„Hand in Hand für Menschenrechte“

Kraftvolles Zeichen für die Demokratie in Bad Mergentheim

Am Samstag versammelten sich rund 1.500 Menschen in Bad Mergentheim, um für ein tolerantes, soziales Deutschland und gegen Rechtsextremismus auf die Straße zu gehen. Die Initiatorin betont: "Rechts war nie weg!"

Von 
Hans-Peter Kuhnhäuser
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Mehr als 1500 Menschen waren auf den Bad Mergentheimer Marktplatz gekommen. © Kuhnhäuser/Bickel

Bad Mergentheim. Spätestens seit der „Correctiv“-Recherche zu „Remigrations-Phantasien“ der AfD und weiterer Rechtsextremisten ist klar: Es braucht ein entschiedenes und kraftvolles „Nein!“. Das wird seit Wochen in ganz Deutschland gesetzt. Nach Demonstrationen in Weikersheim und Creglingen war es am Samstag in Bad Mergentheim so weit: Mehr als 1500 Demonstranten kamen zur Demo „Hand in Hand für Menschenrechte“.

© Kuhnhäuser/Bickel

Es war ein buntes Bild, das sich am Samstag schon gegen 13.30 Uhr auf und rund um den Marktplatz zeigte. Viele Fahnen und Tansparente waren zu sehen, und mehr und mehr Menschen strömten auf den zentralen Platz der Stadt. Was deutlich wurde: Es war tatsächlich eine bunte Menschenmenge – ob Kolping-, Friedens- oder auch Deutschlandfahne – die gesellschaftliche Mitte war entschlossen, Flagge zu zeigen gegen Rechtsextremismus..

Nie wieder ist jetzt

Als Demonstrationsleiter begrüßte Thomas Tuschhoff die Demonstranten und verwies auf die Regularien. „Nie wieder ist jetzt!“, sagt Tuschhoff und sprach mit Blick auf den vollen Marktplatz von einem „ernst gemeinten und wunderbaren Zeichen“. Bevor der Demonstrationszug sich vom Marktplatz zum Ehrlerplatz und zum Mittleren Graben sowie über die Mühlwehrstraße zurück zum Marktplatz bewegte, gab es noch einige Reden.

Die Demonstranten machten sich für eine bunte Gesellschaft stark. Rechtsextremismus erteilten sie durchweg eine klare Absage. © Kuhnhäuser/Bickel

Die Sprecher wurden von einer der Initiatorinnen, Alea Menikheim, angekündigt. Die Igersheimerin ist Schülerin des DOG und hat zusammen mit weiteren Schülerinnen und Schülern den Anstoß zu dieser Demonstration gegeben – die Initiative „Netzwerk gegen Rechts Main-Tauber“ und viele weitere Unterstützer waren gleich mit im Boot. Die Vielfalt zeigte sich auch an den vielen Plakaten: „Danke, Correctiv!“ war da zu lesen, „Nie wieder Wannseekonferenz“, aber auch „Omas gegen Rechts – weil wir das Grauen schon mal erleben mussten“.

„Rechts war nie weg“

„Rechts war nie weg“, sagte Menikheim, und deshalb „zeigen wir heute, dass wir da sind!“ Sie und ihre Mitschüler wollten sich einbringen in ihrer statistisch noch zu erwartenden 67 Jahren Lebenszeit- „für ein Deutschland ohne Hass, Hetze und Gewalt, für ein demokratisches, soziales und tolerantes Deutschland ohne Rechtsextremismus“. Heiner Kücherer, ein wortgewaltiger Pfarrer und Mitmacher im Netzwerk gegen Rechts, machte deutlich, dass „wir keinen völkischen Staat wollen. Und mehr: „Wir geben keinen Millimeter frei!“

