VolksbankForum im Kursaal

Bad Mergentheim: Tipps vom Milliarden-Manager und kurioses Kabarett

Was Experte Norbert Faller über die Kapitalmärkte weiß – und wie ein Jamaikaner im Deutschland-Schottenrock begeistert.

Von 
Simon Retzbach
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Das Musik- und Comedyduo Carrington-Brown überzeugte beim VolksbankForum mit hohem Tempo, viel Witz und starken Stimmen. © Retzbach

Bad Mergentheim/Main-Tauber-Kreis. Es wirkte fast, als will die Volksbank das Klischee des trockenen, humorlosen Bänkertums gezielt widerlegen. Ein Milliarden-Manager und ein Jamaikaner im Deutschland-Schottenrock – viel bunter hätte der Abend im Kursaal wohl nicht sein können. Der gemeinsame Rahmen: das „VolksbankForum“. Hier sollen Informationen aus dem Geschäftsbereich vermittelt werden, gleichzeitig aber auch die Unterhaltung nicht zu kurz kommen.

Die Deutschen und Kapitalmärkte – das ist nicht unbedingt eine Liebesbeziehung, die Aktionärsquote ist im internationalen Vergleich eher gering. Besteht da überhaupt Interesse am Vortrag eines Fondsmanagers? Rund 500 Besucher im Kursaal sprachen da eine klare Sprache.

Mit rund 500 Besuchern war der Abend im Kursaal sehr gut besucht. Die Veranstaltung in Tauberbischofsheim ist bereits restlos ausverkauft. © Retzbach

Klare Sprache – das ist quasi das Stichwort für Norbert Faller. Seit knapp 20 Jahren tritt der Fondsmanager deutschlandweit auf und erzählt – mit hörbar hessischem Einschlag – launig über das Geschehen an den Kapitalmärkten. Er ist mitverantwortlich für den „UniGlobal“-Fonds von Union Investment. Fonds dieser Gesellschaft werden über die Volksbanken, auch in der Region, vertrieben. Knapp 20 Milliarden Euro sind hier investiert – und Norbert Faller entscheidet darüber.

Wie kann man sich so einen Multi-Milliarden-Manager vorstellen? Erstaunlich unspektakulär. Vom klassischen Bank-Dresscode mit Anzug und Krawatte ist Faller recht weit entfernt, als er mit auffälligen Adidas-Sneakern auf die Bühne kommt. Auch das Sakko verschwindet schnell, eine Krawatte ist ohnehin nirgends zu sehen. Wenn man es nicht wüsste, man käme nicht unbedingt auf die Idee, mit Faller eines der Schwergewichte des deutschen Fondswesens vor sich zu haben.

Und wie spricht er über das an sich nüchterne Thema Geldanlage? Neben dem bereits erwähnten hessischen Einschlag (Union Investment hat den Sitz in Frankfurt) fällt vor allem die lockere Art auf. Und das, obwohl nicht unbedingt alles glatt gelaufen ist in den vergangenen Monaten. Der Fondsmanager beschreibt eindrücklich die Vorgänge rund um die angekündigten Zölle des US-Präsidenten Trump, die im April einen massiven Kursrutsch an den internationalen Kapitalmärkten auslösten. „2025 war eines der dynamischsten Börsenjahre meiner Karriere“, so Faller, der selbst seit mehr als 30 Jahren im Bereich Vermögensberatung und Fondsgeschäft tätig ist.

