Bad Mergentheim. Als erfreulich konnten die Zahlen in Sachen „Forstbetriebsplan 2024“ und „Kosten Zuwanderung“ wahrlich nicht bezeichnet werden. Dennoch wurde in der Sitzung des Verwaltungsausschusses am Donnerstagabend im Sitzungssaal des Neuen Rathauses von den Gemeinderäten und der Verwaltung keine Klagelieder angestimmt.
Der Forstbetriebsplan wurde bereits in der Sitzung der Projektgruppe Waldumbau beraten und auch den Ortschaftsräten zugestellt. Diese hatten keine Einwände, worauf auch der Verwaltungsausschuss keine Einwände erhob und dem Forstbetriebsplan 2024 einstimmig seine Zustimmung erteilte. Der Betriebsplan wurde vom Kreisforstamt erstellt; der stellvertretende Leiter Patrick Halbauer erläuterte dem Gremium die Details. Und die sind – ebenso wie andernorts – alles andere als erfreulich, steht doch der Umbau des Waldes wegen des Klimawandels und seiner Folgen überall auf der Agenda.
Wald wird zukunftsfähig
Damit verbunden sind – relativ – hohe Investitionen in die Zukunft bei gleichzeitig niederen Erlösen. Zunächst die schlechte Nachricht: Im kommenden Jahr wird beim Stadtwald mit Einnahmen in Höhe von 430 630 Euro und Aufwendungen von 601 223 Euro gerechnet. Das ergibt ein Defizit von 170 593 Euro. Die wenn nicht gute, dafür aber immerhin hoffnungsvolle Nachricht lautet: Der Waldumbau schreitet voran, der Mergentheimer Wald wird zukunftsfähig gemacht. Wie Halbauer ausführte, befinde sich die Stadt seit den Dürrejahren ab 2018 „durchgehend in einer für den Wald herausfordernden Situation“. Heuer kam es nach einem feuchten und kühlen Frühjahr wieder zu langanhaltenden Trockenphasen mit ausgeprägten Hitzeperioden. Und das habe zu „sichtbaren Schäden“ geführt. Rund ein Drittel des gesamten Einschlages gehe auf Dürre, Sturm und Insektenbefall zurück. Der Klimawandel, so Halbauer weiter, verändere die Wälder schneller, als sie sich mit eigener Kraft anpassen könnten. Die Klimaanpassung des Stadtwaldes sei ein „langjähriger, komplexer und mit Unsicherheiten behafteter Prozess“. Und auch das Wassermanagement sei eine Herausforderung – wo immer es gehe, sollte man versuchen, das Wasser am Abfließen zu hindern und Stellen zu nutzen, „wo es sich sammeln und langsam im Boden versickern kann“.
Der Gesamteinschlag belaufe sich aktuell auf 12 300 Festmeter (Fm), darunter mehr als 4000 Fm infolge von Zwangsnutzung. Diese unterteilen sich auf rund 2500 Fm auf Fichteneinschläge wegen Borkenkäferbefall („mit steigender Tendenz!“) und rund 1500 Fm auf dürregeschädigte Buchen. Wegen der durch Zwangsnutzungen erhöhten Einschlags im laufenden Jahr plane man in 2024 eine moderate Bewirtschaftung. „Oberste Priorität hat weiterhin die Verbesserung der Risikostreuung und die Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel“, betonte Halbauer. Diesem Grundsatz folge man bei bei waldbaulich notwendigen Pflegeeingriffen ebenso wie bei den anstehenden Flächen zur Wiederbewaldung.
Wo immer möglich habe die Naturverjüngung mit guter Klimaprognose Vorrang für Neuanpflanzungen. Für 2024 bedeute das einen Einschlag von 5200 Fm; größere Hiebsmaßnahmen betreffen dürregeschädigte Altbuchen im Westen des Distrikts Sailberg (zur Förderung der Verjüngung und der Alteichen; ebenso im Süden des Distrikts Untertal zur Förderung der aufkommenden Verjüngung: bei Douglasien in nördlichen Distrikt Untertal mit einem eventuellen Einschlag dürrer Buchen; Verkehrssicherung im Bereich der Panzerstraße zusammen mit Durchforstung (Distrikt Unterbürgerwald); dürregeschädigter Buchen im Steinbühl und Edelberg, Buchaltbestand Edelberg; Buchendurchforstung und Douglasien Wolfental, sowie Laubschwachholzdurchforstungen im Edelberg und Höllwedel: Unter Vorbehalt stehen die Buchenwalddurchforstung im Römerstall und die Nutzung dürregeschädigter Buchen im Distrikt Apfelbach am Röttersbergweg.
