Was lange währt, wird endlich gut – dieses geflügelte Wort gilt auch für die Renovierung des Bad Mergentheimer Münsters St. Johannes. Und es währte ja wirklich lange. Doch nun ist es geschafft, in wenigen Tagen wird die Eröffnung feierlich begangen.
Bad Mergentheim. Die stolze Summe von 3,4 Millionen Euro hat die Kirchengemeinde investiert, für die Innenrenovierung alleine wurden 2,4 Millionen aufgewendet. Nur noch „letzte Arbeiten sind nötig“, aber das Projekt Münster-Renovierung (wir berichteten mehrfach) ist weitestgehend abgeschlossen. Grund genug für die katholische Gemeinde, zum Gespräch ins Münsterpfarramt zu laden. Auskunft gaben am Freitagnachmittag neben Münsterpfarrer Thomas Frey auch die gewählte Vorsitzende des Kirchengemeinderates, Monika Stoll, der Leiter des Verwaltungszentrums, Peter Striffler, Kirchenmusikdirektor Michael Müller sowie Pastoralreferent Jens Jörgensmann.
Rundgang durchs Münster
Dem Gespräch folgte ein Rundgang durch das bereits fast fertig renovierte Münster. Pfarrer Thomas Frey fasste seinen Eindruck in wenigen Worten zusammen: „Wir mussten handeln und investieren, und der Kirchengemeinderat wie auch die gesamte Gemeinde haben dabei viel Mut und Engagement gezeigt.“ Das Ergebnis könne sich sehen lassen: „Es ist schöner geworden, freundlicher und geräumiger.“ Er sei „glücklich über das neue Münster“, bekannte Frey. Und klar sei auch, dass alle Katholiken in der Stadt sich auf die Wiedereröffnung am 2. Advent freuen. Das sei ganz zweifellos ein besonderer Festtag für die ganze Gemeinde, waren sich die Kirchenvertreter einig.
Peter Striffler verwies nochmals auf die Baugeschichte, der „lange Jahre der Vorbereitung, der Planung und der Voruntersuchungen der Architekten, Statiker und Restauratoren“ vorausgingen – „und alles musste mit dem Bischöflichen Bauamt und dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt werden“. Fürwahr eine organisatorische Mammutaufgabe.
Die ersten Vorbereitungen zur Innenrenovierung seien bereits 2011 getroffen worden, sagte Striffler, „doch dann kam die Renovierung der Marienkirche in die Quere“, die wegen besonderer Fördermittel vorgezogen wurde.
Im Münster St. Johannes wurden daher von 2013 bis 2015 lediglich die Putzschäden im Chorgewölbe beseitigt und Sicherheitsmängel im Turm behoben. 2017 und 2018 folgte dann die Außenrenovierung, und 2019 wurde die Außenbeleuchtung der Fassaden installiert. Insgesamt wurden für die Außenrenovierung rund eine Million Euro aufgewendet, betonte Striffler – eine Herausforderung für die Gemeinde, denn natürlich mussten entsprechende Eigenmittel bereitgestellt werden. „Nur Zuschüsse geht nicht“, betonte Frey auch mit Blick auf die anspruchsvolle Innenrenovierung. Und Monika Stoll machte deutlich, dass alles ohne das „große Engagement“ vieler Gemeindemitglieder „gar nicht möglich gewesen wäre“.
„Es war vor allem der Liturgie-Ausschuss unserer Kirchengemeinde, der sich Gedanken machte, wie das Münster heutigen Gegebenheiten und Anforderungen angepasst werden könne“, erläuterte Striffler. Und zusammen mit den Architekten – zunächst Büro Vix aus Niederstetten, später Berger Architektur und Denkmalpflege aus Rothenburg –„wurden diese Ideen in Entwürfe umgesetzt.“
Ein wichtiges Ziel dabei war von Anfang an die Barrierefreiheit. „Und das haben wir weitgehend erreicht“, betonte Striffler. Womit? „Durch den Rückbau der Stufen wurde das Langhaus barrierefrei, und der Taufstein erhielt einen neuen Platz; auch, um diesem Sakrament räumlich besser gerecht werden zu können. Vor dem Altar sind jetzt nur noch „wenige und vor allem niedere Stufen“, sagte Münsterpfarrer Thomas Frey bei der anschließenden Besichtigung. Und die können bei Bedarf mit einer mobilen Rampe leicht überwunden werden. Somit können also beispielsweise bei Taufen gehbehinderte Familienmitglieder ganz nach vorne kommen.
Auch an die Verrußung durch den Kerzenbrand wurde gedacht; die Opferkerzen fanden ebenfalls einen neuen Stadtort in der Anna-Kapelle. Somit ist dort, geschützt und etwas abseits vom Langhaus, eine „stille Andacht“ möglich. Erwähnens- und erlebenswert ist zudem das neue Lichtkonzept, denn es gibt keine Hängeleuchten mehr. Moderne LED-Strahler sorgen für die Helligkeit, machen das Langhaus also insgesamt heller und sorgen so für eine ganz generell angenehme Atmosphäre. Die Lösung für die Sitzbänke überzeugt, denn sie wurden behutsam und optisch kaum wahrnehmbar für die Gottesdienstbesucher neu und damit angenehmer gestaltet.
