Main-Tauber-Kreis. Der Eichenprozessionsspinner sorgt wieder für Schlagzeilen. Im benachbarten Landkreis Schwäbisch Hall wird er aktuell und punktuell chemisch bekämpft. Im Main-Tauber-Kreis halten die Fachleute die Augen offen, sehen aber momentan keine Massenvermehrung in unseren Gefilden und stufen deshalb die Gefahrenlage insgesamt „als gering ein“.
Experten raten dennoch zur Vorsicht beim Spaziergang im Wald und allgemein in der Nähe von Eichen, gerade in nächster Zeit Denn: Die Eichenprozessionsspinner entwickeln jetzt ihre giftigen Brennhaare, die sich mit Widerhaken in der menschlichen Haut festsetzen können. Die Folge sind schmerzhafte Reizungen und Ausschläge. Die Haare werden über die Luft weitergetragen.
In Schwäbisch Hall wird der Eichenprozessionsspinner seit Anfang Mai bekämpft. Einzelne Nester im Bereich zweier Waldkindergärten wurden entdeckt und chemisch bekämpft, da sonst laut Stadt der Weiterbetrieb der Einrichtungen gefährdet gewesen wäre.
„Auch im Main-Tauber-Kreis wurden in den vergangenen Jahren solche Einzelnester an Spielplätzen oder in Parks entfernt, in der Regel durch Abflammen“, teilt der Pressesprecher des Landratsamtes, Markus Moll, den FN auf Nachfrage mit und er erklärt weiter: „Das sind aber stets begründete Einzelfälle, eine Bekämpfung auf der Fläche findet nicht statt.“ Der Eichenprozessionsspinner trete grundsätzlich in allen wärmeren Regionen Baden-Württembergs auf. In regelmäßigen Abständen könne es dabei zu Massenvermehrungen kommen. „Dies scheint nach einer Umfrage bei den Revierleitungen des Main-Tauber-Kreises dieses Jahr aber nicht der Fall zu sein“, so Moll: „Aus diesem Grund schätzt das Forstamt die Gefahrenlage im Kreis als gering ein. Die aus den vergangenen Jahren noch an Eichen hängenden Gespinstnester sollten allerdings auf keinen Fall berührt werden. Auch Jahre nach ihrer Entstehung könne diese Gebilde aus Gespinstfäden, Raupenkot, Puppenhülsen und vor allem den Spiegelhaaren der Raupen Hautausschläge und Atemwegserkrankungen auslösen.“
Gibt es aktuell Nester im Main-Tauber-Kreis und wer schaut danach? „Nach Auskunft der Revierleitenden ist derzeit kein auffälliger Befall vorhanden“, so Moll. Im Mai fänden im forstlichen Jahreslauf die Begänge der Waldbestände für die Planung der Hiebssaison 2024/25 statt, bei dieser Gelegenheit werde ebenfalls auf das Auftreten von Eichenprozessionsspinnern geachtet.
Welche Ratschläge gibt es für die Waldbesucher und woran erkennt man die problematischen Bäume am besten? Dazu teilt Moll mit: „Die Larven des Eichenprozessionsspinners bilden ab dem dritten von sechs Larvenstadien eine mit jeder Häutung zunehmende Menge an Gifthaaren aus. Ab dem fünften Larvenstadium, das in der Regel um den Monatswechsel Mai/Juni erreicht ist, finden sich an besonnten Eichen, oft in Höhe des Kronenansatzes an der Unterseite der ersten Stark-Äste, typische Gespinstnester, in denen sich die Larven zur Häutung aufhalten. Diese Gespinstnester dürfen keinesfalls berührt oder beschädigt werden, um zu vermeiden, dass die Gifthaare in die Luft verwirbelt werden. Ein besonderes Problem ist dabei, dass nicht nur die frischen Nester aus dem aktuellen Jahr, sondern auch – wie bereits ausgeführt – die verlassenen Nester aus den vergangenen Jahren eine ebenso große Gefahr darstellen.“
Als wärmeliebende Art bevorzuge der Eichenprozessionsspinner zur Eiablage freistehende, besonnte Eichen, das heißt Bäume an Waldrändern, in Parks, Ortsbegrünungen, Gärten, an Sportplätzen und Schwimmbädern, also gerade dort, wo sich Menschen oft aufhalten. „In sehr warmen Jahren und durch die Erwärmung in Zeiten des Klimawandels begünstigt tritt er aber auch vermehrt in geschlossenen Waldbeständen auf“, so Moll.
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