© Kuhnhäuser/Bickel

Kücherer machte deutlich, dass das Netuzwerk seit mehr als zehn Jahren aktiv in der Abwehr rechter Gefahr sei. Der Pfarrer nutzte das Bibelwort vom Salz der Erde: „Ihr seid heute ein Licht der liberalen Demokratie, weithin sichtbar, ein deutliches Zeichen gegen Rechts. Werdet aber auch das Salz einer demokratischen, offenen Gesellschaft. Schweigt nicht, wenn rechte Parolen und Stimmungen auftauchen, interveniert, wenn unsere Gesellschaft bewusst kaputtgeredet wird.“

OB Udo Glatthaar zeigte sich sichtlich erfreut, und er betonte, „gerne dabei zu sein, wenn in unserer Stadt ein so lebhaftes und deutliches Zeichen für Menschenrechte und liberale Demokratie sowie für ein Miteinander ohne Vorurteile gesetzt werde. Glatthaar wollte jedoch ebenfalls ein Zeichen setzen, indem er ein klares „Nein!“ zum Extremismus von Rechts und Links sowie zum religiösen Extremismus aussprach. „Alle fanatischen Strömungen bedrohen unsere Gesellschaft!“

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Als OB und damit Schulträger sei er mit Stolz erfüllt, „weil ihr, liebe Schülerinnen und Schüler, diese Veranstaltung initiiert habt“. Das sei schon einmal so gewesen, nämlich am 21. März 2022, als auf dem Marktplatz Hunderte der von Putin überfallenen Ukraine ihre Solidarität ausdrückten. Und Glatthaar hob auch das Engagement der Jugendlichen bei und für die Stolperstein-Verlegungen hervor – es zeige, „dass wir hier die Erinnerung an die Gewaltherrschaft und ihre Folgen wachhalten“.

Bunte Gesellschaft

Jugendgemeinderätin Clara Widmayer erinnerte an ein Zitat von Hilary Swank: „Ich bete für den Tag, an dem wir unsere Unterschiede nicht nur akzeptieren, sondern feiern.“ Genau aus diesem Grunde sei man heute hier versammelt. „Sehen Sie sich um, blicken sie auf ihre Mitmenschen und lassen sie das bunte Bild auf sich wirken.“ Alle seien hier, weil „wir keine langweilige Gesellschaft wollen, in der alles schwarz oder weiß ist. Wir wollen eine bunte Gesellschaft mit Vielfalt und Unterschieden.“

Nach einem weiteren musikalischen Beitrag von Max Picard, der selbstkomponierte Lieder präsentierte, sprachen Beatrice Faßbender und Dilan Salatan. Faßbender ging auf den AfD-Spitzenkandidaten für die Europawahl, Maximilian Krah, und dessen Rollenbild von Mann und Frau ein. „Ultrarechte Parteien wollen eine homogene Gesellschaft, ethnisch und kulturell. Identität, deutsche Leitkultur und Heimat sind beliebte Begriffe, auch bei der AfD., sagte Salatan. Das höre sich im besten Fall wie im Heimatfilm aus den 50er Jahren, im schlimmsten Fall aber wie 1933“, machte Salatan klar.

Dass heute auch in der Mitte der Gesellschaft „Dinge sag- und hörbar sind, dass Migranten wissen, dass sie nicht sicher sind, dass durch die AfD der Diskurs merkbar nach rechts gerückt wird – all das, so die beiden Rednerinnen, sei noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen. Und deshalb müsse man entschieden dagegen angehen.

Die evangelische Pfarrerin Regina Korn lobte die Schülerinnen und Schüler, die diese Demonstration ermöglicht hätten. Was junge Menschen motiviere, das seien Wünsche, wie diese Welt sein solle, vielleicht auch konkrete Vorstellungen, was nötig sei, was wichtig und wesentlich sei – heute und in der Zukunft. Auch Vorbilder wie etwa Hartwig Behr könnten Jugendliche motivieren. Und nicht zuletzt seien es Personen, die aus ihrer Grundüberzeugung heraus gehandelt haben – Korn nannte hier Albert Schweitzer.

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