Orgel ein Großprojekt
Ein Großprojekt im Gesamtvorhaben Münster-Renovierung war ganz zweifellos die neue Orgel der Firma Rensch. Dazu musste die Frage nach dem Ausbau der oberen Empore, die 1883 eingebaut wurde, geklärt werden. Striffler sprach von dem „mutigen Ansinnen“ einiger Gemeindemitglieder sowie der Stiftung Kirchenmusik, diesen Einbau rückgängig zu machen und die neue Orgel wieder am „alten Ort“ aufzustellen.
Ein Vorhaben, das nach vielen engagiert geführten Diskussionen und Gesprächen mit dem Landesamt für Denkmalpflege schließlich von der Gemeinde beschlossen und umgesetzt wurde – und das sich, wenn man jetzt vom Langschiff aus „nach oben blickt, gelohnt hat“.
Ein Problem sprach Striffler beim Pressegespräch ebenfalls an, nämlich die Barrierefreiheit. Vieles sei erfolgreich umgesetzt worden, doch das Landesamt habe einem Vorhaben keine Zustimmung erteilt: „Da sich unter Grabplatten in der Anna-Kapelle noch Gräber aus dem 18. Jahrhundert befinden, konnte der Wunsch, diesen Andachtsraum stufenfrei zu erreichen, nicht realisiert werden.“
Eine Überraschung gab es auch: Die Renovierung brachte zutage, dass sich unter dem Westteil der Kapelle sogar eine aufgelassene Krypta befindet.
Das Projekt Innenrenovierung gliederte sich in drei Bauabschnitte, anfangs wurde „schweres Gerät“ im Münster eingesetzt, unter anderem Bagger und Presslufthämmer, erläuterte Striffler. „Es war viel zu tun“, sagte der Verwaltungsdirektor, denn neben der Betonierung der Bodenniveaus wurde auch die Heizung renoviert, inklusive der Sanierung des Heizkellers nördlich der Sakristei.
Die Mauerwerkssanierung mit einer Verpressung von Rissen in den Obergadenwänden und der Einbau eines Nadelankers im Chorbogen schloss den ersten Bauabschnitt ab.
Es folgte die Renovierung der Raumschale, also die Bearbeitung der Gewölbe- und Wandflächen. Und dabei wurde großer Wert auf die Malereien in den Gewölbeflächen des Langhauses Wert gelegt.
„Entstanden sind sie Ende des 16. Jahrhunderts“, erläuterte Striffler. Überputzt wurden sie dann im 19. Jahrhundert, freigelegt 1950 und restauriert in den 1980er Jahren. Nötig wurde – entgegen der Planung – die aufwändige „und leider auch teurere“ Aufhellung der Gewölbeflächen.
Erfreulich für den Verwaltungsdirektor: „Wir konnten mit den Firmen Schmidgall und Brückner lokalen Restauratoren einen Großteil der Arbeiten übertragen.“ Das größte Einzelgewerk waren die Elektro- und Beleuchtungsarbeiten, und zunächst gelang es nicht, ein passendes Angebot zu erhalten, was zu einer gewissen Verzögerung führte.
„Das haben wir dann im 3. Bauabschnitt wieder aufgeholt“, berichtete Striffler. Hier galt es, die Ausstattung zu restaurieren, also beispielsweise die Holz- und Steinskulpturen sowie das Großgemälde der Taufe Christi im südlichen Seitenschiff, das „wieder viel seiner früheren Farbigkeit erhielt“.
Mehrere Schreiner im Einsatz
Mehrere Schreinerbetriebe sorgten für die neue Brüstung der Empore, ertüchtigten Bänke und Treppengeländer, bauten die Beichtstühle um und reinigten und pflegten die Holzoberflächen. Die Türen nach Süden wurden so umgebaut, dass sie sich nun auf Tastendruck automatisch öffnen – eine große Erleichterung für Rollstuhlfahrer.
Und im Juli diesen Jahres wurde dann damit begonnen, die neue Orgel aufzubauen. Aktuell erfolgt die Intonation. Für Kirchenmusikdirektor Michael Müller ist die neue Orgel so etwas wie „ein Lebenstraum“, denn eine neue Orgel spielen zu können, sei nur wenigen vergönnt. Zudem habe er das Projekt ja von Anfang an begleitet – auch das „erleben nur wenige“. Und der Klang? Da sei er selbst „beeindruckt“, sagt Müller. „Er ist wie erwartet und gewünscht.“
3,4 Millionen Euro an Kosten
Die Innenrenovierung erforderte inklusive einer Kostensteigerung von 100 000 Euro insgesamt 2,4 Millionen Euro, und die Kirchengemeinde stellte dafür 530 000 Euro Eigenmittel bereit. Auch die Orgel mit Gesamtkosten von rund 640 000 Euro wäre ohne entsprechende Eigenmittel nicht möglich gewesen – „auch da haben wir das gesetzte Ziel erreicht“, betonten Stoll und Striffler unisono.
Der ungeteilte Dank der Verantwortlichen galt dem engagierten Einsatz zahlreicher Gemeindemitglieder, die neben der Erwirtschaftung von Finanzmitteln auch selbst „Hand anlegten“, also Eigenleistungen erbrachten.
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