Land und Leute

Den Menschen das Bier näherbringen

Florian König braut seit einigen Monaten Bier in Schweigern, das bereits großen Anklang findet

Von 
Nicola Beier
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Schweigern. Wenn Florian König abends den Kühlschrank aufmacht, hat er die Qual der Wahl. „Ich habe immer zwischen fünf und zehn verschiedene Biersorten zu Hause“, erklärt der 23-Jährige gebürtige Schweigerner. Das Lieblingsgetränk der Deutschen spielt nämlich eine zentrale Rolle in seinem Leben: König hat sich vor einigen Monaten einen großen Wunsch erfüllt und sich eine eigene Brauanlage gekauft. Seither braut er nebenberuflich in seiner Freizeit Bier unter dem Namen „König Brauwerkstatt“.

Dass das eine Kunst für sich ist, merkt man schnell, wenn man ihm zuhört, wie er den Brauvorgang erklärt. Es gibt viel zu beachten und einige Stellschrauben, an denen er drehen kann, um seinem Bier einen besonderen und einzigartigen Geschmack zu verleihen (weitere Infos siehe Infobox).

Bier wird nicht gefiltert

So braut König sein Bier

„Die Brauanlage besteht aus drei Töpfen. Im Mittleren wird Wasser zunächst mit geschrotetem Malz vermischt. „Das Ziel des Maischprozesses ist, die Stärke aus dem Malz in Zucker aufzuspalten“ erklärt Florian König. Das geschieht bei unterschiedlichen Temperaturen: „So kann man bestimmen, ob das Bier eher süß oder trocken sein soll. Außerdem lässt sich damit die Stabilität des Schaums und vieles mehr beeinflussen.“

„Nach einer gewissen Zeit wird aus dem oberen Topf Wasser in den Maischekessel hinzugegeben. Die Flüssigkeit aus dem Maischekessel läuft währenddessen durch ein Lochblech in den unteren Kochtopf ab. Die festen Bestandteile bleiben zurück. „Das nennt man Abläutern“, erklärt König.

„Die flüssige „Würze“ wird nun im unteren Topf gekocht. „Der Kochprozess hat mehrere Funktionen: Zum einen sorgt er dafür, dass die Flüssigkeit steril wird, zum anderen verliert man so störende Geschmäcker“, erklärt der junge Mann. Beim Kochen wird außerdem der Hopfen hinzugegeben, der für die Bierbittere und unterschiedlichste Aromen sorgt.

Die fertige Würze wird nach dem Kochen in einen Gärtank gepumpt, in dem die Flüssigkeit zunächst abgekühlt wird. Zwischenzeitlich setzt der junge Bierbrauer die Hefe an.

Diese wird hinzugegeben, wenn die Würze eine bestimmte Temperatur erreicht hat, bei der die „Hefe sich wohlfühlt“.

Das Gären dauert mehrere Wochen, in denen König täglich die die Temperatur, den Gärfortschritt und Geschmack kontrolliert.

Nach der Gärung wird die Temperatur heruntergekühlt und das fertige Bier in Fässer abgefüllt. Diese werden vor dem Verkauf zwischen vier und sechs Woche in der Kühlzelle gelagert.

Auch die Wasserhärte beeinflusst den Geschmack des Biers. Weiches Wasser ist besonders für helle Sorten geeignet. Hartes Wasser kann für dunklere Biere genutzt werden. „So sind früher die verschiedenen Biersorten – je nach regionalen Gegebenheiten – entstanden.“ nb

„Ich braue Pils nach Böhmischer Art“, erklärt er. Im Vergleich zu deutschem Pils habe dieses eine höhere Malzigkeit, schmecke daher nicht so bitter und habe einen höheren Alkoholgehalt. „Mein Bier liegt bei etwa 5,5 Prozent“, sagt der junge Brauer. „Mir ist auch wichtig, dass mein Bier unfiltriert ist, da man so einen vollmundigeren Geschmack erreicht“, fügt er an.

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Große Brauereien müssten ihr Bier filtern, um es länger haltbar zu machen. So können die Kunden das Getränk bis zu einem Jahr lagern. „Mein Bier hält sich etwa drei Monate“, so König.

Aktuell braut er nur eine Sorte – und das etwa ein Mal pro Monat. Das liegt daran, dass sein „Böhmisch Pilsner“ bei vielen Leuten bereits gut ankam und sie es deshalb nachbestellen. „Ich habe nur eine kleine Kapazität, dann braue ich das Pils nach, bevor ich neue Sorten ausprobiere“, erklärt der 21-Jährige.

