Stuppach - Neu geschaffener Platz mit Erinnerungslinde für Flüchtlinge und Heimatvertriebene vor der Pfarrkirche

„Kleines Schmuckstück“ eingeweiht

Von 
Werner Mies
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Ein schöner Platz mit der Erinnerungslinde für die Flüchtlinge und Heimatvertriebenen wurde vor der Stuppacher Kirche durch (von links) Veronika Bauer, Pater Günther Appold, Erwin Kreissl und Oberbürgermeister Udo Glatthaar eingeweiht. © Werner Mies

Stuppach. Mit einer beeindruckenden Feier wurde am Sonntagnachmittag der neu geschaffene Platz mit der Erinnerungslinde für die Flüchtlinge und Heimatvertriebenen vor der Stuppacher Pfarrkirche „Maria Krönung“ eingeweiht.

Zur Eröffnung zelebrierte Pater Günther Appold eine Andacht in der Kirche, die er als Marienfeier unter dem Motto Frieden gestaltete. Pfarrer Appold erinnerte dabei, dass die Christusmutter Maria auch heute noch ein Vorbild für die Kirche sei. Weiter rief er dazu auf, die herrschenden Gegensätze zwischen den Reichen und Sorglosen und den Armen, Hungernden und Notleidenden dieser Welt zu entschärfen.

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Die Segnungs- und Einweihungsfeier wurde musikalisch von der Stuppacher Trachtenkapelle umrahmt. Nach der Andacht versammelten sich die zahlreichen Besucher vor dem neu geschaffenen Platz und wurden von der Vorsitzenden des Kirchengemeinderats, Veronika Bauer, begrüßt. Unter ihnen neben OB Udo Glatthaar und die ukrainischen Flüchtlinge, die derzeit im Pfarrhaus beziehungsweise Haus Maria untergebracht sind. Durch die Anwesenheit der Flüchtlinge gewinne die neu gepflanzte Linde, die immer als Symbol von Gerechtigkeit, Liebe und Frieden galt, eine besondere Aktualität, so die Kirchengemeinderatsvorsitzende. In einem Rückblick auf den Werdegang der Platzgestaltung und Pflanzung des Lindenbaumes berichtete sie, dass schon 2020 Erwin Kreissl deshalb an Ortsvorsteherin Birgit Teufel herangetreten sei. Da die Wiese neben der Kirche als geeigneter Platz angesehen wurde, ist man auf die Kirchengemeinde zugekommen. Diese erkannte dabei die Gelegenheit, für die vielen Besucher der Stuppacher Madonna und den Einheimischen eine bislang fehlende Sitzmöglichkeit und einen Ort des Verweilens zu schaffen. Nachdem hierzu Angebote von Firmen eingeholt waren, wurde schnell klar, dass die Realisierung des Vorhabens nur auf ehrenamtlicher Basis möglich werde. Zur Finanzierung wurde bei der Stadtverwaltung ein Zuschuss aus dem Bürgerbudget beantragt, der zur großen Freude aller in Höhe von 8000 Euro gewährt wurde. Im November 2021 gingen dann die ehrenamtlichen Helfer ans Werk und richteten unermüdlich an einem Tag den vorgesehenen Platz mit Maschinen aus dem Fuhrpark der Firma Philipp Mühleck her. Zur Finanzierung des weiteren Ausbaus steuerte der Förderverein Stuppach ebenfalls 1000 Euro bei, und mit weiteren Spenden wurde die Pflasterung und Einfassung des Platzes, sowie die Ausstattung mit Sitzbänken aus Lustbronner Eiche ermöglicht. Sie dankte namentlich allen ehrenamtlichen Helfern, ohne deren unermüdlichen Einsatz die Verwirklichung des Projektes nicht möglich gewesen wäre. Erwin Kreissl, der Initiator der Aktion, blickte zurück in die schwere Zeit nach Krieg und Vertreibung, in der damals 26 Familien mit ihren Kindern und einige alleinstehende Großeltern nach Stuppach, Lillstadt und Lustbronn gekommen waren, um zunächst ein Dach über dem Kopf und eine Bleibe zu haben.

Die Zuweisung von Wohnraum geschah zwangsweise und wurde von den Hauseigentümern nicht immer freudig aufgenommen, hob Kreissl hervor und stellte fest, dass viele Vertriebene in den 70 Jahren nach ihrer Ankunft „hier wieder mehr oder weniger eine neue Heimat gefunden haben“. Er betonte, dass es ihm ein wichtiges Anliegen sei, durch die Gestaltung des Platzes und die Pflanzung einer Erinnerungslinde an die Ansiedlung der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge zu erinnern. Darauf weist auch eine Metalltafel am Fuße des Baumes hin. Er dankte allen Beteiligten, die durch ihr Engagement zum Gelingen des Projektes beigetragen haben.

OB Udo Glatthaar freute sich, dass er bei der Einweihung des „kleinen Schmuckstückes an einem friedlichen Ort, umgeben von Geschichte, Kunst und religiösem Leben“ dabei sein dürfe, das mit finanzieller Unterstützung aus dem Bürgerbudget der Stadt errichtet wurde.

Bei der Planung und Herstellung des Denkmals sei nicht absehbar gewesen, dass die Themen Flucht und Vertreibung durch den Ukrainekrieg wieder höchst aktuell wurden. Er lobte den Einsatz der tatkräftigen und fleißigen Helfer, die Erde ausgehoben, Steine gesetzt und das Bäumchen gepflanzt haben, das nun schon gut angewachsen ist und später reichlich Schatten für die Besucher des Platzes und der Kirche spenden soll. Er wies nochmals auf die Möglichkeit hin, Mittel aus dem städtischen Bürgerbudget zu beantragen, um zur Zusammenarbeit zu ermutigen und Aktionen der Bürgerschaft zu unterstützen. Zum Schluss gab Veronika Bauer OB Glatthaar noch eine „Hausaufgabe“ mit auf den Weg, nämlich „dafür Sorge zu tragen, dass die Brücke, die Lustbronn und Stuppach verbunden hat, schnellstmöglich wieder errichtet werde“. Unter Hinweis auf die Zuständigkeit des Landratsamtes versprach der OB, sich dafür zu verwenden. Anschließend lud die Kirchengemeinderatsvorsitzende alle Besucher zum Ausklang der Feier zu Kaffee und Kuchen in das Gemeindehaus „St. Gabriel“ ein.

Freier Autor

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