Bobstadt. Wieder 6 Uhr morgens, wieder ein Sondereinsatzkommando (SEK): Am Dienstagmorgen erlebte Bobstadt eine Art Neuauflage des Einsatzes von 2022. Denn tatsächlich hängt der Einsatz vom Dienstag mit rund 100 Einsatzkräften vom Landeskriminalamt Baden-Württemberg (LKA), dem Polizeipräsidium Heilbronn und dem Spezialeinsatzkommando (SEK) mit dem damaligen Einsatz gegen den mittlerweile verurteilten Reichsbürger Ingo K. zusammen.
Die Einsatzkräfte hatten im Rahmen des damaligen Einsatzes 2022, bei dem zahlreiche Schüsse fielen und auch zwei Polizisten verletzt wurden, eine größere Menge Waffen gefunden. Während sich ein Teil dieser Waffen Ingo K. zuordnen ließ, gehörte ein anderer Teil mutmaßlich den Angeklagten – und nun Verhafteten – aus dem Umfeld des Reichsbürgers, der vom Oberlandesgericht Stuttgart im November 2023 wegen versuchten Mordes zu vierzehneinhalb Jahren Haft verurteilt wurde.
Aufgrund der Waffenfunde klagte die Staatsanwaltschaft Karlsruhe insgesamt fünf Personen aus Boxberg an, die teilweise zusammen mit Ingo K. auf dem Anwesen in Bobstadt wohnten. Die Vorwürfe: Verstöße gegen das Waffen- und das Kriegswaffenkontrollgesetz. Der Prozessauftakt Anfang Mai scheiterte allerdings, weil die Angeklagten allesamt nicht erschienen. „Wir haben bei Angeklagten, die nicht in Haft sind, anfangs keine rechtliche Handhabe, wenn sie zu Terminen trotz ordentlicher Ladung nicht erscheinen“, erklärte Pressesprecherin Katja Heim vom Landgericht Mosbach. Man könne nun aber Maßnahmen ergreifen, um ein Erscheinen der Angeklagten zu den neu angesetzten Terminen sicherzustellen.
Heim konnte eine FN-Anfrage nach entsprechenden Schritten am Montag noch nicht beantworten. Nun also die Gewissheit: Der „großangelegte und koordinierte“ Polizeieinsatz hatte nach Angaben der Polizei zum Ziel, „insgesamt vier Haftbefehle des Landgerichts Mosbach“ zu vollstrecken. „Dem Einsatz vorausgegangen waren umfangreiche, jedoch ergebnislose Bemühungen der Polizei, die mit Haftbefehl gesuchten Personen dazu zu bewegen, sich freiwillig zu stellen.“ Quasi folgelogisch gab es auch beim jüngsten Großeinsatz zumindest leichten Widerstand: Eine der gesuchten Personen, ein 27-jähriger Mann, konnte laut Polizei nach einem kurzen Fluchtversuch in der Marktstraße im Ortsteil Schweigern widerstandslos festgenommen werden.
Drei weitere zur Festnahme ausgeschriebene Personen, zwei Frauen im Alter von 24 und 51 Jahren sowie ein weiterer Mann im Alter von 25 Jahren, wurden von Spezialkräften in einem Anwesen in der Bobstadter Eckstraße ebenfalls widerstandslos festgenommen. Auch beim erneuten Einsatz fanden die Polizisten im Übrigen wieder Waffen, darunter eine „augenscheinlich schussbereite Maschinenpistole samt Munition“. Der fünfte Angeklagte wurde bereits Mitte Juni im Rahmen einer Fahrzeugkontrolle festgenommen, wie eine Polizeisprecherin auf FN-Anfrage mitteilte.
Bereits im Prozess gegen Ingo K., aber auch im geplatzten Auftakt gab es Hinweise darauf, dass die Angeklagten dem Reichsbürger-Milieu zuzurechnen sind. Im Prozess gegen Ingo K. sahen sie die Schuld für den damaligen Schusswechsel aufseiten der Polizei, die Ingo K. „überfallen“ und sich nicht als Polizei zu erkennen gegeben habe. Die fünf Pflichtverteidiger der Angeklagten äußerten in der Sitzung Anfang Mai, keinen Kontakt zu ihren Mandanten gehabt zu haben. Post sei mit teils szenetypischen Formulierungen zurückgeschickt worden.
Nach dem Auftakt am 28. Juli sind derzeit noch vier weitere Termine am 31. Juli, 4. August, 7. August und 8. August angesetzt. Zwölf Zeugen und zwei Sachverständige sollen gehört werden.
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