Aber auch seine laufende Ausbildung zum Winzer ist ein Grund, warum er nicht häufiger in seiner Braustube zugange ist. Die Ausbildung im Bürgerspital in Würzburg hat er angefangen, nachdem er sein Studium der Brau- und Getränketechnologie in Freising nach drei Semestern aufgegeben hatte: „Das Studium fand während Corona statt und viele Praktika wurden deswegen abgesagt“, schildert er. „Das wollte ich dann nicht mehr machen.“

Zum Bierbrauen kam er aber noch früher. Bereits mit 16 Jahren probierte er sich zu Hause aus – stellte Likör und Weißwein her. „Es hat dann auch recht schnell mit Bier angefangen. Damals noch im 20-Liter-Maßstab“, blickt König zurück. An diese Zeit erinnern noch die alten Kochtöpfe, die in der Braustube in der Marktstraße in Schweigern im Regal stehen.

Mittlerweile stellt er bei einem Braudurchgang etwa 200 Liter Bier her, die er in Holzkästen mit jeweils zwölf 0,33-Bierflaschen, oder in Fässern verkauft. Werbung braucht er dafür nicht zu machen: „Ich finde, es hat seinen Flair, wenn es hier auf dem Dorf über Mundpropaganda funktioniert.“ So hat er bereits einige Aufträge an Land ziehen können, beispielsweise schenkte er mit seiner Zapfanlage auf Hochzeiten aus. Oder es kommt einfach jemand bei ihm vorbei und fragt nach einem oder zwei Kästen.

Das dabei nicht jedermanns Geschmack getroffen werden kann, weiß der Auszubildende selbst: „Mir ist wichtig, dass die Leute ehrlich zu mir sind und offen ansprechen, wenn etwas nicht stimmt und schmeckt. So kann ich am Ende ein Bier brauen, das möglichst viele gern haben“, sagt er lächelnd.

Handwerk näher bringen

In naher Zukunft wolle er sich nicht vergrößern, sondern vor allem viel ausprobieren und sich auch an andere Getränke wagen, wie er erklärt. Zuletzt hat er beispielsweise einen Holunderperlwein hergestellt. Außerdem denkt er über eine Weiterbildung zum Biersommelier nach – ein Kurs, der etwa zwei Wochen dauert. „Danach kann ich das Bier fachgerecht verkosten, weiß aber auch, wie der Brauprozess funktioniert. So kann ich jedem, der sich für Bier interessiert, das Handwerk näher bringen und kenne mich gut aus“, erklärt er.

Denn schließlich komme es nicht selten vor, dass plötzlich jemand interessiert den Kopf in die Braustube steckt und nachfragt, was er denn da eigentlich genau macht. „Ich hab hier schon zwei halbe Bierbrauer ausgebildet – und das, obwohl ich selbst noch nicht ganz fertig bin“, sagt König lachend. Er freue sich immer, wenn die Leute Interesse zeigten. „Mein Ziel ist es, dass in unserer Region wieder etwas geboten wird. Die Auswahl an Restaurants ist hier leider nicht so groß.“

Der 21-Jährige träumt von einem Biergarten nahe dem Radweg, an dem er im Sommer sein Bier verkaufen kann – bestenfalls in Kombination mit einer „guten Vesperplatte“. Dazu soll es ein Volleyballfeld oder einen Platz zum Kicken geben. Das Herzstück bleibt aber die Brauanlage, die zwischen 500 und 2000 Liter Bier pro Braudurchgang herstellen, auf die die Gäste einen guten Blick haben sollen. Dazu kann er sich vorstellen, Braukurse und Bierverkostungen anzubieten oder auf Events auszuschenken.

Bis es so weit ist, will er aber noch einige andere Sorten Bier hergestellt und vieles ausprobiert haben. „Im Winter, wenn Pils nicht mehr so angesagt ist, möchte ich ausgefallenere Sorten brauen – Schwarz- oder Rotbier zum Beispiel“, verrät er. Auch diese Sorten werden dann natürlich bei ihm erhältlich sein. „Ich plane demnächst immer freitags circa zwei Stunden einen ,Rampenverkauf’. Dann können die Leute einfach vorbeikommen und sich das Bier mitnehmen.“ Alternativ ist er aber auch immer per Mail oder Telefon erreichbar.

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