Bad Mergentheim. Es geht um die zukünftige Klärschlammentsorgung im Main-Tauber-Kreis. Der Gemeinderat Bad Mergentheim stimmte einmütig für eine Absichtserklärung zum Beitritt in einen künftigen Zweckverband „Thermische Klärschlammverwertung Region Würzburg“. Wie genau die Zusammenarbeit aussieht, wird noch geklärt und danach muss der Gemeinderat nochmals den offiziellen Beitritt absegnen.
Oberbürgermeister Udo Glatthaar begrüßte das Vorhaben und die Stadträte sahen keinen Diskussionsbedarf. Lediglich CDU-Stadtrat Hubert Rothenfels wies auf die Nachhaltigkeit des großen Projekts hin, dass die Stadt und den Landkreis Würzburg mit dem Main-Tauber-Kreis zusammenbringe.
Zum Hintergrund heißt es in der ausführlichen Ratsvorlage: „Alle Kommunen im Main-Tauber-Kreis haben sich 2004 zusammengeschlossen, um den Klärschlamm gemeinsam verbrennen zu lassen. Der Transport von der einzelnen Kläranlage zur Verbrennungsanlage und die Verbrennung wurden europaweit ausgeschrieben. Wirtschaftlichster Bieter war damals die Firma BAGeno, Bad Mergentheim. Der Vertrag lief ursprünglich bis Ende 2012 und wurde danach mehrmals verlängert. Derzeit hat er eine Laufzeit bis zum 31. Dezember 2026. Der Klärschlamm wird nach Karlstadt oder nach Lippendorf (bei Leipzig) gebracht, um in den dortigen Kraftwerken mit verbrannt zu werden.“
Da Phosphor einer der weltweit wichtigsten Rohstoffe ist, gibt ab 2029 beziehungsweise 2031 in der EU die Verpflichtung für die Betreiber von Abwasserbehandlungsanlagen den Phosphor aus dem Klärschlamm zurückzugewinnen. „Technisch und wirtschaftlich ist dies nach derzeitigem Stand aus der Klärschlammasche möglich“, heißt es weiter in der Ratsvorlage: „Dazu muss die Konzentration in der Asche möglichst hoch sein. Dies ist aber bei einer Mitverbrennung des Klärschlamms nicht der Fall. Für eine Phosphor-Rückgewinnung kommt daher nur eine Monoverbrennung des Klärschlamms in Frage. Diese Anlagen gibt es derzeit nur wenige, so dass neue Verbrennungsanlagen gebaut werden müssen.
Neubau am Müll-Heizkraftwerk
Der Entwässerungsbetrieb der Stadt Würzburg hat in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut eine Klärschlammstudie zur Konzeption der Klärschlammverwertung kombiniert mit einer Phosphor-Rückgewinnung in Auftrag gegeben. Dabei wurde neben der Stadt und dem Landkreis Würzburg, den Landkreisen Kitzingen und Main-Spessart auch, auf Bitte der Stadt Wertheim, das Klärschlammpotenzial des Main-Tauber-Kreises untersucht.
Dabei wurde das Szenario des Baus einer Klärschlammtrocknungsanlage am Müll-Heizkraftwerk in Würzburg mit anschließender Verbrennung am Gemeinschaftskraftwerk in Schweinfurt als Lösung favorisiert. Dies wurde anschließend in einer Machbarkeitsstudie bestätigt.
Die bevorzugte Rechtsform für den Betrieb der Klärschlammtrocknung ist dabei der Zweckverband als stabiles und bewährtes Konstrukt mit Mitbestimmungs- und Mitwirkungspflichten der Mitglieder. Daher soll ein neuer Zweckverband ’Thermische Klärschlammverwertung Region Würzburg’ (ZTKW) gegründet werden. Mitglieder sollen sein: Stadt Würzburg, ZVAWS (Zweckverband Abfallwirtschaft Würzburg), Gemeinden und Abwasserzweckverbände der Nachbarlandkreise.“
Da es sich in der Vergangenheit sehr bewährt habe, dass der Main-Tauber-Kreis einheitlich aufgetreten ist, solle dies nun wieder so organisiert werden, so die Stadt Bad Mergentheim.
Der neu zu gründende Zweckverband in Würzburg solle alle Aufgaben der Klärschlammentsorgung nach Entwässerung einschließlich der Verantwortung für den entwässerten Klärschlamm und alle Verwertungsschritte ab der Trocknung bis zur Phosphor-Rückgewinnung innehaben.
Eine Inbetriebnahme der Trocknungsanlage in Würzburg sei für das Jahr 2028 geplant.
Damit die Stadt Würzburg weiter planen kann, benötigte sie zum jetzigen Zeitpunkt eine (noch unverbindliche) Absichtserklärung über einen möglichen Beitritt zum Zweckverband. Bad Mergentheim signalisierte jetzt seine Zustimmung.
„Vorteile bei einem Beitritt zum Zweckverband der Region Würzburg sind unter anderem“, so wird in der Ratsvorlage noch ausgeführt, „der gut angebundene Standort mit zentraler Lage im Einzugsbereich. Damit werden lange Transportwege im Sinne des Klimaschutzes vermieden. Durch die Übertragung der Klärschlammentsorgung herrscht eine größtmögliche Entsorgungs- und Planungssicherheit mit einer Anlage, welche unter kommunaler Kontrolle und Transparenz steht.“
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/bad-mergentheim_artikel,-bad-mergentheim-bad-mergentheimer-raete-fuer-klaerschlammverwertung-in-wuerzburg-_arid,2207327.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/bad-mergentheim.html