Die Blasebälge, die normalerweise durch ein elektrisches Gebläse ersetzt werden, wurden anlässlich der Restaurierung wieder funktionstüchtig gemacht. Mit zwei Liedern bereicherte auch die Uiffinger Chorgemeinschaft den Gottesdienst.

Pfarrer Hochers Predigt wurde musikalisch durch Kaufmann an der Orgel begleitet. Einer Filmmusik gleich, die Gefühle transportiert und eindrücklich verstärken kann, wurde die Geschichte von Paulus und Silas im Gefängnis erzählt. Mit düsteren, tiefen Tönen verdeutlichte die Orgelmusik die Atmosphäre in Gefangenschaft. Später fangen Paulus und Silas voller Hoffnung an zu singen und die Orgel erklang lieblicher. Ein Erdbeben wurde mit lauten und wuchtigen Klängen vertont. Gänsehaut pur für die Zuhörerinnen und Zuhörer.

Diese Bibelstelle übertrug Hocher auf das wahre Leben und auf die wiederbelebte, hunderte Jahre alte Orgel. Sie sei Zeuge der Zeit, von Freud und Leid in der Gemeinde. Kaufmann stellte musikalisch den Lauf des Jahres, ja eines Lebens nach. Das zauberte dem einen oder anderen Zuhörer ein Lächeln auf die Lippen.

Die begeisterte Gemeinde belohnte die Predigt in Form eines besonderen Hörerlebnisses mit spontanen Applaus.

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