Jungbestandspflege
Hierbei sind absehbare Zwangsnutzungen von etwa 1500 Fm bereits enthalten. Zudem finden auf etwa 14 Hektar Jungbestandspflege- sowie auf 31 Hektar Kultursicherungsmaßnahmen statt. Neu gepflanzt werden 20 000 Bäume, darunter auch Einzelpflanzungen in den großen bestehenden Kulturflächen im Sailberg mit vorwiegend Walnuss und Elsbeere sowie Nachbesserungen in den 2023er Kulturen mit Eichen. Zaunbau und Kulturbegründungen auf geräumten Fichtenflächen (in den Distrikten Kurzes Hölzle, Langer Grundf, Edelberg, Wolfental und im Brandholz sind ebenfalls vorgesehen; Ausgemäht wird nach Bedarf. Was die Einnahmenseite angeht, so seien wegen der sich abkühlenden Konjunktur und dem Nachfrageeinbruch beim Schnittholz sowie dem Einbruch der Baukonjunktur sinkende Erlöse zu erwarten. Der ohnehin volatile Holzmarkt sowie allgemeine Preissteigerungen bei fallenden Erlösen sorgen dann für das Defizit.
Gemeinderat Hariolf Scherer (CDU) machte deutlich, dass nach wie vor zwei Stellen für Forstwirte nicht besetzt seien. Er regte an, die Einstufung in die Lohngruppen anzupassen, „um Bewerber zu finden, denen man eine gute Bezahlung anbieten kann“. Bereits 2019 habe er darauf hingewiesen, dass etwa Bodenfurchen, die sich beim Holzrücken bilden, nicht wieder einzuebnen oder auch an geeigneten Stellen kleine Stillgewässer anzulegen. „Da kann sich Wasser sammeln.“ Auch der dringend nötige Forstschlepper müsse endlich angeschafft werden, forderte Scherer. Außerdem machte er darauf aufmerksam, dass der Bund Fördermittel bereitstelle; im Programm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ ständen 200 Millionen Euro zur Verfügung, die Förderrichtlinie sei „beihilferechtlich freigestellt“. Oberbürgermeister Udo Glatthaar sagte zu, dass sich die Verwaltung Scherers Anliegen annehmen werde. „Rund 170 000 Euro Defizit, das ist schon ein Wort“, erklärte Klaus Dieter Brunotte (SPD). Er machte gleichzeitig deutlich, dass „Gewinne aus dem Stadtwald in den vergangenen Jahren kaum noch zu erzielen gewesen seien. Gleichwohl sei allen Beteiligten – Forst, Stadtverwaltung, Stadtrat – klar, „dass wir den Wald zukunftsfähig machen und in den Wandel investieren müssen. Und das kostet erst einmal Geld.“ Auch Rainer Moritz (Grüne) sah das Defizit zwar als hoch, aber die Investitionen als notwendig an – man brauche einen klimastabilen Wald, und der Umbau gehe nicht von heute auf morgen. Einig waren sich alle Ausschussmitglieder darin, dass mit hohen Erlösen angesichts der Herausforderungen vorerst nicht zu rechnen sei.
Höhere Aufwendungen
Auch der Punkt „Kosten der Zuwanderung“ geht ins Geld. In 2022 standen Erträgen in Höhe von 73 798 Euro Aufwendungen von 174 193 Euro entgegen. Somit entstand ein Defizit von 100 395 Euro – knapp 10 000 Euro höher als 2021. Im Jahr 2019 hatte es noch einen Überschuss in Höhe von 128 195 Euro gegeben. Zudem verwies Stadtkämmerer Artur Wirtz auf den Kauf neuer Container für die Max-Planck-Straße. Dafür wurden 214 357 Euro aus dem Finanzhaushalt aufgewendet. Das sahen auch die Stadträte als sinnvolle Maßnahme, die multifunktionalen Container könne man auch für andere Nutzungen als die Flüchtlingsunterbringung gebrauchen. Das habe man bereits bei der Beschaffung so gewollt und im Stadtrat beschlossen. Der Verwaltungsausschuss nahm die Kostenaufstellung einstimmig zur Kenntnis. hp
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