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Schweigern: Für die Tuccis ist "Brennen ein Lifestyle"

Matthew und Sarah Tucci stellen zusammen mit ihrem Freund Max Mandlier „Tauberfränkischen Gin“ und weitere Getränke her. Ausprobieren steht dabei im Mittelpunkt.

Von 
Nicola Beier
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Die Hobby-Brenner Matthew und Sarah Tucci zusammen mit Max Mandlier (von links) in ihrer Brennerei. © Nicola Beier

Schweigern. In der ehemaligen Brennerei von Hubert Schürrle in Schweigern wurde schon länger kein Schnaps mehr gebrannt. Doch nun ist wieder was los: Matthew Tucci und seine Frau Sarah haben die Brennerei gekauft und probieren sich in der Herstellung von Schnaps, Likör und Gin. Mit dabei ist auch ihr Freund und Nachbar Max Mandlier.

Bis die Tuccis allerdings in Schweigern angekommen sind, hat es etwas länger gedauert. Sarah kommt aus Schweigern, doch Matthew ist gebürtiger Amerikaner. Kennengelernt haben sie sich bei einer „Full moon party“ in Thailand. „Ich war dort mit einem Kumpel mehrere Monate unterwegs“, erklärt Mat, wie ihn seine Freunde nennen, mit seinem amerikanischen Akzent. Sarah war zu dem Zeitpunkt dort im Urlaub.

Der „Tauberfränkische Dry Gin“ ist das Herzstück von Tucci Destillerie. © Nicola Beier

Doch gefunkt hat es nicht sofort, zunächst trennten sich die Wege wieder. Kontakt hielten die beiden allerdings per Mail. Als Sarah während ihres Studiums nach Kalifornien zog und später auch dort arbeitete, intensivierte sich der Kontakt wieder. Seit dem 4. Juli 2010 sind die beiden nun zusammen. Im gleichen Jahr heirateten sie. Über mehrere andere Stationen kam das Paar 2017 wieder fest nach Deutschland zurück und zogen in ein Haus direkt gegenüber von der Brennerei Schürrle in Schweigern ein.

„Mich hat das schon immer interessiert“, sagt Sarah Tucci. Und auch ihr Mann war fasziniert von der Kunst des Brennens. So kauften sie vor etwa drei Jahren die Brennerei. „Außerdem brauchten wir drei Hektar Obstwiesen. Das ist so vorgeschrieben“, erklärt Sarah. Bis sie die allerdings zusammen hatten, dauerte es eine Weile: „Es wollte niemand verkaufen“, blickt sie zurück.

Und auch von der Destille, die sie erstanden hatten, verstanden sie anfangs nicht viel. „Ein Bekannter des Herstellers kam vorbei und hat die Destille für uns abgenommen“, erklärt Matthew. Das war auch der Punkt, an dem Max Mandlier eingestiegen ist: „Als ich erfahren habe, dass da jemand kommt und die Anlage erklärt, dachte ich mir: Ha, gehst du mal mit dazu und schaust dir das an.“ Sie nahmen ein paar Videos auf und das war es. „Wir waren gleich fasziniert. Dieses Handwerk siehst du sonst nicht mehr oft“, sagten die drei begeistert.

Den Kreis schließen

Bevor Matthew Tucci allerdings das erste Mal brennen durfte, musste er ein Brennzertifikat erwerben. Außerdem machte er einen Pflanzenkundekurs, in dem es stark um die Wechselwirkung zwischen Mikroorganismen und Pflanzen ging. Denn das ist ihm wichtig: „Wir müssen der Natur wieder mehr zurückgeben und nicht immer nur alles wegnehmen“, ist er überzeugt. So schließe sich ein Kreis und man könne ökologisch nachhaltiger arbeiten. Mandlier stimmte ihm zu: „Eine Pflanze, die mit anderen Lebewesen Kontakt aufnimmt, ist viel resistenter gegen Trockenheit oder Krankheiten. Dann muss man keinen Dünger oder Pestizide mehr aufstreuen.“

Nachhaltigkeit ist den dreien bei der Herstellung sehr wichtig. Sie benutzen nur heimisches Obst für ihren Schnaps und Likör. Daneben gibt es den „Tauberfränkischen Dry Gin“, das Herzstück von Tucci Destillerie. „Dafür benutzen wir neutralen Alkohol und einen Mix aus Wacholder, Koriander, Holunder und anderen Kräutern“, erklärt Sarah Tucci. Viele der Kräuter haben sie von Rene König, einem Landwirt aus Schweigern, gekauft. Andere Zutaten stammen aus ihrem eigenen Garten. „Wenn der Gin gebrannt ist, wird er mit Wasser geschnitten, bis man die gewünschte Trinkstärke erreicht. Dann muss alles verrührt werden“, erklärt Matthew Tucci. Am Ende wird der Gin drei Tage bei null Grad gekühlt, ehe sie ihn probieren. „Das erste Rezept für den Gin haben wir sogar verloren“, sagt Sarah Tucci lachend. „Der war echt gut.“ So mussten sie beim zweiten Mal wieder neu ausprobieren.

Nicht auf Gewinn aus

Man merkt, dass es bei Tucci Destillerie nicht hochprofessionell zugeht: „Wir machen das seit rund einem Jahr. Es ist ein Hobby und macht viel Spaß“, erklärt der Texaner. „Für uns ist Brennen ein Lifestyle. Es geht uns nicht ums Geldverdienen“, sind sie sich einig. Allerdings würden sich die „Craft Destillers“, wie sie sich selbst humorvoll nennen, freuen, wenn sich die Arbeit am Ende selbst tragen würde.

Aktuell verkaufen die beiden Schweigerner ihre Getränke an Freunde und Bekannte oder machen bei Dorffesten mit, wo es dann Getränke mit ihrem Gin zu kaufen gibt. Das solle auch erst mal so bleiben, erklärt Sarah Tucci. „Was wir aber etablieren wollen, ist ein Männer- und ein Frauenstammtisch, der dann jeweils ein Mal im Monat stattfindet. Sonst gibt es in Schweigern ja nicht mehr viel, wo man sich abends treffen könnte“, sagt sie. Außerdem seien Gin-Tastings in Zukunft angedacht.

Wer weitere Informationen zu Tucci Destillerie haben möchte oder eine Flasche bestellen will, kann sich an info@tuccidestillerie.de wenden oder sich über den Instagram-Kanal „Tucci Destillerie“ melden.

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