FN-Interview

Bierkönigin will Bekanntheitsgrad von heimischem Bier steigern

Amy Seidt aus Schweigern ist seit 7. Mai Baden-Württembergs neue Bierkönigin. Wie sie die Wahl erlebt hat und welche Pläne sie nun für ihre einjährige Amtszeit hat, verrät sie im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten.

Von 
Nicola Beier
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Amy Seidt aus Schweigern ist die neue baden-württembergische Bierkönigin. © Daniela Jakob F | WIE | FOTO

Schweigern. Ein gutes Bier ist fast immer bei Amy Seidt im Kühlschrank zu finden. „Es geht mir dabei allerdings weniger um das Trinken an sich, sondern um die Menschen“, erklärt sie. Denn in Gesellschaft schmeckt das Bier gleich noch viel besser – außerdem bringe es die Leute zusammen. Das beobachtet Seidt immer wieder.

Die 25-jährige Schweigernerin ist am 7. Mai zu Baden-Württembergs neuer Bierkönigin gewählt worden. Im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten verrät sie, warum sie sich zur Wahl gestellt hat, wie diese ablief und was ihre Pläne für ihre kommende einjährige Amtszeit sind.

Frau Seidt, muss ich Sie Eure Hoheit nennen?

Amy Seidt: (lacht) Nein, bitte nicht! Das machen tatsächlich viele Freunde und Bekannte einfach aus Spaß. Wenn ich in einen Raum komme, verbeugen sie sich auch – das ist dann schon witzig. Aber eigentlich muss das nicht sein.

Ist seit Ihrer Wahl zur Bierkönigin Ihr Bierkonsum drastisch angestiegen?

Seidt: Nein,das würde ich nicht sagen. Ich würde eher sagen, dass sich das Trinken und das Bewusstsein für das Produkt verändert haben, weil ich nicht ausschalten kann und will, was ich in den vergangenen Wochen und Monaten gelernt habe. Beim Feierabendbier greift man nicht mehr nur zu den Marken, die man schon kennt, sondern probiert bewusst andere Sachen aus: nicht nur unterschiedliche Marken und Brauereien, sondern man vergleicht bewusst zum Beispiel ein Helles mit einem Export.

Wie wird man Bierkönigin?

Seidt: Man muss sich bewerben. Es gab dieses Jahr einige Teilnehmerinnen, die von Freunden oder Partnern angemeldet wurden, aber ich habe mich selbst angemeldet.

Was mussten Sie bei der Bewerbung angeben?

Seidt: Zum einen musste man natürlich Name, Alter und Wohnort angeben. Auch zwei bis drei Bilder habe ich mitgeschickt. Die Fragen auf die abgezielt wurde, waren aber wohl: „Warum gerade du? Und warum genau dieses Amt?“ Natürlich war auch Flexibilität im Beruf wichtig, aber ob du einen Job bei Firma A oder B hast, war eher nebensächlich. Es ging darum, die eigene Persönlichkeit über die Bewerbung rüber zu bringen.

Wie ging es nach der Bewerbung weiter?

Seidt: Rund zwei Wochen nachdem ich meine Bewerbung abgeschickt hatte, kam ein Anruf von einer unbekannten Nummer. Ich war zu dem Zeitpunkt mit dem Hund spazieren und habe schon gar nicht mehr an meine Bewerbung gedacht. Die Frau am Telefon hat mir mitgeteilt, dass ich aktuell unter den Top 30 Bewerberinnen bin und hat noch ein paar Informationen über mich eingeholt. Eine Woche später kam dann eine Mail mit dem Betreff: „Du bist unter den Top acht“.

Vor der eigentlichen Entscheidung standen für Sie und die anderen Kandidatinnen noch einige Termine an. Was haben Sie gemacht?

Seidt: Wir hatten ein Fitting bei Krüger Dirndl, damit man ein erstes Bühnenoutfit hat. Außerdem gab es bei „Antenne 1“ ein Mediencoaching. Für erste Pressebilder hatten wir einen Shootingtermin. Im Erlebnispark Tripsdrill waren wir, damit man medienwirksam etwas von sich zeigen konnte. Dort haben wir die damals amtierenden Hoheiten und die Verantwortlichen vom baden-württembergischen Brauerbund kennengelernt. Witzig war, dass im Teetassen-Fahrgeschäft eine Blindbierverkostung statt fand, während es gefahren ist. Ich habe mir mehr Bier auf mein T-Shirt gekippt, als ich getrunken habe – aber das war wirklich witzig. Bei der Brauerei Dinkelacker in Stuttgart fand abschließend ein Biertasting statt.

Am 7. Mai stand die Wahl an. Wie sah der Tag aus?

Seidt: Vor der Bekanntgabe gab es eine Prüfung vor den Verantwortlichen des Brauerbundes. Wichtig war hier, neben vorhandenem Fachwissen über Bier und einer souveränen und kompetenten Bierpräsentation auch die persönliche Leidenschaft für Bier und die Heimat der Jury rüberzubringen. In der Prüfung ging es unter anderem darum, ein zunächst unbekanntes Bier einzuschenken und zu präsentieren. Es geht um die Fragen: Wie souverän schenkt man ein? Was kann man zu dem Bier sagen und herauslesen? Wie wird es präsentiert? Danach wurden die Kandidatinnen bewertet. Die Verkündung fand drei Stunden später statt.

