Bad Mergentheim. In Deutschland erleiden jährlich rund 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Etwa 80 Prozent der Betroffenen sind dabei älter als 60 Jahre, aber auch jüngere Menschen sind mit rund 20 Prozent betroffen. Dabei können schwerwiegende Folgeschäden zurückbleiben wie Lähmungen, Sprachstörungen oder Gleichgewichtsstörungen.
Mit dem „Tag gegen den Schlaganfall“ am Freitag, 24. Mai, soll bundesweit über Schlaganfall, die Symptome, Therapie und Vorbeugung informiert werden. Um diese Folgeschäden möglichst zu verhindern, sind das Erkennen der Symptome, die schnelle Einlieferung in ein geeignetes Krankenhaus, eine differenzierte Diagnostik mit umgehendem Behandlungsbeginn sowie eine früh einsetzende Rehabilitation entscheidend. Das Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim sichert als einzige zertifizierte Regionale Stroke Unit (Schlaganfalleinheit) in der Region die hochwertige Versorgung und schnelle Therapie von betroffenen Patienten.
Frühzeitige Thrombolyse-Therapie
„Eine schnelle, fachgerechte Behandlung auf einer sogenannten „Stroke Unit“ kann die gravierenden Folgeschäden des Schlaganfalls meistens mindern, zum Teil sogar ganz verhindern“, unterstreicht Prof. Dr. Mathias Buttmann, Chefarzt der Klinik für Neurologie im Caritas-Krankenhaus. Entscheidend sei vor allem die frühzeitige Thrombolyse-Therapie bei Schlaganfällen. Diese setze allerdings voraus, dass die Klinik rasch nach Auftreten der Symptome erreicht werde. „Die meisten Schlaganfälle entstehen durch den plötzlichen Verschluss eines Blutgefäßes im Gehirn mit einem Blutgerinnsel“, so der Neurologe. Dieser Gefäßverschluss werde mit Hilfe von Medikamenten aufgelöst und das Gehirn so schnell wieder durchblutet. „Jede Minute, die ohne Therapie verloren geht, fügt dem Gehirn weiteren Schaden zu“, betont der Chefarzt. Deshalb sei die sofortige Einlieferung in die nächstgelegene zertifizierte Stroke Unit wichtig. „Time is brain.“
Nur Krankenhäuser, die die hohen Anforderungen an die medizintechnische Ausstattung erfüllen und rund um die Uhr Ärzte für Neurologie und speziell weitergebildete Pflegekräfte bereithalten, werden von der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe und der Deutschen Schlaganfallsgesellschaft als zertifizierte Regionale Stroke Unit ausgezeichnet. Nach einem intensiven Audit wurde jetzt die Schlaganfallstation im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim als „Regionale Stroke Unit“ für drei weitere Jahre zertifiziert.
Hohe Versorgungsqualität von Schlaganfall-Patienten
Damit bestätigten die externen Fachprüfer allen beteiligten Fachbereichen im Caritas-Krankenhaus die hohe Qualität der Versorgung von Schlaganfallpatienten. Die 2001 eingerichtete Schlaganfalleinheit wurde vor zwölf Jahren erstmals nach den Kriterien der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe und der Deutschen Schlaganfallsgesellschaft zertifiziert und ist zugleich als „Regionaler Schlaganfallschwerpunkt“ in der „Schlaganfallkonzeption Baden-Württemberg“ mit der regionalen Versorgung von Schlaganfällen beauftragt.
„Wir freuen uns sehr über die erneute Zertifizierung unserer Stroke Unit“, unterstreicht Prof. Dr. Mathias Buttmann. „Die Anforderungen der Fachgesellschaft sowohl an die technische Ausstattung für die Diagnostik als auch an die Zahl und Qualifikation der Ärzte, Therapeuten und Pflegenden sind anspruchsvoll und erfordern außerdem eine intensive Zusammenarbeit zwischen Rettungsdiensten, der Notaufnahme, der Stroke Unit und allen beteiligten Fachbereichen“, beschreibt Buttmann die Kriterien. Die Zertifizierung bestätige die erfolgreichen Bemühungen, die Versorgung von Schlaganfallpatienten im Caritas nicht nur zu sichern, sondern kontinuierlich weiter zu verbessern.
Rund 600 Schlaganfall-Patienten
Im vergangenen Jahr wurden im Caritas-Krankenhaus rund 600 Schlaganfall-Patienten stationär behandelt. Rund um die Uhr stehen den Ärzten der Neurologie unter anderem CT, hochmoderne Ultraschallgeräte, EKG und Labordiagnostik zur Verfügung. Fachärzte für Innere Medizin und Radiologie sind eng in die Behandlung eingebunden, nach Bedarf auch Ärzte weiterer Fachdisziplinen.
Auf der Stroke Unit stehen sechs Monitoring-Plätze zur Verfügung. Hier kontrollieren moderne Geräte rund um die Uhr Herzfrequenz, Blutdruck, Sauerstoffsättigung und Atemfrequenz, auch erfolgt seit 2019 eine KI-gestützte permanente Überwachung auf sogenanntes Vorhofflimmern, das durch gängige Intensivstationsmonitore nicht zuverlässig erkannt wird.
„Doch nicht nur modernste Technik kommt rund um die Uhr zur Anwendung“, betont Prof. Dr. Buttmann. „Eine wesentliche Stärke unserer Schlaganfallstation liegt auch darin, dass so früh wie möglich mit Rehabilitationsmaßnahmen begonnen wird. Hier zählt die enge Zusammenarbeit mit unseren erfahrenen Therapeuten der Physio-, Logo- und Ergotherapie. Eine für das Behandlungsergebnis wichtige Besonderheit unserer Klinik ist, dass das für einen Patienten verantwortliche Team aus Ärzten, Pflegepersonal und Ko-Therapeuten meist von der Aufnahme bis zur Entlassung dasselbe bleibt. Und unser Sozialdienst wird frühzeitig eingebunden, um mit unseren Patienten und den Angehörigen zu klären, wie es nach dem Krankenhaus-Aufenthalt weitergeht, und um eventuell weiter führende Reha-Maßnahmen einzuleiten.“
Schnell-Test
So erkennt man einen Schlaganfall: Die meisten Schlaganfälle lassen sich mit dem sogenannten Fast-Test innerhalb weniger Sekunden feststellen. FAST steht dabei für Face (Gesicht), Arms (Arme), Speech (Sprache) und Time (Zeit). Wichtig ist, dass die Symptome plötzlich, das heißt, „schlagartig“ auftreten.
Face: Die betroffene Person soll lächeln. Ist das Gesicht einseitig verzogen? Das deutet auf eine Halbseitenlähmung hin.
Arms: Die Person soll die Arme nach vorne strecken und dabei die Handflächen nach oben drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, sie sinken ab oder drehen sich.
Speech: Die Person soll einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.
Time: Unverzüglich die Telefonnummer 112 wählen und die Symptome schildern. ckbm
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