Bad Mergentheim/Künzelsau. Der Tourismusbereich in der Region Heilbronn-Franken ist nach wie vor sehr heterogen und es gibt durchaus vielfältige Potenziale, die man nutzen will, um die Situation zu verbessern. Mit dazu beitragen will auch die Bürgerinitiative „pro Region Heilbronn-Franken, wie deren Vorsitzende Friedlinde Gurr-Hirsch anlässlich der zweiten „Touristischen Radausfahrt“ auf den Künzelsauer Wertwiesen vor einer stattlichen Anzahl von Meinungs- und Entscheidungsträgern aus Politik und Wirtschaft unterstrich. „Der Verein „pro Region“ will eine gemeinsame Plattform für Heilbronn-Franken entwickeln“.
Tourismus als Stütze
Um bei diesem Vorhaben erfolgreich zu sein, erscheint es der ehemaligen Staatssekretärin allerdings ganz wichtig, „dass wir endlich die Grenzen der Kleinstaaterei bei unseren Überlegungen überwinden und einige Kirchtürme einreißen, denn die stehen dem Erfolg entscheidend im Wege“.
Eine wichtige Stütze der Region Heilbronn-Franken sei dabei sicherlich der Fahrrad- und Wandertourismus, so Gurr-Hirsch. Mit der zweiten „Touristischen Radausfahrt“ wolle die Bürgerinitiative auf diese Themen aufmerksam machen.
Die Veranstaltung war gleichzeitig Teil des Tags der Mobilität im Rahmen des 50-Jahr-Kreisjubiläums, das der Hohenlohe-Kreis in diesem Jahr mit mehreren Veranstaltungen feiert. Rund 60 Teilnehmer waren bei hochsommerlichen Temperaturen gekommen. Gemeinsam mit dem Landrat des Hohenlohe-Kreises, Dr. Matthias Neth, fuhr die Gruppe auf dem wunderbaren Kocher-Jagst-Radweg zwischen Künzelsau und Forchtenberg. Ein besonderer Gruß galt beim Start den rund 20 Radsportfreunden des RC Dreigang Bad Mergentheim, die mit ihrem Vorsitzenden Günther Fischer und dem Bad Mergentheimer Kurdirektor und Geschäftsführer der Touristikgemeinschaft „Liebliches Taubertal“, Sven Dell, als zahlenmäßig größte Gruppe an der Fahrt teilnahmen.
Die Mitglieder des Radsportclubs aus der Kur- und Badestadt waren auch schon bei der ersten Touristischen Radausfahrt auf dem Fünf-Sterne-Radweg „Liebliches Taubertal“ vor einem Jahr dabei. Da ging es von Lauda zum Kloster Bronnbach. Ihr großes Engagement hat maßgeblich zum großen Erfolg der Auftaktveranstaltung beigetragen, wie Friedlinde Gurr-Hirsch betonte.
Unterwegs wurden die Radler aus der Region von der AOK Heilbronn-Franken, den Städten Künzelsau und Ingelfingen, der Firma Würth-Elektronik und dem Schlosshotel Ingelfingen betreut. Informationen zum Gartennetzwerk Hohenlohe gab es im Ingelfinger Schlossgarten von Andreas Dürr. Zum Abschluss der Radausfahrt gab es aktuelle Informationen zur „Lage des Tourismus in Heilbronn-Franken und in Baden-Württemberg“ vom Geschäftsführer der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg, Andreas Braun.
Wie auch die Vereinsvorsitzende von „pro Region“, Gurr-Hirsch, sieht der Tourismusexperte aus Stuttgart nur in der Schaffung eines „gemeinsamen Daches und der Vereinheitlichung der Marke Tourismus“ eine Chance für die Teilraumschaften. Dies bedeute keine Unterordnung, sondern nur einen gemeinsamen Internetauftritt, denn der Tourist aus Berlin oder Hamburg aus Europa oder auch aus Übersee, interessiere sich nicht für Landkreisgrenzen. Als definierte touristische Destination seien Landkreise und auch die Region Heilbronn-Franken zu klein, waren sich Gurr-Hirsch und Braun einig. Ein Name müsse in erster Linie werbewirksam und griffig sein.
Die bei der CMT in Stuttgart am Anfang des Jahres unterzeichnete Absichtserklärung zur Gründung einer neuen Kooperationsgemeinschaft in der Region des nördlichen Baden-Württembergs mit Ziel einer gemeinsam getragenen Koordinierungsgeschäftsstelle zeige in die richtige Richtung.
„Noch ist nicht alles in trockenen Tüchern, aber wir sind auf gutem Weg“, machte Braun Hoffnung. Eine große Bedeutung bekomme auch der künftige Umgang mit den Themen Digitalisierung und Datenmanagement, denn „wir stehen im globalen Wettbewerb“, wie Braun verdeutlichte. Die große Herausforderung sei, jetzt die richtige Balance zwischen Destinationsmarketing und Destinationsmanagement zu finden.
In seinem Fazit stellte Braun fest: „Wir brauchen künftig beides“, wobei sich die Gewichtung aktuell in Richtung Destinationsmanagement verschiebe.
In einer von Big Data und Künstlicher Intelligenz geprägten Reisewelt spiele es irgendwann kaum noch eine Rolle, welche Kampagnen eine Destination verfolge. Viel wichtiger werde sein, dass die großen digitalen Player künftig die richtig aufbereiteten Daten zur Verfügung haben, um diese nutzen zu können.
Auch das funktioniert nach Meinung von Andreas Braun nur gemeinsam, im Austausch vor Ort, in der Region und vor allem auch über die Grenzen der eigenen Region hinaus.
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