Wie haben Sie erfahren, dass Sie gewonnen haben?

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Seidt: Alle Finalistinnen standen gemeinsam auf der Bühne. Wir haben Händchen gehalten und waren total nervös und angespannt. Dann wurden zunächst die Drittplatzierten verkündet. Mit jedem Namen der vorgelesen wurde, war ich verdutzter. Man hat ja seine persönliche Favoritin, von der man denkt, die könnte es werden. Wenn die dann plötzlich in den Top 3 landet, denkt man sich schon: „Oh krass“. Als wir dann nur noch zu zweit waren und mein Name als neue Bierkönigin vorgelesen wurde, hab ich es erst gar nicht glauben können.

Wie haben Sie sich in diesem Moment gefühlt?

Seidt: Ich habe mir als erstes gedacht: „Das passiert gerade nicht wirklich“. Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit. Selbst in dem Moment, als wir dort zu zweit standen, war ich mir sicher, dass ich nichts von beidem werde – auch wenn das natürlich total unlogisch war. Ich hatte nicht geahnt, dass ich so überzeugen konnte und es gar nicht realisieren. Meine Familie und Freunde sind hingegen sofort ausgerastet und haben gefeiert. Bei mir hat es eine halbe Stunde gedauert, bis ich das begriffen hatte.

Was bedeutet das jetzt für Sie? Was sind Ihre Aufgaben?

Seidt: Ich repräsentiere zum einen mein Bundesland Baden-Württemberg und die Heimat, aus der ich komme. Zum anderen die Brauereien, die dahinter stehen und alle regionalen Anbieter, die im Brauerbund integriert sind.

Welches Ziel haben Sie sich für Ihre Amtszeit gesetzt?

Seidt: Ich würde das Bewusstsein gerne mehr auf Regionalität legen. Während Corona hat das mit Lebensmitteln angefangen, aber beim Bier greifen nach wie vor viele zu den großen überregionalen Marken. Da würde ich gerne ansetzten und die Leute dazu anregen, auch mal das Bier von einer heimischen Brauerei zu probieren. So können auch die kleineren Brauereien unterstützt werden, bei denen jedes Bier zählt. Mein persönliches Ziel für meine Amtszeit ist es, den prozentualen Anteil an Menschen, die gerne Bier von heimischen Brauereien trinken zu erhöhen. Ein super Zusatz wäre, wenn ich es schaffe, gleichzeitig auch mehr Frauen für Bier zu begeistern.

Was würden Sie denen zum Einstieg raten?

Seidt: Wem ein Pils zu herb ist, kann ein Märzen, ein Export oder ein Helles probieren. Diese Sorten sind nicht so gängig wie Pils und Weizen, können aber den Geschmack des ein oder anderen vielleicht mehr treffen. Bier ist grundsätzlich ein Getränk, das jedem schmecken kann, weil es so vielseitig ist. Aber man muss wissen, welche Sorten es alles gibt.

Gibt es schon konkrete Pläne, wie Sie ihre Ziele umsetzen möchten?

Seidt: Ich stehe im Austausch mit Denise Braun, der Bierprinzessin. Wir haben schon Ideen gesammelt und uns einige Sachen überlegt. Mittlerweile ist etwas Zeit seit der Wahl vergangen und wir haben einige Leute kennengelernt und Brauereien besucht. Dadurch ist ein Netzwerk entstanden und es haben sich ein paar Ideen und Möglichkeiten ergeben. Es ist aber noch nichts spruchreif. Zuvor müssen wir uns mit den Leuten für die Umsetzung zusammensetzen und die Einzelheiten besprechen. Mein Wunsch wäre, so viele Ideen wie möglich in die Tat umzusetzen. Ein Jahr ist ja meist doch schneller vorbei, als man denkt.

Wie bekommen Sie die Rolle als Bierkönigin und Ihre Arbeit koordiniert?

Seidt: Der Vorteil des Amts ist, dass die meisten Feste am Wochenende sind. Deshalb kommt sich das eigentlich gar nicht in die Quere. Wenn ich mal an einem Montag Urlaub brauche, um doch noch über Nacht zu bleiben, ist das gar kein Thema. Meine Kollegen unterstützen mich sehr und sind auch immer neugierig, was ich erzählen kann. Nach der Arbeit habe ich auch noch genug Zeit, um mich um Dinge zu kümmern, die das Amt betreffen.

Welches Bier steht bei Ihnen aktuell im Kühlschrank?

Seidt: (lacht) Aktuell tatsächlich gar keines. Aber ich war vor kurzem im Schwarzwald und habe einen bunt gemischten Kasten Bier von dort regional ansässigen Brauereien mitgebracht, da man deren Bier bei uns leider nicht kaufen kann. Da wollte ich mich durchprobieren. Ich habe gerne von allem etwas da und probiere neue Sorten und Marken aus.

Haben Sie ein Lieblingsbier?

Seidt: Tatsächlich nicht. Es kommt immer auf die Umstände und die Jahreszeit an. Es geht mir generell auch nicht um das Trinken an sich, sondern um die Menschen und die Gesellschaft drum herum.

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