Festakt - Nach über 30 Jahren Stillstand wurde der Fahrbetrieb wieder aufgenommen / „Große“ Eröffnung ist für den kommenden Mai geplant

Feierliche Wiederinbetriebnahme der Jagsttalbahn in Dörzbach

Mit einem Festakt wurde in Dörzbach nach fast genau 33-jährigem Stilltand feierlich ein kleiner Teilabschnitt der Jagsttalbahn wieder in Betrieb genommen.

Von 
Peter D. Wagner
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Das rote Band durchschnitten (von links) Michael Rothenhöfer, Vorstand der Jagsttalbahn AG, die Landtagsabgeordnete Catherine Kern, Dörzbachs Bürgermeister Andy Kümmerle und Frieder Strohm, der Vorsitzende des Jagsttalbahnfreunde (JTBF) e.V. © Wagner

Dörzbach. „Nach vielen Anläufen und fast ebenso vielen Rückschlagen ist es nun gelungen – auch wenn es fast keiner mehr geglaubt hat – die Jagsttalbahn aus dem Dornröschenschlaf zu wecken“, freuten sich zum Beispiel Frieder Strohm, Vorsitzender des Jagsttalbahnfreunde (JTBF) e.V., und dessen Stellvertreter Volker Elgner. „In so einem Moment ist es fast schwer, die richtigen Worte zu finden“, zeigte sich Elgner in einem Gespräch mit den FN tief berührt.

Dementsprechend nachvollziehbar groß und geradezu euphorisch war die Freude bei den zahlreichen Akteuren, die sich mit ehrenamtlichem Engagement ebenfalls bereits seit mehreren Jahrzehnten dafür einsetzen, die Jagsttalbahn wiederbeleben sowie jetzt die Wiederinbetriebnahme dieses rund 500 Meter langen Teilstücks ab dem Bahnhof Dörzbach mit den Premierenfahrten feiern zu können.

Premierenfahrt der Jagsttalbahn. © Wagner

Mit der erteilten Genehmigung zur Betriebsaufnahme auf der Gemarkung Dörzbach sowie der Aufnahme des Demonstrations- und Museumsbetriebs mit den bislang drei restaurierten Fahrzeugen sei zwar nun der Anfang erfolgt, jedoch solle es dabei nicht bleiben. Zumindest nicht, wenn es unter anderem nach den Plänen sowohl der JTBF und deren Vorsitzender als auch der Jagsttalbahn AG und deren Vorstand Michael Rothenhöfer geht. Daher ist nach wie vor beabsichtigt, die jetzt begonnene Strecke in den kommenden Jahren zunächst bis Krautheim und später auch darüber hinaus wieder auszubauen und zu reaktivieren.

„Kulturgüter sind eine Gemeinschaftsaufgabe. Was uns fehlt, merken wir leider oft erst dann, sobald etwas nicht mehr da ist. Wir als Verein wollen alles dafür tun, dass es nicht soweit kommt“, gaben Strohm und Elgner anlässlich der feierlichen Wiederinbetriebnahme des ersten restaurierten Streckenabschnittes zu bedenken.

„Werden Sie Bestandteil dieser Aufgabe und tragen Sie dazu bei, diese einzigartige Bahntechnik in dieser einzigartigen Kulturlandschaft zu erhalten“, appellierten sie. Diesbezüglich rufen die JTBF zu Spenden oder zur Mitgliedschaft in dem Verein auf. „Viele kleine Teile, die das Große, Ganze zusammenhalten, fügen sich am Ende zu einem Gesamtbild zusammen“, hoben die beiden Vorsitzenden hervor.

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Zusätzlich haben sich die JTBF als dritte Variante etwas ganz Besonderes ausgedacht: Interessenten, Freunde und Förderer dieses Projektes können seit kurzer Zeit für einen Beitrag in Höhe von 150 Euro einen Meter Gleisbaustein erwerben, um diese historische Schmalspurbahn im Jagsttal noch fortgesetzt zum Leben zu erwecken.

Zum einen bekommen die Anteilseigner eine aufwändig gestaltete Schmuckurkunde mit einem epochalen Motiv der Jagsttalbahn und der Positionsangabe des persönlichen Gleismeters. Zum zweiten erhalten sie sowohl eine Einladung zu den zukünftig veranstalteten Spendertagen als auch nach Abschluss der Bauarbeiten zur Eröffnung des jeweiligen Bauabschnitts.

Strohm und Elgner konnten nach knapp über zwei Wochen seit Start dieser Gleisbaustein-Aktion einen „riesigen Erfolg“ vermelden, denn dadurch sei es gelungen, bereits rund 40 000 Euro zu generieren. „Die Anzahl der Gleisbausteine ist durch die Gesamtlänge des Bauabschnittes allerdings limitiert“, betonten sie.

Gründung im Jahr 2000

Um einerseits das Projekt „Reaktivierung der Jagsttalbahn“ zu ermöglichen sowie andererseits die zugehörigen Einrichtungen und Gerätschaften zu bewahren, wurde außerdem im Jahr 2000 von den beiden Gemeinden Dörzbach und Krautheim die Jagsttalbahn AG gegründet, der in den folgenden Jahren Grundstücke und historische Fahrzeuge übergeben wurden.

Vorstand Michael Rothenhöfer sprach ebenso wie die beiden Vereinsvorsitzende der JTBF und Dörzbachs Bürgermeister Andy Kümmerle von einem großen und sehr schönen Ehrentag, nach fast genau 33 Jahren diesen Teilabschnitt mit einem Festakt und Premierenfahrten einweihen zu können.

„Wenn keine Ehrenamtlichen dahinter stünden, würde wohl kaum jemand mehr noch nach der Jagsttalbahn krähen“, ergänzte Strohm. Die Hoffnung auf Unterstützung durch die Anliegergemeinden und Politik zum Erhalt und zur Gestaltung dieses Kleinodes unterstrichen beispielsweise Kümmlerle und Elgner.

Catherine Kern, MdL, die zudem Grußworte von Verkehrsminister Winfried Herrmann überbrachte, schloss sich sowohl den Gratulationen zur Einweihung als auch den Wünschen zur Weiterentwicklung unisono an. „Dies ist ein Zukunftsprojekt, denn Bahnfahren ist umweltfreundlich und bequem“, meinte die Landtagsabgeordnete aus dem Hohenlohekreis.

Musikalisch umrahmt wurde der Festakt und die Premierenfahrt von Josef Heßlinger aus Laibach an der Ziehharmonika unter anderem mit der Melodie „Auf de schwäbsche Eisebahne“.

„Zwischen 11 und 17 Uhr hatten wir bei elf Fahrten circa 100 Fahrgäste. Das Wetter war uns gnädig, die Kulturküche sorgte für das leibliche Wohl der Besucher, wir hatten gute Gespräche und bekamen viel Lob“, zog Volker Elgner auch über den Samstag sehr erfreut eine zufriedene Bilanz, nachdem an diesem Tag die Dörzbacher Bürgerschaft eingeladen war, die Museumsbahn kostenfrei als Mitfahrer auszuprobieren und erleben zu können.

Wie der stellvertretende Vereinsvorsitzende ferner mitteilte, ist für Samstag, 14. Mai 2022, am Bahnhof in Dörzbach ein großes Einweihungsfest für die Öffentlichkeit aus der gesamten Region unter anderem mit Museumsbahnfahrten geplant.

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