Natur und Umwelt

Bad Mergentheimer Station des Deutschen Wetterdienstes abgebaut

Die ehrenamtlich betriebene Wetterstation Bad Mergentheim-Neunkirchen des Deutschen Wetterdienstes wurde Ende September aufgegeben und bereits zurückgebaut. Ein neuer Standort wird aktuell gesucht.

Von 
Sascha Bickel
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In Bad Mergentheim-Neunkirchen, genauer gesagt in der Carl-Arnold-Straße, stand bis Ende September die offizielle Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes für die Region um die Kurstadt. Inzwischen ist sie bereits abgebaut und es sind nur noch Reste sowie der Zaun erkennbar. © Sascha Bickel

Bad Mergentheim/Neunkirchen. Der Deutsche Wetterdienst, kurz DWD, mit Sitz in Offenbach bei Frankfurt am Main betreibt aktuell rund 1900 Wetterstationen bundesweit. Das Mess- und Beobachtungsnetz ist seit Ende September um einen Standort ärmer: Bad Mergentheim-Neunkirchen. Die Station dort wurde aufgegeben und ist schon abgebaut.

Der Deutsche Wetterdienst

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) ist für die Erfüllung der meteorologischen Erfordernisse aller Wirtschafts- und Gesellschaftsbereiche in Deutschland zuständig. Seine Aufgaben basieren auf einem gesetzlichen Informations- und Forschungsauftrag, dem Gesetz über den Deutschen Wetterdienst.

Jegliche Meteorologie beginnt mit der Beobachtung. Im DWD sind diese Aktivitäten als Messnetz organisiert und im Prozess Datengewinnung zusammengefasst. Die gewonnenen Daten sind Grundlage für alle Folgeprozesse in der numerischen Wettervorhersage, des Warnmanagements, der meteorologischen Beratung der Luft- und Seeschifffahrt sowie der Servicedienstleistungen im Bereich Klima und Umwelt.

Die Messungen des DWD gliedern sich in Bodenbeobachtung, Atmosphärenbeobachtung und die Überwachung der Radioaktivität in der Atmosphäre. sabix

Der in der Carl-Arnold-Straße in Neunkirchen gemessene Temperatur-Rekord lag bis zu diesem Jahr offiziell bei 40,2 Grad und stammte vom 7. August 2015. Es war so heiß gewesen wie nie seit Beginn der Messungen 1947.

Im Juli sorgte dann der „Temperaturrekord für Baden-Württemberg“ mit 40,3 Grad Celsius bundesweit für Schlagzeilen. Doch es gab keinen neuen Allzeitrekord in Bad Mergentheim-Neunkirchen für das gesamte Bundesland, sondern nur für die Kurstadt selbst!

Konsequenzen gezogen

Der Deutsche Wetterdienst teilte bereits einen Tag später mit, dass die Messung der 40,3 Grad Celsius zwar korrekt war, „allerdings eine umgehend erfolgte Prüfung des Standortes“ ergeben habe, „dass die Temperaturen des Messfeldes aufgrund benachbarter Gebäude sowie des Vegetationsbewuchses in der direkten Umgebung bei windschwachen Wetterlagen wie in den letzten Tagen nur für eine sehr lokale Umgebung repräsentativ sind“.

Zudem zog man die Konsequenz, dass die Wetterstation in Neunkirchen zwar weiterhin für viele meteorologische Fragestellungen wie die Wettervorhersage oder die Berechnung von Jahresmitteltemperaturen relevant sei. Ihre Daten sollten vom DWD aber nicht mehr bei der Ermittlung von Rekordtemperaturen für das Bundesland Baden-Württemberg oder Deutschland genutzt werden, erklärte der Deutsche Wetterdienst Ende Juli.

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Acht Wochen später erfolgte bereits das Ende der Wetterstation in Neunkirchen. Uwe Kirsche, der Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Wetterdienstes, erklärte auf Nachfrage unserer Zeitung, dass der Grund für die Schließung der Station der Tod des ehrenamtlichen Beobachters sei. Die Ehefrau habe während dessen Krankheit die Wetterstation weiter betreut, wollte jetzt aber den Rückbau der Station – und dies sei entsprechend geschehen.

Und wie geht es jetzt weiter? Dazu sagt Kirsche: „Es wird ein neuer Standort in der Gegend gesucht. Anfragen der Regionalen Messnetzgruppe des Deutschen Wetterdienstes bei der Stadt Bad Mergentheim und umliegenden Gemeinden laufen.“

Die aktuell nächstgelegenen, mit unterschiedlich umfangreicher Messtechnik ausgestatteten DWD-Stationen stehen übrigens in Lauda-Königshofen (Heckfeld), in Königheim, Bütthard, Rothenburg ob der Tauber, in Ingelfingen-Stachenhausen sowie im Neckar-Odenwald-Kreis in Buchen und Seckach.

Deutschlandweit betreibt der DWD derzeit rund 1900 Stationen. Nach Auskunft von Pressesprecher Kirsche gehen dabei von 181 hauptamtlichen Stationen und 834 nebenamtlichen Stationen die Messwerte halbstündig beim DWD ein. Der DWD erhalte darüber hinaus Daten aus Partnermessnetzen – insbesondere der Bundesländer. Allein von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg seien es aktuell 54 Stationen, die mit genutzt würden, so Kirsche.

Auch auf die Kosten einer Wetterstation ging Kirsche auf Anfrage ein. Er sagte: „Neben den Baukosten einer nebenamtlichen Wetterstation, die aktuell mit rund 30 000 Euro angesetzt werden, jedoch pro Standort auch sehr variabel ausfallen können, fallen jährliche Kosten für Gestattung (Miete für Grundstück und Stromkosten) sowie für die Sensor-, Geländepflege und Messwerterhebung im Winterhalbjahr an.“ Zirka 900 Euro erhalte ein ehrenamtlicher Beobachter für seine Arbeit.

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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