Odenwald-Tauber. Mehr als 600 offene Lehrstellen waren bei der Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim im August noch im Main-Tauber-Kreis und 378 im Neckar-Odenwald-Kreis gemeldet. Auch jetzt gibt es quer durch viele Branchen noch Angebote.
Für Kurzentschlossene geht also immer noch was, wie die Experten betonten. Findet somit jeder Jugendliche seinen Traumjob? „Das wäre ein sehr hoher Anspruch“, meint Stefan Schubert, Geschäftsführer Operativ bei der Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim. „Aber wir tun, alles was möglich ist, um die Jugendlichen auf diesem Weg gut zu beraten. Wir bemühen uns, die Unsicherheit zu reduzieren, die man in diesem Alter oft hat, und das Risiko zu minieren, eine nicht ganz passende Entscheidung zu treffen.“
Pro Bewerber zwei Stellen
Gab es früher einen Arbeitgebermarkt, bei dem sich die Firmen ihre Nachwuchskraft aus einer Vielzahl von Bewerbungen aussuchen konnte, hat sich das mittlerweile geändert. „Wir haben auch in diesem Bereich einen Arbeitnehmermarkt“, so Schubert. Waren es früher 1,5 Stellen pro Bewerber, sind es heute zwei. Im Klartext: Jeder Interessent kann theoretisch aus zwei Stellen auswählen. Langfristig seien die Bewerberzahlen zurückgegangen, die bei der Agentur gemeldeten Ausbildungsplätze aber konstant geblieben.
Hier können sich Schüler informieren
Für Schüler gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, sich über Ausbildungsberufe in der Region Odenwald-Tauber zu informieren und womöglich den einen „Traumjob“ zu finden.
Die IHK-Lehrstellenbörse: Auf der Homepage der IHK finden angehende Azubis die IHK-Lehrstellenbörse. Dort können Ausbildungs- und Praktikaplätze in ganz Deutschland gesucht werden.
Nacht der Ausbildung in Wertheim & Wiebelbach: Die Nacht der Ausbildung in Wertheim findet am 19. Oktober zwischen 16 und 22 Uhr statt. Getreu dem Motto „Hop on – Hop off“ werden ab dem Busparkplatz am Bildungszentrum Bestenheid Bustouren angeboten. Sie fahren alle 30 Minuten teilnehmende Unternehmen an. Dort können die Schüler sich über die Firma und deren Ausbildungsangebot informieren. Weitere Infos unter www.nda-wertheim.de.
Nacht der Ausbildung in Bad Mergentheim: Ein ähnliches Angebot wie in Wertheim, gibt es auch für den Raum Bad Mergentheim. Auch dort sind verschiedene Busrouten zusammengestellt, mit denen Schüler zu den teilnehmenden Unternehmen gebracht werden. Für 2023 steht noch kein Termin fest.
Lehrstellenbörse Neckar-Odenwald-Kreis: Jedes Jahr findet in Mosbach die Lehrstellenbörse Neckar-Odenwald-Kreis statt. Eine klassische Ausbildungsmesse, die von der IHK Rhein-Neckar und der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald veranstaltet wird. Dort sind Firmen aus der Region vertreten und stellen ihre Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten vor. Für 2023 steht noch kein Termin fest.
Ausbildungsmesse im Oberen Taubertal: Die Ausbildungsmesse wird von den vier Gewerbe- und Handelsvereinen Niederstetten, Creglingen, Röttingen und Weikersheim organisiert. Die Messe findet immer im Wechsel in einer der vier teilnehmenden Kommunen statt. Für 2023 steht noch kein genauer Termin fest, in der Vergangenheit fand die Messe jedoch immer Ende März, Anfang April statt.
Bildungsmesse in Lauda-Königshofen: Die Bildungsmesse in der Stadt- und Sporthalle in Lauda bietet zahlreichen Schülern aus der Region die Möglichkeit, sich an den Ständen der Ausbildungsbetriebe zu informieren. Darüber hinaus kann sich in der Last-Minute-Börse über noch freie Ausbildungsplätze für das aktuelle Jahr erkundigt werden. Der nächste Termin steht noch nicht fest, voraussichtlich wird es Juni 2023.
Ausbildungsmesse der Überbetrieblichen Ausbildungswerkstätte Buchen (ÜAB): Die ÜAB bietet ein umfassendes Aus- und Weiterbildungsprogramm für Auszubildende, Berufsanfänger und Berufserfahrene aus Industrie und Handwerk. Sie veranstaltet am 17. März 2023 eine Ausbildungsmesse auf der sich Schüler über Angebote in der Region informieren können. Weitere Infos gibt es unter www.ueab.de.
Berufsinformationstag (BIT) in Wertheim: Der BIT findet im Bildungszentrum in Bestenheid statt und wird von den örtlichen Schulen organisiert. Weitere Informationen unter www.bit-wertheim.de.
„Zukunft Karriere Starter“: Die Ausbildungsmesse „Zukunft Karriere Starter“ wird jährlich von den Fränkischen Nachrichten in zusammenarbeit mit der Sparkasse Tauberfranken veranstaltet. Zuletzt an vier Standorten im Main-Tauber- und Neckar-Odenwald-Kreis. Dort können Ausbildungsbetriebe ihre Angebote vorstellen. Zusätzlich zu den Messen in Präsenz gab es Online die Möglichkeit, mit den Firmen zu chatten und sich zu Videodates zu verabreden. Weitere Informationen gibt es unter www.starter.zukunft-karriere.de.
Ein Grund dafür, dass immer weniger Schulabgänger auf den Arbeitsmarkt drängen, ist der demografische Wandel. Durch den Zuzug von Geflüchteten 2015 und nun mit den ukrainischen Bürgern relativiere sich dieser Effekt zwar. „Doch aufzuhalten ist das nicht.“ Und Schubert verweist auf einen weiteren Trend: Der Weg zu Abitur und Studium wird häufiger in Betracht gezogen als noch vor Jahren.
