Main-Tauber-Kreis/Stuttgart. Die Corona-Krise hat viele Spuren im Bildungssektor hinterlassen. Das Aufholen von Lernrückständen läuft gerade landesweit. So genannte „Lernbrücken“ werden von Lehrkräften, Pensionären, von Referendarinnen und Referendaren und Lehramtsstudierenden angeboten. Im Schulamtsbezirk nehmen insgesamt 2320 Schüler von 122 Schulen an 91 Lernbrückenstandorten teil.
Das Staatliche Schulamt Künzelsau betreut in den Landkreisen Hohenlohe, Main-Tauber und Schwäbisch Hall alle Grund-, Haupt-, Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen sowie die Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren. Schulamtsdirektor Alois Schmitt teilte unserer Zeitung mit, dass allein im Main-Tauber-Kreis 454 Schüler von 22 Schulen in das „Lernbrücken“-Programm integriert seien.
Rund 4200 Schülerinnen und Schüler nehmen im Bereich des Schulamts Mannheim an „Lernbrücken“ teil. 154 Schulen in Mannheim, Heidelberg, dem Rhein-Neckar- und dem Neckar-Odenwald-Kreis bieten insgesamt diese Art der Nachhilfe an.
Da das Programm auf Freiwilligkeit beruht, sei das Schulamt Künzelsau laut Alois Schmitt mit den „Anmeldezahlen und auch der Bereitschaft der Lehrkräfte sehr zufrieden“. Ziel der Lernbrücken sei es, „gute Grundlagen für den Lernerfolg im neuen Schuljahr zu schaffen“.
Schmitt erklärt weiter: „Im kommenden Schuljahr soll das Aufholen der Lernrückstände mit dem auf zwei Jahre angelegten Förderprogramm ,Lernen mit Rückenwind’ fortgesetzt werden. Damit kann im Rahmen schulintern entwickelter Förderkonzepte eine langfristige und kontinuierliche Förderung einzelner Schüler zum Aufholen pandemiebedingter Lernrückstände umgesetzt werden. Geplant sind dabei sowohl Fördermaßnahmen, die integrativ sind, also im Unterricht umgesetzt werden sollen, als auch Maßnahmen, die additiv, also zusätzlich zum Unterricht umgesetzt werden.“
Mit Blick auf die Corona-Lage und den nahen Schulstart sagte Schulamtsdirektor Alois Schmitt unserer Zeitung, dass für den schulischen Bereich weiterhin das klare Ziel gelte, „Einschränkungen des Schulbetriebs, die zu Wechsel- und Fernunterricht führen, soweit möglich zu vermeiden“. Die inzidenzabhängigen Regeln, nach denen sich bisher die einschränkenden Maßnahmen bestimmt haben, seien in der neuen „Corona-Verordnung Schule“ entfallen.
Tests und Maskenpflicht
Zur Gewährleistung des Präsenzunterrichts würden weiter die Hygienekonzepte und die bisherigen Schutzmaßnahmen wie Tests und inzidenzunabhängige Maskenpflicht angewandt. Schmitt: „Die Schulen werden über die Kommunen vom Sozialministerium mit den notwendigen Schnelltests ausgestattet beziehungsweise einzelne Kommunen beschaffen die Tests in eigener Regie.“
Aus dem Stuttgarter Kultusministerium heißt es auf Anfrage, dass an den Schulen „wie bisher auch eine Testpflicht gilt. Das heißt, die Schüler müssen sich für den Besuch in der Schule zweimal pro Woche testen lassen“, so Pressereferent Benedikt Reinhard.
Der Einsatz von Luftfiltern ist ein weiteres großes Thema. Das Kultusministerium teilt dazu mit, dass „die sachliche Ausstattung der Schulen in Baden-Württemberg grundsätzlich Aufgabe der Schulträger ist“.
