Integrationsarbeit in Bad Mergentheim

„Es zählt der Mensch, völlig egal woher er kommt“

Mahdia Hossaini fand über den Kurs „Migrantinnen stark im Alltag“ in Bad Mergentheim Anschluss und arbeitete sich seither hoch bis ins Leitungsteam.

Von 
Sascha Bickel
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Mahdia Hossaini besuchte zusammen mit dem MiA-Kurs („Migrantinnen stark im Alltag“) das Rathaus. Hier erhalten die Frauen Einblick in die Stadtverwaltung und lernten Oberbürgermeister Udo Glatthaar sowie weitere Mitarbeiter persönlich kennen. © Stadt Bad Mergentheim

Bad Mergentheim. „Es zählt der Mensch, völlig egal, woher er kommt“ – das ist auch die Meinung von Mahdia Hossaini. Sie ist 34 Jahre alt, im Iran geboren und stammt aber aus einer afghanischen Familie. Sie kam über die Türkei und Griechenland, wo sie sich während der Corona-Pandemie längere Zeit aufhielt, nach Deutschland. Ihre Familie hat sich vor sieben Jahren in Bad Mergentheim niedergelassen und ist hier glücklich, mit ihr kam sie Ende 2023 wieder zusammen.

Mit viel Fleiß und starkem Willen

Über den Kurs „Migrantinnen stark im Alltag“ fand Mahdia Hossaini Anschluss und arbeitete sich seither von der einfachen Teilnehmerin mit viel Fleiß und starkem Willen hoch bis ins Leitungsteam. „Deutsch ist eine wirklich schwierige Sprache“, sagt sie mit einem Lächeln und betont sogleich ihre Bemühungen noch mehr zu lernen und die Sprache bald noch besser zu sprechen. Als Schriftstellerin gewährt sie auf der städtischen Homepage, vermittelt durch die Integrationsbeauftragte Kornelia Perleth, Einblicke in ihr Leben und Denken als Flüchtling. Sie sagt: „Viele sehen erstmal nur den Flüchtling, aber nicht die Persönlichkeit, seine Fähigkeiten, seinen Intellekt.“

Die 34-Jährige ist überzeugt, dass „Integration nur im gegenseitigen Verständnis funktionieren kann, in dem man sich aufeinander zu bewegt, sich für die andere Seite interessiert und öffnet“. Die Unterschiedlichkeiten der anderen anzunehmen und zu akzeptieren und trotzdem in friedlicher Gemeinschaft zusammenzuleben, wünscht sich Mahdia Hosseini und möchte allen Mut machen, Türen zu öffnen und Brücken zu bauen. Sie freut sich sehr darüber, „dass die Bad Mergentheimer Bevölkerung offen ist für andere Kulturen“.

Hier ein Auszug aus ihren Beiträgen auf der Homepage der Stadt Bad Mergentheim im Bereich „Presse/Aktuelle Texte“:

„Das Flüstern der Stadt“

„Das Flüstern der Stadt“ – von Mahdia Hossaini: „Bad Mergentheim erschloss sich mir langsam, wie die ersten Seiten eines noch ungelesenen Buches. Jede Ecke, jede gepflasterte Straße, fühlte sich an wie eine Einladung, die Seite umzublättern, um etwas Neues zu entdecken. Die Größe dieses Ortes, klein im Vergleich zu der endlosen Skyline der Stadt, die ich einst mein Zuhause nannte, brachte mich dazu, mich zu fragen, wie ich hier meine eigene Geschichte finden würde.

Was ich zuerst entdeckte, war das Kulturforum der Stadt. Es fühlte sich sofort wie ein Ort an, zu dem ich gehören könnte. Ich stellte mir vor, wie sich meine Geschichten in seinen Mauern entfalten würden, und träumte davon, Veranstaltungen zum Geschichtenerzählen und Schreibworkshops zu veranstalten, bei denen Menschen mit unterschiedlichstem Hintergrund zusammenkommen könnten.

Das Forum fühlte sich an wie ein Versprechen auf Verbindung, und es weckte etwas Hoffnungsvolles in mir.

Von dort aus ging ich hinüber zur Bibliothek. Für mich sind Bibliotheken das Herz eines jeden Ortes, sie beherbergen seine Geschichte, Kultur und Menschen. Diese Bibliothek hat mich nicht enttäuscht. Ich traf freundliche, neugierige Menschen, und als ich zwischen den Regalen umherwanderte, fühlte ich mich vom Erbe der Stadt umgeben, wobei viele Bücher einen Einblick in die Vergangenheit der Stadt boten. Hier begann ich mich geerdet zu fühlen und wurde daran erinnert, dass es auch fern der Heimat Geschichten gibt, die uns alle verbinden.

Nach meinem Besuch in der Bibliothek beschloss ich, die Gassen zu erkunden. Enge, verwinkelte Gassen haben etwas, das mich anspricht; sie sind wie verborgene Adern, die die leisen Geschichten einer Stadt erzählen. Mit jedem Schritt hatte ich das Gefühl, auf Erinnerungen zu stoßen, gerahmt von Kopfsteinpflaster und Mauern.

Und dann der Park. Eine grüne Oase mit Bänken und hochgewachsenen Bäumen. Hier fand ich einen Ort zum Innehalten und Durchatmen. Ich beobachtete spielende Kinder, lachende Familien und spürte eine stille Freude am bloßen Beobachten. . . “

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Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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