Rund 250 Haushalte werden unterstützt

Bad Mergentheimer Tafel: Ein Ort der Hilfe und Solidarität

Die Tafel in Bad Mergentheim unterstützt rund 250 Haushalte - ohne den Einsatz der ehrenamtlichen Helfer wäre dies nicht möglich. Was die Mitarbeiter aber bedauerlich finden, ist die geringe Nachfrage unter Rentnern.

Von 
Phillip Drost
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Ohne Ehrenamtliche geht es auch in der Bad Mergentheimer Tafel nicht: Das Bild zeigt (von links) Annemarie Scheckenbach, Bärbel Marczinski, Monika Wokal, Heidi Zenkner, Linda Haberkorn, Veronika Kluge, Dietrich Grebbin und Helga Götz. © Phillip Drost

Bad Mergentheim. Die Fränkischen Nachrichten hatten die Gelegenheit, mit den Verantwortlichen der Bad Mergentheimer Tafel über ihre wertvolle Arbeit zu sprechen. Bei dem Gespräch, das in den Räumlichkeiten der Tafel in der Krummen Gasse 20 stattfand, standen die Leiterin der Tafelarbeit beim Diakonischen Werk, Linda Haberkorn, die Vorsitzende des Fördervereins, Veronika Kluge, sowie langjährige ehrenamtliche Mitarbeiterinnen wie Annemarie Scheckenbach und Monika Wokal Rede und Antwort.

Aktuell unterstützt die Bad Mergentheimer Tafel rund 250 Haushalte. Diese Zahl hat sich im Laufe der Jahre durch verschiedene Krisen verändert. Besonders während der Flüchtlingskrisen 2014 und 2022 verzeichnete die Einrichtung einen starken Anstieg der Nachfrage, wobei derzeit vor allem Geflüchtete aus der Ukraine die Hauptgruppe der Nutzer stellen.

Deutsche Rentner nehmen das Angebot nur selten wahr

„Bedauerlich ist, dass deutsche Rentner das Angebot nur selten wahrnehmen“, so Annemarie Scheckenbach. Der Grund sei oft Scham. Ein Problem, welches nicht nur Bad Mergentheim betrifft. Tafeleinrichtungen fragten sich tatsächlich deutschlandweit, „wo die Rentner bleiben“, so Linda Haberkorn.

Die Tafelarbeit ist ohne die Unterstützung der ehrenamtlichen Helfer nicht denkbar. Menschen wie Annemarie Scheckenbach und Monika Wokal investieren wöchentlich bis zu 30 Stunden ihrer Zeit. „Wir haben ein tolles Team, und die Arbeit macht uns Freude“, berichteten die Ehrenamtlichen im Gespräch mit den FN. Die Tafel bedankt sich bei ihren Helfern regelmäßig mit kleinen Feiern, wie der anstehenden Weihnachtsfeier, Ausflügen und Präsenten. Für viele Helfer ist das Miteinander, aber ebenso wichtig wie die Arbeit selbst.

Tafel: Spenden von Supermärkten und regionalen Bäckereien

Eine wesentliche Grundlage der Tafelarbeit sind die regelmäßigen Spenden von Supermärkten wie Edeka, Aldi und Rewe oder regionalen Bäckereien wie der Bamberger Bäckerei und Weber. Woche für Woche sortieren diese Betriebe qualitativ einwandfreie Lebensmittel aus, die im regulären Wirtschaftsprozess nicht mehr verwendet werden können – sei es wegen nahender Mindesthaltbarkeitsdaten oder optischer Mängel. Das Ziel der Tafel ist es, diese Lebensmittel ressourcenschonend weiterzugeben, anstatt sie zu entsorgen. Die gespendeten Waren werden von den ehrenamtlichen Helfern eingesammelt, sortiert und im Laden kostengünstig gegen Vorlage eines Berechtigungsscheins an Menschen mit geringem Einkommen weitergegeben.

„Der Bedarf an haltbaren Lebensmitteln ist besonders hoch“, erklärte Monika Wokal. „Auch bei Kühlware und frischem Gemüse wird es manchmal knapp, da diese von den Händlern nur selten aussortiert werden.“

Soziale Tage bei der Tafel absolvieren - Bewusstsein für Armut schaffen

Für die Weihnachtszeit sammelt die Tafel aktuell gezielt Kaffee und Tee, um in einer besonderen Weihnachtsaktion jedem Haushalt eine Packung Kaffee oder Tee anbieten zu können. Wer also etwas über hat, darf sich gerne bei der Tafel melden. Die Tafel ist nicht nur ein Ort der Hilfe, sondern auch ein Raum für gesellschaftliches Lernen.

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Regelmäßig absolvieren Auszubildende von Unternehmen wie Würth oder Roto soziale Tage in der Tafel. „Die jungen Leute nehmen oft tiefgreifende Eindrücke mit nach Hause und schaffen in ihren Familien ein Bewusstsein für Armut“, erzählte Veronika Kluge. Besonders blieb die Erzählung eines jungen Freiwilligen im Gedächtnis, der Abends Zuhause am Esstisch sich nicht traute bei den Tomaten zuzugreifen, nachdem er bei der Arbeit in der Tafel mitbekam, wie eine Mutter die schwere Entscheidung treffen musste, ob sie nun lieber Tomaten oder Äpfel mit nach Hause nimmt.

Kein Vollversorger, aber eine wichtige Stütze

„Wir versorgen an einem Öffnungstag über 100 Menschen, darunter rund 50 Kinder und 60 Erwachsene“, so Linda Haberkorn. Dennoch sei die Tafel kein Vollversorger, sondern eine ergänzende Unterstützung. Ein Berechtigungsschein, der über die Diakonie oder das Rathaus ausgestellt wird, ist Voraussetzung für den Einkauf.

Die Tafel in Bad Mergentheim ist eine unverzichtbare Stütze für viele Menschen in der Region. Doch ihre Arbeit ist nur mit Unterstützung der Gemeinschaft möglich. Neben Lebensmitteln und Geldspenden werden aktuell gerade Hygieneartikel besonders gesucht .

Die Verantwortlichen appellieren an die Bevölkerung: „Jede Spende zählt und hilft, bedürftigen Menschen ein Stück Sicherheit und Würde zu geben.“

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