Norbert Faller verantwortet bei Union Investment ein Anlagevolumen von über 20 Milliarden Euro - und plaudert selbstironisch-locker aus dem Nähkästchen. © Retzbach

Den hochdramatischen und dynamischen Vorgängen in der Weltpolitik nimmt Faller ein bisschen den Schrecken und den Ernst, wie er da gestikulierend auf der Bühne hin und her läuft. Oft ist Gelächter zu hören, wenn er launig und mit einer gehörigen Portion Selbstironie die Kapitalmärkte und seinen Arbeitsalltag beschreibt. Nach anfänglichen Verkäufen im April „hat Faller am Freitag die geniale Idee, wieder nachzukaufen“, wie er über sich selbst spottend erzählt. Es sollte der berühmte Griff ins fallende Messer werden, denn am Montag darauf (7. April 2025) sacken viele Werte um bis zu 20 Prozent ab. „Da war ich der Depp der Nation – ein schönes Geburtstagsgeschenk“, erinnert er sich mit einem Schmunzeln an jenen Montag im April. Er hatte auch damals gut lachen, denn am selben Abend schließen die Börsen deutlich höher und er ist plötzlich der „Held der Nation“. Vom Depp zum Helden an nur einem Tag – das Kapitalmarktgeschäft ist ein schnelllebiges.

Für die Zuhörer hat er daher markig formulierte Tipps parat. „Wenn die Nachrichtenlage so schlecht ist, dass morgens Blut aus der Zeitung läuft, müssen Sie kaufen. Sie liegen vielleicht ein bis zwei Tage falsch, aber dann wird Geld verdient“, erklärt er das richtige Timing. Und sowieso: „Geld anlegen ist eigentlich total einfach. Sie müssen gute Aktien kaufen und halten und dürfen keine schlechten im Portfolio haben“. Einziger Haken: „Welche Aktie gut und welche schlecht ist, sagt Ihnen zu Beginn eines Jahres halt keiner.“

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So geht auch nicht jede Idee des Fondsmanagers auf, aber Norbert Faller ist dennoch von der Anlage am Aktienmarkt überzeugt. „Es ist keiner zu alt für Aktien. Wenn man sie nicht für sich selbst kauft, dann für die Kinder oder Enkel. Einfach monatlich eine Summe anlegen“, rät er. Für seine Söhne habe er selbst seit Geburt Sparpläne angelegt. Nach 50 kurzweiligen Minuten verabschiedet sich der Milliarden-Manager dann auch wieder. Aber nicht etwa, weil ein dringender Geschäftstermin auf ihn wartet. Auch ein Spitzenbankier hat familiäre Verpflichtungen, die Kinder wollen am nächsten Morgen in den Kindergarten gebracht werden.

Anschließend dann ein harter Bruch – könnte man meinen. Denn mit „Carrington-Brown“ (Rebecca Carrington und Colin Brown) betritt dann ein Musik- und Comedyduo die Bühne. Weg von Weltpolitik und Kapitalmärkten rein in die Unterhaltung also. Doch tatsächlich gibt es Parallelen, sodass die inhaltlich eigentlich fremden Elemente sehr harmonisch zusammen passen. Denn das Duo begeistert mit hoher Dynamik, keine Sekunde wird da ausgelassen, die Stimmung ändert sich häufig – eben ganz wie an den Kapitalmärkten.

Schon äußerlich sind sie ein kurioses Duo, insbesondere der Jamaikaner Colin Brown, der irgendwann mit einem Schottenrock in Deutschlandfarben auf der Bühne steht. Mit Cello, Dudelsack und herausragend-vielseitigen Stimmkünsten begeistern sie ihr Publikum. Zwischendurch immer wieder humoristische Beobachtungen aus dem Alltag eines Paares, das schon an vielen Stellen auf der Welt gelebt hat und die sprachlich-charakterlichen Eigenheiten sehr genau wahrgenommen hat. Die gut 30 Minuten vergehen enorm schnell, als ihr Auftritt und damit auch das „VolksbankForum“ mit einem gemeinsam gesungenen „What a wonderful world“ endet. Eine positive Botschaft zum Abschluss, eben ganz wie bei Norbert Faller, der ebenfalls eine langfristig positive Prognose bei Aktien-Investments sieht.

Ein runder Abend, der die teils weit gereisten Zuschauer hör- und sichtbar begeistert. Am 5. November wird es in Tauberbischofsheim noch eine weitere Auflage geben, die Stadthalle ist allerdings restlos ausverkauft.

Redaktion

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