Bad Mergentheim. Erneuerbar und regional – so sieht die Energieversorgung der Zukunft aus. Eine sichere Wärmeversorgung ist aufgrund der derzeit schwierigen Situation wichtiger denn je. Mit dem Naturwärmekraftwerk des Stadtwerks Tauberfranken in Bad Mergentheim wird bereits seit zehn Jahren Wärme und Strom autark erzeugt. Die Holzhackschnitzel, die hier zum Einsatz kommen, stammen aus einem Umkreis von etwa 50 Kilometern, darunter Landschaftspflegeholz, Straßenbegleitgrün und Energieholz aus heimischer nachhaltiger Forstwirtschaft.
Nach zehn Jahren – wie es in einer Pressemitteilung heißt – „erfolgreicher Zusammenarbeit“ wurden die Hackschnitzel-Lieferverträge mit den Abfallwirtschaftsbetrieben der Landkreise Main-Tauber, Hohenlohe und Neckar-Odenwald vorzeitig verlängert. „Die Energieerzeugung durch Hackschnitzel,einem regionalen, nachhaltigen Energieträger ist ein wesentlicher Beitrag, um langfristig von fossilen Energieträgern loszukommen und natürlich auch um Abhängigkeiten zu vermeiden“, betonte Stadtwerk-Geschäftsführer Paul Gehrig laut der Pressemitteilung. Und auch die CO2-Einsparung könne sich sehen lassen: Aktuell werden demnach 13 500 Tonnen CO2 im Jahr eingespart.
Mit den drei Abfallwirtschaftsbetrieben aus den Landkreisen Hohenlohe, Main-Tauber und Neckar-Odenwald arbeitet das Stadtwerk seit Inbetriebnahme des Naturwärmekraftwerkes in 2012/2013 zusammen. Ziel sei es gewesen, ergänzend zu Hackschnitzeln aus der heimischen Forstwirtschaft auch das auf den Sammelplätzen der Landkreise angelieferte Landschaftspflegematerial und Straßenbegleitgrün mit weniger Energiegehalt energetisch verarbeiten zu können.
War das ursprüngliche Verhältnis 60 Prozent Hackschnitzel und 40 Prozent Landschaftspflegematerial, so werden mittlerweile 55 Prozent Landschaftspflegematerial und 45 Prozent Hackschnitzel eingesetzt. Dies sei auf die befestigten Sammelplätze und die bessere Verarbeitung seitens der Abfallwirtschaftsbetriebe zurückzuführen, heißt es in der Pressemitteilung. Alle Vertragspartner bestätigten die erfolgreiche Zusammenarbeit, weshalb auch frühzeitig die Zusammenarbeit bis zum Jahr 2033 jetzt vertraglich vereinbart worde.
„Wir freuen uns, dass es uns gemeinsam gelungen ist, ein Erfolgsmodell der regionalen Kreislaufwirtschaft zu etablieren“, hob der Geschäftsführer des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft Hohenlohekreis, Sebastian Damm, hervor. Die Zusammenarbeit sei vorbildlich.
Dr. Mathias Ginter, Geschäftsführer der Abfallwirtschaftsgesellschaft des Neckar-Odenwald-Kreises mbH, unterstrich den Kreislaufgedanken bei der Zusammenarbeit: „Grünschnitt aus den Hausgärten wird in Strom und Wärme für Haushalte umgewandelt. Die Aufarbeitungstechnik zur Herstellung von Bio-Brennstoffen aus Grünschnitt wurde kontinuierlich verbessert, so dass auch zukünftig eine verlässliche Belieferung mit hochwertigen Produkten gesichert ist.“ Auch Michael Schinnagel, Technischer Leiter der Abfallwirtschaft Main-Tauber-Kreis, zeigt sich erfreut über die gelungene Umsetzung der regionalen Wertschöpfungskette.
Hohe Effizienz
Mit einer jährlichen Absatzmenge von rund 35 Millionen kWh Wärme ist das Naturwärmekraftwerk voll ausgelastet. Das Kraftwerk ist außerdem „wärmegeführt“, das heißt, die produzierte Wärme wird genutzt und rund sieben Millionen kWh Strom als zusätzliches Begleitprodukt erzeugt.
Dadurch wird eine Energieeffizienz von über 80 Prozent erreicht. Aufgrund der guten Auslastung ist demnächst zudem eine Erweiterung mit einem zusätzlichen Biomassekessel geplant. Das Stadtwerk Tauberfranken ist seit Mai einer von drei Partnern des Förderprogramms „Energetische Biomassenutzung“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Ziel dieses Projektes ist es, effiziente, alltagstaugliche Strategien für das Brennstoffmanagement und die flexible Betriebsführung zu entwickeln. Auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse sollen Emissionen gesenkt und die Effizienz weiter gesteigert werden.
Neben dem Stadtwerk sind die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf aus Freising sowie die prosio engineering GmbH aus Lauf an der Pegnitz weitere Partner. Das Projekt läuft bis Ende April 2025 und wird insgesamt mit 530 000 Euro gefördert.
Der Anteil des Stadtwerks liegt nach eigenen Angaben bei rund 70 000 Euro.
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