Bad Mergentheim. Der „Runde Tisch Biodiversität“ in Bad Mergentheim hat eine Reihe von Themen beleuchtet: von der Rebhuhn-Population über die Lage in der Wald- und Landwirtschaft bis hin zum Niedrigwasser der Tauber.
Die große Runde aus Behörden, Vereinen, Politik, Institutionen und Verbänden ist nach Angaben der Stadtverwaltung bereits zum vierten Mal zusammengekommen. „Der Runde Tisch Biodiversität hat sich bewährt als Format mit einem regen Austausch vieler Anregungen und Ideen zum vernetzten Handeln“, sagte Stadtbaudirektor Bernd Straub zum Auftakt. Trotz erster Erfolge gehe es darum, die Biodiversität in Bad Mergentheim noch mehr zu stärken und kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Das Wort Biodiversität meint die Vielfalt der Ökosysteme, die genetische Vielfalt und den Reichtum an Arten bei Tieren, Pflanzen, Pilzen und Mikroorganismen.
Gemeinderat und Verwaltung haben sich auf den Weg gemacht, der Biodiversität in Bad Mergentheim dauerhaft einen hohen Stellenwert zu geben und die Stadtentwicklung entsprechend auszurichten. Ein konkretes Ergebnis ist beispielsweise, dass bei den öffentlichen innerstädtischen Grünflächen und Bepflanzungen – wie auf Kreisverkehren oder entlang von Straßen – die Insektenfreundlichkeit an erster Stelle steht und nicht der optische Eindruck. Darauf gelte es erneut hinzuweisen, heißt es in einer städtischen Pressemitteilung, da es immer wieder auch Kritik an „verwilderten“ Grünflächen gebe.
Die laufenden Aktivitäten der Verwaltung stellte Stadt- und Landschaftsplanerin Eva Müller vor. Sie berichtete über den aktuellen Stand der Biotopverbundplanung sowie der Konzept-Entwicklungen für Klimaschutz und Klimaanpassung. Sie berichtete auch, dass die Stadt für die vier Windräder, die auf der ausgewiesenen Konzentrationszone bei Althausen und Dainbach gebaut werden sollen, die vom Betreiber an die Stiftung Naturschutzfonds gezahlten Ersatzgelder erhalten kann.
Diese sollen nach einem entsprechenden Antrag für Feuchtbiotope eingesetzt werden.
Kritik an EU-Agrarreform
Weiter führte sie aus, dass Projekte für Regenwassermanagement und Starkregenrisikomanagement zum Teil in der Vorbereitung, zum Teil bereits in der Umsetzung seien. So entstünden beispielsweise im Schulcampus Au große Regenwasserspeicher aus ehemaligen Heizöltanks.
Reinhard Friedrich vom Kreisbauernverband appellierte in seiner Präsentation zur Nahrungsmittelproduktion, dass die Inanspruchnahme guter landwirtschaftlicher Nutzflächen in allen Bereichen kontrovers diskutiert werden müsse. Dies gelte für die Wohnbebauung genauso wie die Freiflächen-Photovoltaik.
Er stellte Kulturarten mit Potenzial für die Biodiversität vor, kritisierte aber die EU-Agrarreform, wonach ab 2023 vier Prozent der Ackerflächen stillzulegen sind. Hier spreche sich der heimische Bauernverband für nur zwei Prozent der Flächen aus – auch aufgrund der weltweiten Lebensmittelknappheit.
Einen weiteren Impulsvortrag steuerte Iris Konrad von der Kreisjägervereinigung und der Allianz für Niederwild bei. Sie legte dabei den Schwerpunkt auf das Rebhuhn-Monitoring. Das Rebhuhn gilt in Baden-Württemberg als vom Aussterben bedroht, im Main-Tauber-Kreis gibt es jedoch noch die höchste Population. Besonders viele Rebhühner leben auf dem Gebiet des Bad Mergentheimer Stadtteils Löffelstelzen. Zu ihrem Schutz müssten Jagd, Landwirtschaft und Naturschutz eng zusammenarbeiten.
Waldumbau in vollem Gang
Aus der Waldwirtschaft in Zeiten des Klimawandels berichtete Hans-Peter Scheifele vom Kreisforstamt. Der etwa 2000 Hektar umfassende Stadtwald werde seit über zehn Jahren nach ökologischen Grundsätzen bewirtschaftet. Der so genannte „Waldumbau“ zur Anpassung an den Klimawandel schreite voran. So könne beispielsweise die Zeder künftig als Ersatz für Fichte oder Tanne dienen. Als abschließendes Thema der Veranstaltung beleuchtete Dr. Andreas Schmitt vom Fischereiverein das Thema Niedrigwasser an der Tauber, dem gerade mit Blick auf die aktuelle Trockenheit eine große Bedeutung zukommt. Er zeigte anhand von Dokumentationen extreme Schwankungen im Pegel der Tauber auf, deren Ursachen noch ungeklärt seien. Zudem sensibilisierte er für die punktuelle Gefährdung von Fischbeständen, etwa durch Gänsesäger.
Nach eingehenden Diskussionen und Beratungen beendete Stadtbaudirektor Bernd Straub den Runden Tisch. stv
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