Gemeinderat

Energieinfrastruktur in Bad Mergentheim soll sich wandeln

Die Energieinfrastruktur in Bad Mergentheim beschäftigte den Gemeinderat. Eine Analyse bestätigt, dass noch viel zu tun ist, um von Heizöl und Gas wegzukommen.

Von 
Sascha Bickel
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Holzhackschnitzel brennen gut: Das Naturwärmekraftwerk Bad Mergentheim sorgt für Wärme bei zahlreichen Kunden im Stadtgebiet. © Sascha Bickel

Bad Mergentheim. 15 358 Gebäude gibt es im gesamten Stadtgebiet. Die Hälfte entfällt auf Garagen, Hallen und Scheunen, doch die andere Hälfte will beheizt werden und hier kommen zum überwiegenden Teil noch Gas (44 Prozent) und Heizöl (26 Prozent) zum Einsatz. Ein größeres Fernwärmenetz gespeist durch das Holzhackschnitzel-Heizkraftwerk des Stadtwerks Tauberfranken könnte eine Lösung sein – ebenso die massive Umrüstung auf Wärmepumpen samt Ausbau der Photovoltaiknutzung.

„Es gibt viele Probleme noch zu lösen“, brachte es CDU-Stadtrat und Heizungsexperte Alexander Hay auf den Punkt. Tobias Nusser von EGS-plan (Ingenieursgesellschaft) aus Stuttgart warb im Gemeinderat für eine offene Kommunikation mit den Bürgern und für das Aufzeigen von Lösungswegen, um die Energiewende gemeinsam zu schaffen. Nusser stellte die Bestandsanalyse für die „Kommunale Wärmeplanung“ der Kurstadt gemäß dem Klimaschutzgesetz vor. Die Stadträte nahmen sie zustimmend zur Kenntnis.

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„Es ist ein bundesweites Thema“, leitete Oberbürgermeister Udo Glatthaar die Debatte ein und „wir haben großes Glück mit unserem Naturwärmekraftwerk und dem bereits erstellten Fernwärmenetz“. Die Leitungslänge, verteilt über das Weberdorf, Auenland, die Innenstadt und das Kurgebiet, beträgt aber gerade einmal 14 Kilometer, während 137 Kilometer Gasleitungen im Stadtgebiet verlaufen. Tobias Nusser hatte noch weitere Daten im Gepäck: So fließen jedes Jahr knapp 26 Millionen Euro der Gas- und Heizölkunden aus Bad Mergentheim ab und entsprechend hohe Treibhausgasemissionen sind damit verbunden. Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung bis 2040 sollte diese millionenschwere Wertschöpfung in regionale Kanäle umgeleitet werden. Als erneuerbare Energien bieten sich laut Nusser vor Ort an: Biomasse, Solarthermie, Außenluft, Flusswasser, Abwärme aus Industrie und Gewerbe, Grundwasser, Abwasser, Geothermie-Sonden und -Kollektoren.

Klaus-Dieter Brunotte (SPD) fragte: „Was kommt da auf die Bürger zu?“ Und Wolfgang Herz (CDU) ergänzte: „Welche Verbindlichkeiten gibt es für unsere Bürger?“

Tobias Nusser warb dafür, dass bestehende Fernwärmenetz auszubauen und ebenso auf Biomasse-Heizungen in den Stadtteilen zu setzen. Für viele werde zudem wohl der Einbau einer Wärmepumpe der Ausweg sein, um von fossilen Energieträgern weg zu kommen. Thomas Tuschhoff (Grüne) plädierte dafür, die Bürger nicht alleine zu lassen und Quartierslösungen aufzuzeigen.

CDU-Stadtrat Alexander Hay bedauerte, dass man in Bad Mergentheim kein flächendeckendes Wärmenetz habe oder gar schnell realisieren könne. Er ging aber auch kritisch auf die Wärmepumpen ein, die gerade in der Altstadt und bei einer engen Bebauung Probleme mit sich bringen, zum Beispiel beim Lärm oder bei Abständen zum Nachbarn. Laut Fachleuten heißt es, wenn es um die verschiedenen Arten der Wärmepumpen geht, entweder „tief bohren“, „Kollektoren im Garten verlegen“ oder „die Wärme der Außenluft entziehen“ – Wärme wird dem Grundwasser, dem Erdreich oder der Umgebungsluft entzogen.

Solaranlagen und Pelletheizungen kamen noch zur Sprache, ehe Karl Kuhn (CDU) dafür warb, die bestehenden Gasnetze nicht abzuschreiben, sondern hier künftig auf Wasserstoff zu setzen. OB Glatthaar bestätigte am Ende, dass es im September eine Öffentlichkeitsveranstaltung zur Wärmeplanung geben soll.

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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