Lauda-Königshofen. Mit Homeschooling und Videoclips statt des Präsenzunterrichts kommen nicht alle Schülerinnen und Schüler zurecht. Die coronabedingten Schließungen der Bildungseinrichtungen haben so manches Defizit verursacht, das es unter „normalen Umständen“ vielleicht nicht gegeben hätte. Deshalb hat das Kultusministerium auch in diesem Jahr ein Angebot aufgelegt, damit Schülerinnen und Schülern ihre Lernlücken verkleinern oder sogar schließen können. Wie sieht dies am Martin-Schleyer-Gymnasium Lauda (MSG), an der Josef-Schmitt-Realschule Lauda (JSR) oder auch an der Riemenschneider-Realschule in Tauberbischofsheim aus, wollte unsere Redaktion wissen.
Warmstart ins neue Schuljahr
Einig sind sich die Schulleiter Dr. Jürgen Gernert (MSG), Jochen Groß (JSR) und Christian Wamser von der Riemenschneider-Realschule, dass die Lernbrücken individuell hilfreich und sinnvoll sind. „Die Schüler, die im letzten Jahr teilnahmen, hatten einen guten Start ins neue Schuljahr“, erklärt Wamser. Groß sieht das ähnlich. „Die Lernbrücken sorgen dafür, dass die Schüler einen Warmstart haben werden. Grundsätzlich ist es immer sinnvoll, unter Anleitung zu wiederholen und zu üben.“
In allen drei Schulen stehen die letzten beiden Ferienwochen ganz im Zeichen des Nachholens von Stoff. Während in den Realschulen Deutsch, Englisch und Mathematik unterrichtet werden, konzentrieren sich die zwölf Jugendlichen am MSG nur auf die Welt der Zahlen. „Aufgrund von G9 (Entschleunigung) halten sich die inhaltlichen Defizite des Fernunterrichts in sehr überschaubaren Grenzen“, erklärt Schulleiter Gernert. Denn im Vergleich zu anderen Gymnasien bestünden wegen G9 größere Spielräume für das Üben, Wiederholen und Intensivieren. „Nichtsdestoweniger haben wir für das neue Schuljahr ein zusätzliches Lernkonzept erarbeitet, das den Corona-Bedingungen Rechnung trägt und den Schülerinnen und Schülern helfen soll, zielorientiert in den Schulalltag zurückzufinden. Gerade in den neuen Klassen 5 oder beim Übergang in die Oberstufe ist dies besonders wichtig.“
30 Stunden Unterricht sind an diesen zehn Tagen vorgesehen. Jedes Fach soll täglich zu seinem Recht kommen. In unterschiedlichen Lerngruppen pauken 30 Schülerinnen und Schüler der JSR, an der Riemenschneider Realschule in Tauberbischofsheim sind es sogar 82, die von neun Lehrkräften unterrichtet werden, wie Wamser informiert. „Wenn es sich nicht lohnen würde, hätten wir den Aufwand nicht mehr betrieben.“
Doch nicht nur die fachlichen Defizite will man mit den Lernbrücken beheben. Deshalb hatte das Kultusministerium den Fokus auch auf die Förderung im sozial-emotionalen Bereich gelegt, um Lernblockaden zu lösen. Für Jochen Groß ist das „Wohlbefinden“ seiner Schützlinge wichtig. „Im Hinblick darauf bin ich der Meinung, dass das Angebot im vergangenen Jahr den Schülern durchaus geholfen hat. Wir hatten nicht das Gefühl, dass die Teilnehmer die Kurse als vertane Zeit oder als „Zwang“ erlebten.“ Auch am MSG nimmt man den sozialen Aspekt sehr ernst, verweist Gernert auf die Jahresausflüge als willkommene erste Schritte. „Wir haben am Ende des letzten Schuljahres mit allen Klassen und Jahrgangsstufen pädagogische Gespräche darüber geführt, wie die Schülerinnen und Schüler den Fernunterricht wahrgenommen haben, welche Empfindungen sie hatten und welche Bedürfnisse künftig in den Blick zu nehmen sind. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in das neue Schuljahr ein.“ Die sozialen Beziehungen stehen für Gernert ganz besonders im Fokus. „Sie sind ein zentraler Faktor für den Lernerfolg.“
Für Christian Wamser steht fest: „Der Schwerpunkt der Lernbrücken liegt aus unserer Sicht im Schließen der Lernlücken. Die Kollegen gehen im Rahmen des Unterrichts auf die sozial-emotionalen Schwierigkeiten ein. So gibt es zum Beispiel mehr spielerische Aufgaben und Gruppenarbeiten. Eine Verzahnung mit der Schulsozialarbeit ist gegeben.“
Etwas anderes als Nachhilfe
Für die Organisation der Lernbrücken haben die Schulen genügend Lehrkräfte animiert, am Gymnasium in Lauda hat eine Lehramtsanwärterin die Kurse kontinuierlich übernommen. Auf Studenten wurde ganz verzichtet. Jochen Groß verweist auf einige Hürden für die Studenten, darunter auch eine geringe Verdienstmöglichkeit. Zudem sei eine gewisse Unterrichtserfahrung und Flexibilität nötig. „Die Lernbrückenkurse unterscheiden sich – schon alleine wegen der Anzahl der Teilnehmer – deutlich von Nachhilfe-Kursen und Hausaufgaben-Hilfen“, sagt Groß.
Dass sich teilweise die Eltern bei den Schulen gemeldet und nach den Kursen für die Lernbrücken gefragt haben, freut die Verantwortlichen. „Äußert sich darin doch ein nicht unwesentlicher Motivationspunkt“, so Gernert. Durch die rechtzeitige Information aus dem Ministerium für die Rahmenbedingungen der Lernbrücken habe man die Eltern früher als im Vorjahr benachrichtigen und die Inhalte vor den Ferien festlegen können. Allgemein ist bei den beiden Schulen in Lauda aber das Interesse im Vergleich zum Vorjahr gesunken.
Am Martin-Schleyer-Gymnasium in Lauda will man nach den beiden Wochen weiter machen. „Natürlich muss die Lernbegleitung im neuen Schuljahr fortgesetzt werden. Darauf haben wir uns eingestellt. Dabei werden nicht zuletzt unsere Kommunikationssysteme Moodle und Messenger nützliche Dienste leisten“, ist Dr. Jürgen Gernert überzeugt.
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