Ihren Teil dazu beigetragen hat aus Sicht des Experten auch die Corona-Pandemie. Eine Berufsorientierung in Form von Praktika sei nicht möglich gewesen, ebenso wenig Berufsberatung vor Ort. Dass dies nun wieder anders läuft, freut Anja Blank, Berufsberaterin und stellvertretende Teamleiterin der Berufsberatung. Sie hat es mit der ganzen Bandbreite der Fragen zu tun, die Jugendliche auf der Suche nach der passenden Ausbildung umtreibt – „von noch keine Ahnung bis wo gibt es was“. Dennoch: „Die wenigsten wissen, was sie werden wollen“, betont die Berufsberaterin. Deshalb ist für sie der persönliche Kontakt in den Schulen sehr wichtig.
Drei Jahre vor Ende der Schulzeit setze man bereits an, um die Jugendlichen zu begleiten. „Auch wenn vieles online läuft und man sich die Firmen digital anschauen kann, habe ich nicht das Gefühl, dass die jungen Leute informierter sind“, meint Blank. Wenn jemand bei ihren Besuchen immer wieder nach neuen Berufsfeldern frage, sei das ein gutes Signal, weil man sich mit dem Thema Berufswahl auseinandersetze.
Die Zeichen der Zeit erkannt haben auch die Betriebe. Sie „machen sich hübsch“, so Schubert. Anreize ganz unterschiedlicher Art werden geschaffen. Dazu zählen in manchen Fällen auch das Bezahlen des Führerscheins für die Nachwuchskraft oder die Bereitstellung eines Kleinwagens, wenn der Betrieb sehr ländlich liegt und sonst schlecht zu erreichen ist. „Die Not und die Konkurrenz um Fachkräfte ist groß.“
Social Media wichtig
Der Blick auf die Noten hat nach Meinung von Eva-Maria Wolz vom Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur bei vielen Unternehmen schon länger ausgedient. Und die Stapel an Bewerbungen, mit denen man das Spektrum teils ausgesiebt habe, gehörten auch der Vergangenheit an. Selbst die Überlegung, bei gleichen Voraussetzungen dem Abiturienten den Vorzug vor dem Hauptschüler zu geben, finde sich nur noch selten. „Die Arbeitgeber nutzen heute andere Möglichkeiten, wie Ausbildungsmessen und vor allem Praktika, um mit den Bewerbern direkt und schneller ins Gespräch zu kommen“, weiß die Fachfrau. Andere setzen auf Social Media wie Instagram und YouTube, um sich zu präsentieren. Man wolle die Zielgruppe konkret ansprechen. Und auch der Bewerbungsprozess habe sich im Vergleich zu früher deutlich verkürzt.
Hilfe bei Problemen
Ist der Ausbildungsplatz gefunden, und es läuft irgendwie nicht rund, raten die Fachleute, nicht die Flinte ins Korn zu werfen. Betriebe seien heute eher bereit, eine Begleitung und Unterstützung der Jugendlichen in Anspruch zu nehmen, damit sich der Erfolg einstellt. Eine Möglichkeit ist die Assistierte Ausbildung. Ob Probleme in Berufsschule oder Betrieb: Ein Coach begleitet Auszubildende und Arbeitgeber mit individuellen Hilfen wie beispielsweise Nachhilfeunterricht. „Ziel ist ein erfolgreicher Ausbildungsabschluss. Doch schon vorher setzen unsere Hilfen an“, so Teamleiter Holger Simonides, etwa bei Jugendlichen, die Schwierigkeiten beim Finden einer Lehrstelle haben.
Digitale Angebote
Digital kann man auf der Internetseite der Bundesagentur für Arbeit schon viel Hilfreiches erfahren. Mit dem Tool „Check-U“ können Jugendliche herausfinden, wo ihre Stärken liegen. Zum anderen werden Beratungstermine angeboten. Auf der Website der Bundesagentur für Arbeit finden Jugendliche außerdem Tipps rund um das Thema Bewerbung. Die Jobsuche bietet eine Übersicht über Ausbildungsstellen. Alle Informationen rund um das Thema Ausbildung finden Jugendliche dort.
Unter www.berufe.tv gibt es Filme über Ausbildungsberufe. Die Seite www.planet-beruf.de informiert über die Berufswahl und Ausbildung, gibt aber auch Tipps zur Bewerbung.
Um Ausbildung und Weiterbildung geht es auf der Seite berufenet.arbeitsagentur.de.
Die App Azubi-Welt liefert zudem hilfreiche Infos.
Wenn es nach der Schule nicht gleich mit der Ausbildung klappt, gibt es verschiedene Möglichkeiten der Arbeitsagentur: Berufsvorbereitende Maßnahmen, die Ausbildungsvorbereitung dual oder eine Einstiegsqualifizierung. Informationen geben die Berufsberater. dib/nb
Möglichkeiten der finanziellen Förderung der Nachwuchskräfte gibt es ebenfalls. „Das muss individuell besprochen werden“, so Simonides. Dazu zählen etwa Kosten für Bewerbungsunterlagen. Eine Berufsausbildungsbeihilfe kann eventuell auch gewährt werden.
„Arbeitnehmern und Arbeitgebern bieten wir Beratung an, die freiwillig ist und nicht in Anspruch genommen werden muss“, betont Stefan Schubert. Er macht deutlich, dass man bei den vielfältigen Fragen und Problemstellungen auf die Fachleute der Arbeitsagentur zurückgreifen könne, um eine Lösung zu finden. „Wir unterstützen bedarfsorientiert.“
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