Seit Donnerstag ist die Besenwirtschaft des Markelsheimer Weinguts Braun wieder geöffnet. Die Gäste können hier frisch auf der Berliner Wein Trophy mit Gold ausgezeichnete Weine verkosten – zwei Weißweine und einen Rotwein.
Markelsheim. Die Sommerverkostung 2022 der Trophy fand vom 30. Juli bis 7. August statt. Die Geschwister Madlen und Jonas Braun durften sich nach zwei Mal „Berliner Gold“ im Sommer 2021 diesmal über drei Goldmedaillen freuen. Die Trophy unter Schirmherrschaft der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV) sowie der Internationalen Union der Önologen (UIOE) ist Deutschlands bedeutendster und größter internationaler Weinwettbewerb. Über 14.000 Weine aus 40 Ländern wurden bei der Sommerverkostung 2022 bewertet. Die unabhängige Expertenjury setzte sich aus 400 Personen – Önologen, Sommeliers, „Masters of Wine“, erfahrenen Händlern, Winzern und Fachjournalisten aus der ganzen Welt - zusammen. Die Produkte werden nach dem 100-Punkte-Schema gemäß den Vorschriften und Richtlinien der OIV und der UIOE bewertet.
„Berliner Gold“ sprach die Jury der Sommerverkostung 2022 dem Weingut Braun für den 2021er Markelsheimer Mönchsberg Bacchus Qualitätswein trocken, den 2021er Markelsheimer Mönchsberg Kerner Kabinett halbtrocken sowie den 2018er Markelsheimer Mönchsberg Acolon Spätlese aus. Drei weitere von dem Markelsheimer Weingut angestellte Produkte befinden sich in der „Kategorie 4“, die bei der Medaillenvergabe nicht mehr zum Zug kommt, weil auf der Trophy stets nur 30 Prozent der verkosteten Weine prämiert werden. Madlen und Jonas Braun, beide gelernte Weinbautechniker und für den Ausbau der Weine verantwortlich, wissen, dass diese Weine gleichwohl eine hohe Punktzahl von den Juroren erhielten: „Das bedeutet, dass sie ,medaillenfähig’ sind. Uns zeigt das Prämierungsergebnis, dass wir unserer Linie treu geblieben sind und unsere Qualität entsprechend bestätigt wurde“.
Erstmals wurde auf der Berliner Sommerverkostung 2022 ein Rotwein des Hauses Braun mit Gold ausgezeichnet. Der Acolon aus der Lage Mönchsberg wurde im guten Rotweinjahr 2018 gelesen und erreichte mit rund 97 Oechslegraden klar das Prädikat Spätlese. Er gärte auf der Maische und wurde erst nach rund drei Jahren Harmonisierung auf Flaschen gezogen. „Diesen Rotwein kann man auch in sieben Jahren noch gut trinken“, versichern die Geschwister. Mit neun Gramm Restzucker pro Liter ist er kein klassisch trockener Vertreter, aber auch kein typischer Halbtrockener. Rotweinkenner werden ihre Freude an der kräftigen Tanninstruktur und Aromen von Sauerkirsche und Brombeeren bei 13 Volumenprozent Alkohol haben.
Typische Aromen
Fruchtig und exotisch, mit ausgeprägten Johannisbeer- und Holunderaromen ist der Mönchsberg Bacchus für einen trockenen Wein überraschend mild bei seinen acht Gramm Restzucker. „Trockener ausgebaut“, betonen Madlen und Jonas Braun, „wäre es für uns kein typischer Bacchus mehr.“ Die Trauben wurden 2021 mit 75 Grad Oechsle gelesen, der Wein hat 11,5 Volumenprozent Alkohol.
Mit dem Kerner Kabinett wurde ein weiterer Bouquetwein – zum zweiten Mal in Folge – mit Gold prämiert. Mineralisch im Geschmack, typisch für den hiesigen Muschelkalkboden, mit Aromen von Birne, vollreifem Apfel und Muskat, ist dieser Weißwein aufgrund seiner dezenten Säure und seines langanhaltenden Geschmacks beliebt. 86 Oechsle Mostgewicht wiesen die 2021 gelesenen Trauben auf, ausgebaut wurde der Wein halbtrocken mit 15 Gramm Restzucker und zwölf Volumenprozent Alkohol.
Über 30 Weine umfasst das Sortiment des Weinguts Braun. Neu hinzugekommen sind jetzt zwei Cuvées, denen sich jene Weintrinker zuwenden dürften, die es gerne etwas süßer hätten - aber auch nicht zu süß. „Tauberglück“ wurden die zwei lieblichen Weine getauft: rot aus Spätburgunder, Schwarzriesling und Acolon, weiß aus Müller-Thurgau, Riesling und Bacchus. „Die Qualitätsweine passen mit ihrer dezenten Süße einfach zu unserer lieblichen Landschaft“, so die Geschwister. Die Sorte Scheurebe soll 2023 erstmals geerntet werden und das Spektrum der Bouquetweine zusammen mit Bacchus und Kerner zum Dreigestirn erweitern. Weißburgunder wird zudem das Portfolio des Weinguts Braun in den nächsten Jahren ergänzen.
Erst Kälte, dann Trockenheit
„Heiß und trocken“ klassifizieren die Brauns das Weinjahr 2022. Am Frost sei man Ende Mai knapp vorbeigeschrammt. Nach gleichmäßigem Austrieb mussten die Reben wegen der anhaltenden Trockenheit in Junganlagen und Trockenstandorten bewässert werden, was in Markelsheim das aufwendige Anfahren der Weinberge mit Wasserfässern bedeutet. Ende Juli mussten die fehlenden Niederschläge dann auch in Altanlagen durch Wasserzufuhr kompensiert werden. Teilweise wurden Trauben reduziert, um die Stöcke zu entlasten.
In den ersten Lesetagen konnte nun ein durchschnittlicher Ertrag äußerst gesunder Trauben mit ordentlicher Qualität eingebracht werden.
Mit Schwarzriesling und Tauberschwarz sind rund ein Drittel der Betriebsfläche abgeerntet, es folgen in den nächsten Wochen teils in Handlese Bacchus, Acolon, Müller-Thurgau, Silvaner, Kerner, Riesling und Spätburgunder. Bei den aktuellen Niederschlägen heißt es, die Trauben genau im Auge zu behalten. Ideal fürs Aroma sind kühle Nächte und trockene Tage. „Wir sind positiv gestimmt“, so Madlen und Jonas und ihr Vater Erhard unisono. In den nächsten drei Wochen kann das Repertoire des Weinguts im Besen sowie ohnehin ganzjährig im Weinverkauf verkostet werden. Auch beim in diesem Jahr wieder stattfindenden Markelsheimer Träubelesmarkt am 3. Oktober ist das Weingut Braun vertreten.
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