Auf die Nachfrage, wie das Ministerium zur Nutzung der (mobilen) Luftfilter grundsätzlich steht, erklärt Benedikt Reinhard mit Verweis auf das Umweltbundesamt, den Expertenkreis „Aerosole“ der Landesregierung und eine Studie der Universität Stuttgart, dass ein Luftfilter das Lüften nicht ersetzen könne, da diese Geräte weder CO2 noch Luftfeuchtigkeit entfernen würden. Laut Fachleuten bleibe also „das regelmäßige Lüften der Klassenzimmer primäre und wirksamste Maßnahme“. Luftfilter könnten aber das Infektionsrisiko in schlecht belüftbaren Räumlichkeiten senken.
Das Land Baden-Württemberg fördert die Anschaffung von mobilen Raumluftfiltergeräten und Kohlenstoffdioxid-Sensoren an Schulen und Kitas inzwischen mit insgesamt 70 Millionen Euro. 877 Träger von Schulen und Kitas haben nun in einem ersten Meldezeitraum eine Förderung für mobile Luftfilter und CO2-Ampeln beim Land beantragt. Das eingereichte Volumen umfasst etwa 41,5 Millionen Euro. Rechnerisch folge daraus laut Kultusministerium eine Gesamtinvestition von Land und Trägern in Höhe von 83 Millionen Euro, denn das Land fördere die Anschaffungen durch einen 50-prozentigen Zuschuss.
Luftfilter ja und nein
Bereits Ende Juli teilte die Stadt Tauberbischofsheim mit (unsere Zeitung berichtete), dass sie auf die Anschaffung mobiler Lüftungsgeräte verzichte, weil die Förderung nur für schlecht lüftbare Räume – und damit für die wenigsten – gelte. Außerdem hätten diese Anlagen „nach Aussage fast aller Fachleute“ eine „sehr geringe Wirkung“. Sie verhinderten keine Schulschließung und Stoßlüften bleibe genauso notwendig. Außerdem seien sie recht laut.
Ebenfalls im Juli berichtete unsere Zeitung, dass in Wertheim insgesamt 13 mobile Luftfilter-Geräte zur Verfügung stehen. In der Stadt Buchen im Neckar-Odenwald-Kreis sind vor kurzem 32 mobile Luftreinigungsgeräte eingetroffen. Sie sollen laut Stadtverwaltung dazu beitragen, den Präsenzunterricht in den Schulen bei steigenden Corona-Infektionszahlen zu sichern. Eingesetzt würden die Geräte in schwer belüftbaren Räumen in Kindergärten und Schulen.
Und wie sieht es in Bad Mergentheim, dem größten Schulstandort im Main-Tauber-Kreis, aus? Hier nimmt Pressesprecher Carsten Müller für die Stadtverwaltung Stellung: „Bereits im Januar hat der Gemeinderat einstimmig beschlossen, dass Luftfiltergeräte entsprechend dem ermittelten tatsächlichen Bedarf beschafft werden können. Die Bildungseinrichtungen selbst waren zunächst aus mehreren Gründen eher zurückhaltend: In den meisten der über 160 Schulräume in Bad Mergentheim funktioniert das klassische Lüften baulich sehr gut. Auch haben uns die Schulleitungen aus Praxistests immer wieder zurückgemeldet, dass der Geräuschpegel der Anlagen als störend und im Unterricht hinderlich empfunden wird. Größer war deshalb zunächst das Interesse an so genannten ,CO2-Ampeln’, mit denen wir zu Jahresbeginn einige Schulen und Kindergärten zügig ausgestattet haben.“
Müller erklärt weiter: „Neue Fördermöglichkeiten und Initiativen waren für unsere Schulverwaltung bereits vor den Sommerferien Anlass, noch einmal mit den Schulleitungen in den Dialog zu treten und abzufragen, wie sie das Thema inzwischen bewerten und wo konkreter Bedarf ist. Aktuell liegen daraus resultierend bei uns Anfragen für 13 Geräte vor, die wir derzeit beschaffen.“ Diese Geräte seien nun hauptsächlich für Räume vorgesehen, „die nicht so optimal zu lüften sind“.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/bad-mergentheim_artikel,-bad-mergentheim-ueber-450-schueler-im-main-tauber-kreis-nutzen-lernbruecken-_arid,1846535.html