Bad Mergentheim. „Können Sie denn mal vorbeikommen? Es ist ja bald wieder Wallfahrt, und wir haben da einen Mit-Waller, der im vergangenen Jahr erstmals mitgelaufen ist“, sagt die Vorsitzende des Walldürner Wallfahrtsvereins Bad Mergentheim, Christine Kemmer dem FN-Reporter. Der „Neue“ könne im Gespräch seine Eindrücke schildern. In der Tat ein interessanter Vorschlag.
Beim Gespräch im schattigen Garten wartet dann nicht nur Christine Kemmer, sondern auch ihre Stellvertreterin Christine Glass auf den Reporter. Und natürlich auch der „Erst-Waller“ vom vergangenen Jahr, Jürgen Schmitt. Der 55-jährige Familienvater ist kein Mergentheimer, sondern lebt in Laibach, einem Ortsteil von Dörzbach. „Kirchlich gehören wir zur katholischen Seelsorgeeinheit ‚Heilig Kreuz’ (Rengershausen, Stuppach, Rot, Wachbach und Laibach) und somit zum Dekanat Mergentheim. Politisch gehört Laibach zum Hohenlohekreis“, erklärt Schmitt.
Aber: „Es gibt ja durchaus Kontakte, und die Kurstadt ist nahe. Und dann hat mich eine Frau aus meiner Kirchengemeinde angesprochen, ob ich denn nicht mal mit auf die Wallfahrt nach Walldürn gehen wolle. Dann hab’ ich mir überlegt, ob ich das mal machen könnte und sollte.“
Schmitt war bis zum vergangenen Jahr noch auf keiner Wallfahrt, obwohl er seit vielen Jahren aktiv in seiner Kirchengemeinde wirkt. „Ich war anfangs schon unschlüssig“, berichtet er, „ob und bei wem ich dabei sein wollte“. Doch die „Mundpropaganda“ sprach für die Mergentheimer. „Da hab ich mir gesagt: Da machst und läufst du mit.“
Wie es denn so sei, wenn man sich erstmals anschicke, auf die Wallfahrt zu gehen, will da der Reporter wissen. „Na ja, man muss sehr früh aufstehen. Also hab ich mich 2022 ins Auto gesetzt (zusammen mit zwei Mit-Wallern), hab’ einen Parkplatz gesucht und gefunden und bin zum Sammelpunkt beim Münster. Abmarsch ist ja schon um 2 Uhr“, sagt Schmitt. Und ja, „da ist schon eine gewisse Spannung und Nervosität dabei gewesen.“
Vorbereitet habe er sich intensiv, die Schuhwahl „ist ein entscheidender Punkt“. Man will ja blasenfrei ankommen. „Ich habe mich ausgetauscht mit anderen Wallern und habe mich dann für Sportschuhe entschieden.“ Es war eine „gute Wahl“, wie Schmitt betont, denn er habe „keinerlei Probleme gehabt“. Auch die Kleidung – der Ratschlag lautete „leicht und luftig, eine Regenjacke im Rucksack“, sei richtig gewesen.
Und auch eine Aufgabe hat der Neuling übernommen, denn „ich war dann gleich als Lautsprecher-Träger aktiv“. Nicht die gesamte Wegstrecke, aber als der erste von mehreren Trägern. „Ja, und dann lief es eigentlich ganz geschmeidig.“ Man müsse halt aufpassen bei den Gebeten, denn gleichzeitig laufen und beten, das sei „schon ein bisschen anstrengend. Man muss sich halt konzentrieren.“
Theoretisch sei ihm alles dank der intensiven Recherche im Vorhinein klar gewesen, „aber die Praxis ist ja immer etwas anders“. Und: „Es ist keine Wanderung, sondern eine Wallfahrt. Trotzdem nimmt man die Flur und die Natur sehr intensiv wahr, und man kann tatsächlich abschalten, den täglichen Trott beiseite legen, ja regelrecht meditieren und sich auf sich selbst und den Austausch mit Gott konzentrieren.“
Das, so Schmitt weiter, „kann man sich vorher nicht vorstellen – man muss es einfach mal erleben!“ Dazu kämen auch die „intensiven Gespräche mit dem anderen Teilnehmern – man denkt dann auch über alles Mögliche nach.“ Insgesamt sei die Wallfahrt für ihn „keine sportliche, gleichwohl aber eine körperliche und vor allem geistige Herausforderung“ gewesen.
Als „sehr schön“ bezeichnet Schmitt das „intensive Gemeinschaftsgefühl“, und als beim Halt in der Kirche in Kupprichhausen nach dem gemeinsamen Gebet und dem sakramentalen Segen alle Erst-Teilnehmer mit einer Medaille ausgezeichnet wurden, „war das schon ein besonderer Moment“, sagt Schmitt.
„Bei meiner ersten Wallfahrt habe ich Dinge erlebt, die ich schwer in Worte fassen kann. Allesamt sehr, sehr intensiv und einfach schön.“ Keine Sekunde habe er das Gefühl gehabt, „alleine zu sein. Immer war die Gemeinschaft spürbar.“ Und da er auch nie das Gefühl hatte, nicht weiter mitlaufen zu können, etwa wegen Fußproblemen, war das Ziel, Walldürn zu erreichen, „kein Problem für mich“. Und selbst wenn – das eingespielte Sanitätsteam bietet allen ‚Fußkranken’ die Möglichkeit, im ‚Besenwagen’ mitzufahren.
„Bei uns bleibt niemand zurück“, betonen Kemmer und Glass an dieser Stelle. Das „auf einander Acht geben ist ein Kernstück der Wallfahrt, alle sollen gesund ankommen“, erklärt Kemmer. Und sich gegenseitig zu motivieren, „das gehört einfach dazu“, ergänzt Glass.
Ob er denn heuer wieder nach Walldürn wallfahren wolle, will der Reporter von Jürgen Schmitt noch wissen. Die Antwort ist unmissverständlich. „Keine Frage, natürlich bin ich wieder mit dabei“, sagt der Laibacher und lächelt. Es sei zweifellos schon jetzt „ein bisschen Vorfreude“ im Spiel, sagt Schmitt.
Wer an der Wallfahrt teilnehmen möchte, ist herzlich eingeladen, wie Christine Glass betont. „Man muss auch nicht katholisch sein“, denn das Erlebnis, auf der Wallfahrt Gott näher zu kommen, „steht allen Menschen offen, egal, welcher Religion sie angehören“. Nur früh aufstehen und Durchhaltewillen haben, müsse man, eine Anmeldung sei nicht nötig. Start ist am Samstag, 24. Juni, um 2 Uhr am Münster. Und wer unterwegs feststelle, nicht mehr mitlaufen zu können, „den nimmt das Sanitätsteam im Auto mit“.
Weitere Infos zur Wallfahrt nach Walldürn und zum Bad Mergentheimer „Walldürner Wallfahrtsverein“ gibt es Internet unter www.mergentheimer-wallfahrtverein.de.
Info: FN-Online-Umfrage zur Wallfahrt in Walldürn gibt es hier.
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