Heilig-Kreuz-Kapelle

Zeugnis der Hartnäckigkeit der Bürger

Das Gotteshaus wurde vor 120 Jahren benediciert und der Kreuzweg eingeweiht

Von 
Torsten Englert
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Steinfurt. Die Heilig-Kreuz-Kapelle in Steinfurt wurde am 25. November 1902 im Beisein aller Steinfurter Bürger durch Pfarrer Joseph Stephan benediciert und der Kreuzweg geweiht, sowie die erste Heilige Messe gefeiert. Diesem Großereignis war ein jahrelanger und zäher Kampf der Steinfurter Bürger mit dem Erzbischöflichen Ordinariat in Freiburg vorausgegangen. Möglich wurde dies durch eine großzügige Grundstücksschenkung 1895 der beiden Steinfurter Bürger Ambros Amend (1860 bis 1933) und Alois Gambert (1848 bis 1912), so der ehemalige Pfarrer Franz Lang in seiner Festrede anlässlich der Jubiläumsfeier 2002.

Ohne Genehmigung gebaut

Die Ortschaft Steinfurt gehört bereits seit dem Mittelalter als Filialgemeinde kirchlich zu Hardheim und besaß bis vor 120 Jahren keine eigene Kirche. Nachweisbar ist, dass seit 1823 im Steinfurter Schulhaus ein Betsaal eingerichtet war, der von der Bevölkerung als Andachtsraum genutzt wurde und in dem keine Heilige Messe gefeiert wurde.

Im Jahr 1883 versuchte der Gemeinderat von Steinfurt erstmals beim Großherzoglichen Bezirksamt eine Genehmigung zum Bau einer Kapelle zu erlangen. In den Zeiten des Kulturkampfes, der zu einem religiösen Aufbruch im nordbadischen Raum beitrug, entstanden viele Kapellen in dieser Zeit, so in Rüdental, Schweinberg und Vollmersdorf.

Grundstücksschenkung

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So kam es, dass nach der Grundstücksschenkung die Steinfurter ohne Genehmigung mit dem Aushub der Fundamente im Jahr 1901 begannen. Am 1. August 1901 kam die Erlaubnis zur Segnung des Grundsteins. Die Benediction des Grundsteins der Kapelle wurde am 11. August 1901 nach den Vorschriften des Diözesanrituals vollzogen. Im Sommer 1902 war der Kapellenbau so weit fertiggestellt, die Genehmigung zur Weihe von Kapelle und Kreuzweg wurde eingeholt.

Nach diversen Schwierigkeiten konnte dann am 25. November 1902 durch Pfarrer Joseph Stephan aus Hardheim die Kapelle benediciert und der Kreuzweg geweiht werden. Am 27. Mai 1903 wurden zwei neue Glocken durch den damaligen Vikar Rudolph Vierneisel geweiht. Am 21. Mai 1923 konnte der Friedhof durch Dekan Michel Hehn aus Waldstetten eingeweiht werden.

Erst im Jahr 1926 erlaubte das Erzbischöfliche Ordinariat in Freiburg in der Steinfurter Kapelle das „Allerheiligste“ aufzubewahren. Ein Anrecht auf einen regelmäßigen Sonntagsgottesdienst gab es nämlich nicht, dies war erst über einen längeren Zeitraum möglich, als der Ruhestandspfarrer Wilhelm Both mangels Zelebrationsmöglichkeiten in Hardheim öfter nach Steinfurt kam.

Auch die Sakristei wurde ohne Genehmigung 1938 nach den Plänen des Hardheimer Architekten Otto Henn angebaut. Wie in ganz Deutschland, wurde während des Zweiten Weltkrieges am 30. Mai 1942 die größere Glocke abgenommen und in das Glockensammellager zum Einschmelzen gebracht. Zum 50-jährigen-Bestehen der Grundsteinlegung wurde eine Gedenktafel für die beiden Wohltäter Alois Gambert und Ambros Amend angebracht.

Mehrere Renovierungen

In den folgenden Jahren erfolgten mehrmals größere Renovierungsarbeiten, die von der Bevölkerung mit viel Eigenarbeit unterstützt wurden. Dazu gehören ein neuer Zelebrationsaltar 1964, ein neuer Kreuzweg 1969, neue Glocken 1972 und eine neue Sakristei-Einrichtung 1977. In den Jahren 1981/82 gab es neue Farbfenster nach einem Entwurf des Grötzinger Kunstmalers Franz Dewald, eine Erneuerung der Außenanlage erfolgte 1983 und 1985 gab es eine neue Heizung und neue Bänke.

Religiöser Mittelpunkt

Nach einer umfassenden Innen- und Außenrenovation 2001/2002 konnte das 100-Jahr-Kapellen-Jubiläum gefeiert werden. Bis heute bildet die Steinfurter Kapelle den religiösen Mittelpunkt der Ortschaft und ist ein Zeugnis der Hartnäckigkeit der Bevölkerung ein Gotteshaus, auch gegen den Willen der Obrigkeit, zu erhalten, um den Glauben leben zu können.

Dies insbesondere in der heutigen Zeit, in der Kirchen eher geschlossen werden als neu gebaut.

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